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Aktuelles Kreis Crossen/Oder
mit den drei Städten Crossen Bobersberg Sommerfeld
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Weißig Weißig liegt ca. 25 km südlich von Crossen/Oder.

Von Crossen/Oder fährt man auf der Chaussee in Richtung Sommerfeld über Benschbude, Deichow bis Bobersberg.
Von Bobersberg sind es nur noch 13 km. Man fährt von dort über Kunow (Chojnowo), Sarkow weiter bis Legel. In Legel überquert man den Bober und bald ist Weißig erreicht.

Weißig hatte bei der letzten Volkszählung im Jahre 1939     227 Einwohner   und gehörte zum Amtsbezirk Liebthal.
Weißig

Das Boberdorf Weißig lag verkehrstechnisch weit weg vom Leben in Crossen und Sommerfeld. Trotzdem kamen Naturfreunde, insbesondere die "Wandervögel" aus der Kreisstadt, gern in das Dreiländereck , wo die Brandenburger Kreise Crossen und Sorau sowie der schlesische Kreis Freystadt aneinander grenzten.

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Diese Landschaft war ein besonders hübscher Winkel und ist es natürlich heute noch. Das gilt nicht nur für das Bobertal, sondern auch für die nahen Poydritzer Höhen.

So hohe "Berge" gab es im ganzen Kreis Crossen nicht. Immerhin lagen die Gipfel des Schloß-Berges und des Langen Berges 135 bzw. 136 m über Normalnull und damit um 65 m über dem Boberufer.
Zwei Kilometer weiter ostwärts bei Tschirkau erreichte der Höhenzug sogar stolze 165 m. Bei klarem Wetter konnten die Wanderer vom Poydritzer Schloß-Berg das Riesengebirge mit der Schneekoppe sehen.
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Die Lage am "Dreiländereck" stattete das mit um 230 Einwohnern kleine Dorf Weißig mit kreis- und provinzübergreifenden Aufgaben aus. In die örtliche Schule, in der in den 1920erJahren Lehrer Erwin Klahlow wirkte, kamen auch die Kinder aus dem sorauischen Legel und dem schlesischen Paganz.


  • zur Geschichte des Ortes

Weißig Schloß Die Geschichtsquellen geben bezüglich dieser Ortschaft im “Dreiländereck” nicht gerade viel her. Die Geschichtsschreibung beginnt 1539 mit einem Lehnbrief des Markgrafen Hans über “Weissag”, das von den drei Brüder Rabenau nach ihres Vaters Nickels Tod geerbt hatten.
Als Besitzer wurde 1539 und bis in die Mitte des 18. Jahrhundert in den Urkunden die Familie von Rabenau genannt, die auch in Kossar begütert war.

Es tauchen jedoch daneben als Miteigentümer bzw. in Weißig wohnend Vertreter der Familien von Bomsdorf und Lichnowsky von Woschütz in den Quellen auf. Schließlich lösten die Freiherm von Troschke die von Rabenau ab.
Mitte des 19. Jahrhunderts kam das Rittergut an Bürgerliche.
Anläßlich der Klassifikation 1718/19 wird für das Jahr 1718 genannt.

Georg Rudolf von Bomsdorfs Sohn, der 2. Kornett Maximilian Wilhelm von Rabenau war der Besitzer von Weißig, doch auf dem Gute wohnte Hans Georg von Bomsdorf.
Ein Drittel des Besitzes gehörte dem polnischen Oberstleutnant Wilhelm Ferdinant Lichnowsk von Woschütz.
Die 2 Bauern waren Hans Thurian und Hans Wenßke,
Dazu kamen 9 Gärtner: Friedrich Kuschke, Christian Gutsche, Heinrich Brüssel, Georg Günther, Georg Schedel, Hans Brutag, Christoph Höhn, Andreas Spielberg, Gottfried Heinrich und der 1 Büdner Hans Hahn.
Der Schulze bewirtschaftete ½ Hufe und je eine Hufe der Windmüller und der Schmied.

Der Acker war mittelmäßig, doch sandig. Auch Weide und Viehzucht waren mittelmäßig. Auf 1½ Bauernhufe konnten 2 Pferde, 2 Ochsen, 6 Rinder, 6 Schafe, 3 Schweine und 3 Gänse gehalten werden.
Früher durfte man sich Brennholz aus der herrschaftlichen Heide holen, doch wurde dieses verboten, ebenso das Fischen im Bober. Im Dorf gab es einige Bienenstöcke. Der Krüger verschenkte 5500 Liter Bier im Jahr.
Weißig

Im Bratring 1806 wird Weißig wie folgt erwähnt:
Weißig 1806 Weißig war im Jahre 1806 ein Gutsdorf mit dem Besitzer “von Troschke ”.
Gegenüber 1718 hatte es 1806 - wohl durch Erbteilungen - 14 Ganz- und 6 Halbkossäten sowie 5 Büdner.
Außerdem hatte es 1 Rademacher, Schmiede, eine Wasser- und eine Windmühle
Weißig hatte 1806:    41 Feuerstellen  269 Einwohner

In der “Topografischen Übersicht des Reg.Bez. Frankfurt/Oder” aus dem Jahre1844 erscheint:

  ♦ Weißig: Dorf mit 1 Wind-, 1 Wassermühle und 1 Ziegelei.
  ♦ Seit 1842 war Kaufmann Friedrich Beyrich zu Berlin Besitzer des Rittergutes von Weißig.
  ♦ Im Jahre 1844 hatte Weißig 52 Wohngebäude und 302 Einwohner.

Für das Jahr 1852 werden genannt: Weißig = Dorf und Rittergut mit 347 Einwohner.

Für die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts fand man keine Angaben über die Herren von Weißig.
Das Crossener Kreis-Adreßbuch von 1926 weist Bruno Schindelmeiser als Gutsherrn aus.


  • Weißig - K i r c h e

Das Gotteshaus zu Weißig schaute und schaut mit seinem spätmittelalterlichen Feldsteinmauern recht ansprechend aus. Der Turm und die Innenausgestaltung sind jüngeren Datums, "neuzeitlich" nannten das die Kunstsachverständigen von 1921 in den “Kunstdenkmälern der Provinz Brandenburg”.
Weißig Kirche
Eine Ausnahme bildete jedoch die Taufe von 1611 mit dem Zinneinsatz von 1658. Sie war aus Sandstein gehauen und oben achteckig, hatte aber einen quadratischen Fuß. Die acht Seiten verzierte der Bildhauer einst mit Reliefarbeiten. Da sah der Kirchenbesucher u. a. Darstellungen des Gekreuzigten, des Johannes, des Mattheus, der Arche Noah und der Taufe Christi.
Die Kirche ist eine vollständig umgebaute Anlage aus dem späten Mittelalter, die mit einem neuzeitlichen Turm versehen wurde. Das genaue Jahr ihrer Erbauung ist nicht zu ermitteln.
Dagegen sind die in ihr wirkenden Pfarrer sicher lückenlos bekannt und im Evangelischen Pfarrerbuch für die Mark Brandenburg seit der Reformation verzeichnet.
Der erste Weißiger Pfarrer war Valentin Göhring, der ab 1570 dort predigte. Ihm folgten bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges weitere 23 Männer auf die Kanzel, von denen drei durch ihre Söhne auch im Amt beerbt wurden. Der Erste von ihnen war Bartholomäus Reiche, der 1600 das Amt von seinem Vater Abraham übernahm. In seine Amtszeit fällt auch laut Inschrift die Stiftung des Taufgefäßes 1611.
Die nächste amtierende Pfarrersfamilie waren die Steinbachs. Vater Georg und Sohn Martin übten das Amt zusammen über 77 Jahre aus. Auf eine gemeinsame Amtszeit von 64 Jahren kamen Vater Christian Wilhelm Moritz und Sohn Friedrich Wilhelm Albrecht, wobei der Vater mit allein 48 Dienstjahren länger auf diesem Posten verweilte, als alle seine Vorgänger und Nachfolger.
Weißig Parrhaus In seine lange Dienstzeit fällt auch die Weihe der großen Kirchenglocke , die 1848 in Kleinwelka vom Glockengießer Gruhl hergestellt wurde.

Die kleinere Glocke wurde bereits mehr als hundert Jahre zuvor (1740) in Frankfurt an der Oder von LF. Schramm gegossen und in der Amtszeit von Pfarrer Gottfried Großmann geweiht.
Weißig Kirche
In den ersten Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts wurde die Kirche dann vermutlich zu einer Station auf der Karriereleiterfür Pfarrer, die dort nur wenige Jahre verblieben, um bald darauf weiterzuziehen. Friedrich Gotthold Bauer, Pfarrer in Weißig von 1910 bis 1914, brachte es noch bis zum Superintendenten in Treuenbrietzen. Auch Arthur Albert Georg Gramlow, der von 1922 bis 1926 auf der Weißiger Kanzel stand, brachte es noch zum Chef eines Kirchenkreises - er wurde Superintendent in Arnswalde. Erst der letzte Weißiger Amtsinhaber, Pfarrer Georg Paul Gustav Schütz, der 1928 dieses Amt, aus Japan kommend, wo er als Pfarrer und Missionar gewirkt hatte, übernahm, ließ sich wieder für längere Zeit im Dorf nieder. Interessant ist auch, dass diesen "exotischen" Dienstweg über Tokio nach Weißig nicht nur Pfarrer Schütz nahm. Bereits vor ihm kam Pfarrer Karl Paul Adolf Wendt 1917 mit Zwischenstation in Frankfurt aus Japan an die Weißiger Kirche.

Pastor Georg Gramlow, ab 1928 sein Nachfolger Georg Schütz, taufte, konfirmierte, traute und beerdigte nicht nur die Weißiger Gläubigen, sondern neben den Legel'schen von jenseits des Bober auch die evangelischen Einwohner der schlesischen Nachbardörfer Paganz, Tschirkau und Poydritz. In Groß-Reichenau gab es infolge der Rekatholisierung der evangelischen Schlesier in der Gegenreformation "nur" eine katholische Pfarrkirche, in der die beiden schlesischen Orte Paganz und Tschirkau eingepfarrt waren. Die Weißiger Kirche war somit eine sogenannte Grenzkirche, in der Protestanten aus den schlesischen Nachbardörfern am lutherischen Gottesdienst teilnehmen konnten.


  • Weißig - I n f r a s t r u k t u r

Trotz seiner geringen Größe des Ortes war für die Weißiger Bewohner alles vorhanden, was man zum Leben brauchte. Im Dorf gab es einen Bäcker mit Kolonialwarenhandlung und einen Schuhmacher, der gleichzeitig einen Tante-Emma-Laden, wie wir heute sagen würden, betrieb. Selbstverständlich gab es auch einen Gasthof. Einige Anwesen hatten bereits eine Wasserleitung.

Hinsichtlich der Handwerker können wir nach Studium des “Einwohnerbuch des Kreises Crossen, Ausgabe 1926 ” folgende zusätzliche Berufe mit zugehörigen Namen finden:.
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Es gab 1926 in Weißig :

1 Fleischer ( Oswald Meyer )
1 Bäcker (Kurt Mattig)
1 Gastwirtschaft (Bernhard Rauhut)
1 Schmiede (Reinhold Fietze)
1 Müller (Kurt Schenk)
2 Schuhmacher (Karl Ender und August Noack)
1 Tischler (Heinrich Walter)
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Neben dem Gasthof Rauhut ist wohl auch bei Schlachter Meyer ausgeschänkt worden. Jedenfalls gab er für das Einwohnerbuch zusätzlich den Gastwirtsberuf an.

Kommunalpolitisch gehörte der entlegene Winkel zum Amtsbezirk Liebthal.
Für Recht und Ordnung war der Bobersberger Landjäger zuständig. Für den lag das "Dreiländereck" ganz schön weit weg, konnte er doch nur über die Boberbrücken von Kuckädel oder Legel dorthin gelangen. Die Post nach und von Weißig lief über das schlesische Groß-Reichenau.

Um 1933 brachte der Reichsarbeitsdienst etwas mehr Leben ins Dorf. Er richtete ein Lager ein und beschäftigte die jungen Männer zunächst mit Vorlandgewinnung am Fluß. Dann folgte der Bau des Stausees zur Wasserentnahme für das Boberkraftwerk zwischen Zeschau und Kriebau, zwei flußaufwärts von Weißig am linken niederlausitzer Ufer gelegenen Dörfern. Doch das blieb eine verhältnismäßig kurzzeitige Episode. Als Stausee und Ableitungskanal fertig waren. herrschte wieder Stille am "Dreikreiseck".


  • Weißig - Häuserverzeichnis

Im untenstehenden Ortsplan von Weißig sind sämtliche Häuser von Weißig mit ihren Bewohnern bzw. Hausbesitzern (Stand: 1945) aufgeführt.
Außerdem sind noch vorhandene Häuser (Stand 1996) mit “ Grün ” gekennzeichnet worden.

Doppl.Klick für Großformat des Ortsplans

Der Ortsplan wurde von der Familie Alter erarbeitet und von H.Pflaum für das Internet zusammengestellt.
  Änd 27.01.2017
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