Tammendorf

( Gęstowice)
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Gasthof
Gutshaus
Tammendorf    liegt ca.19 km nordwestlich von Crossen.

Von Frankfurt kommend, fährt man auf der ehemaligen Fernstraße Nr.5 in Richtung Crossen.
Als ersten Ort des Kreises Crossen erreicht man Drehnow. Nach Ende der Ortsumgehung Drehnow erscheint bereits in der Ferne der Kirchturm von Tammendorf, das nach weiteren 3 km erreicht wird.

Von Crossen kommend, fährt man im Kreisel am Ende der Bismarckstraße in Richtung Frankfurt/Oder weiter. Nach 19 km ist Tammendorf erreicht.


Tammendorf hatte bei der letzten Volkszählung im Jahre 1939     344 Einwohner   und gehörte zum Amtsbezirk Kurtschow, zu dem auch Birkendorf und Eichberg gehörten.


Tammendorf liegt auf der Höhe eines Sanders und hat zudem mit dem 125 m über dem Meeresspiegel sich erhebenden Signalberg die höchste Erhebung der näheren und weiteren Umgebung.

Das Dorf grenzt mit seiner Feldflur und den Wäldern an Riesnitz, Drehnow, Klebow, Birkendorf, Kurtschow und Trebichow.
Zu allen diesen Dörfern bestehen Wege- und Straßenverbindungen.


Zwischen Drehnow und Tammendorf liegt an einer Wegekreuzung der kleine Ausbau - Kolonie Tammendorf.


  • zur Geschichte des Ortes

Tammendorf wurde als Tamodorf im Jahre 1308 erstmals urkundlich erwähnt. In der in Posen ausgestellten Urkunde bestätigt der Bischof Friedrich I. von Lubus (Lebus) die Grenze an der Pleiske (große Pilsge) und die Zugehörigkeit von Tamsdorf, Klewe (Klebow), Trebichow u.a. zur Kirche von Posen. Tammendorf wurde damit auch gleichzeitig als Kirchdorf genannt.

1606 schrieb man Tomendorf, 1660 Tammendorff, 1759 Tamendorf, 1763 Dammendorf, 1795 Tannendorf, in den folgenden Jahren überwiegend Tammendorf.
Der Dorfname lässt an einen früheren Besitzer denken, wobei dessen Herkunft unklar bleibt. Der Name ist durch die Endung „Dorf“ eindeutig deutschen Ursprungs.

Der früheste bekannte Besitzer von Tammendorf ist die Familie von Schlieben (mind. bis 1650). Maximilian von Schlieben, Herr auf Tammendorf, war eine herausragende Persönlichkeit seiner Zeit. Er war Domherr zu Brandenburg, Statthalter in Sonnenburg, Comthur zu Lietzen, Senior des Johanniterordens, Herr auf Tuchenband (1680 – 1704) und Papitz.
Maximilian von Schlieben war mit Lucia Maria von Trott zu Solz aus dem Hause Badingen verheiratet.
Bis 1690 besaß eine Familie von Stößel die Güter Tammendorf und Klebow.
1690 erwarb General von Micrander das Dorf von der Familie von Stössel.

Wie auch bei den anderen Orten verfügen wir für Tammendorf erst mit den Unterlagen der Klassifikation der Jahre 1718/19 über weitergehende Informationen.

In der Klassifikation 1718/19 wird Tammendorf wie folgt erwähnt:

Tammendorf befand sich um 1715 im Besitz des General-Leutnants Freiherr Georg Adolf von Micrander. Er war Gouverneur der Festung Kolberg, wo er sich meist aufhielt. Er hatte eine Tochter.
Im Ort gab es:
   • 9 Bauern mit je 1½ Hufe
   • 8 Gärtner
   • 4 Büdner mit eigenen Häusern u. zusammen ⅓ Hufe

Sämtliche Besitzer wurden namentlich genannt (siehe nebenstehenden Auszug). Die Windmühle durfte nur für das Schloss mahlen, alle Untertanen mußten die Mühle in Riesnitz benutzen.
Weide und Viehzucht waren schlecht. Das Heu musste zum Preis von 3 bis 4 Talern (das waren etwa 90 Groschen)je Fuder von Ziebingen und anderen Orten gekauft werden.

Auf 1½ Bauernhufe konnten 2 Pferde, 2 Ochsen, 6 Rinder, 3 Schweine und 4 Gänse gehalten werden.
Der Krüger verschänkte 150 Tonnen Bier. Es gab einen Küster, der kein Land hatte, weiter lebten noch 10 Hausinnen im Ort.
2⅔ Hufen sind noch zu besetzen, es will sich aber niemand finden.

Im 19. Jahrhundert häufige Besitzerwechsel. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts befand sich das Gut im Besitz der Freiherren von Troschke.


Im Bratring 1806 steht geschrieben:
 • Tammendorf war im Jahre 1806 ein Dorf mit Gut,
es gehörte dem Freiherrn von Troschke..
Es hatte 9 Bauern, 8 Kossäten, 7 Büdner und 13 Einlieger.
Einige Handwerker, 1 Schmiede, 1 Ziegelei u. 1 Windmühle.

Tammendorf hatte 1806:  32 Feuerstellen u. 245 Einwohner.



In der “Topografischen Übersicht des Reg.Bez. Frankfurt/Oder” aus dem Jahre 1844 erscheint:
  • Tammendorf war ein Dorf mit Rittergut und Kolonie,
    dem Amtmann Ferdinand Stolle gehörend.
    es hatte 42 Wohngebäude und 420 Einwohner

Außerdem sind zu Tammendorf gehörig:

   • 1 Ziegelei.
   • 1 Theerofen.
   • 1 Windmühle.



Für das Jahr 1852 werden genannt:

   • Tammendorf:   Dorf mit Rittergut - mit 439 Einwohnern.


Im Riehl und Scheu "Berlin und die Mark Brandenburg …" von 1861 wird geschrieben:

   • Tammendorf:   Dorf mit Rittergut, dem Oberamtmann Stolle gehörend - mit 44 Häusern und 397 Einwohnern, darunter 6 Katholiken und 6 Juden.
Kolonie "Drei Häuser" mit 7 Häuser und 61 Einwohnern.

1828 werden die Familien von Koch,   1842-57 von Stolle und   1879 ein gewisser Meyer als Besitzer des Gutes erwähnt.
Ende des 19. oder Anfang des 20. Jahrhunderts wird die Familie von Fournier Eigentümerin des Gutes.



  • Die Barockkirche in Tammendorf - auf Initiative General Georg Adolf von Micrander errichtet

Das Dorf Tammendorf liegt direkt an der Fernstraße zwischen Crossen und Ziebingen, die nach Frankfurt/Oder führt. Dort auf der höchsten Anhebung steht die alles überragende Kirche, und man kann auch heute noch bei einem flüchtigen Blick die imposante Schönheit dieses über dreihundert Jahre alten Gotteshauses erkennen.
Nur der obere Teil des Turmes wurde fast 100 Jahre später erneuert, und im Jahre 1910 ist sie im Innern instandgesetzt worden. Schaut man sich diese Kirche aber etwas genauer an, so bleibt nur noch Unverständnis übrig, wie solch ein kulturhistorisches wichtiges Bauwerk so vernachlässigt werden kann.

Die Kirche in Tammendorf gehörte einst, wie es in den „Kunstdenkmälern der Provinz Brandenburg“ heißt, zu den in ihrer Gesamterscheinung einheitlichsten und am besten erhaltenen Barockbauten der Provinz. General Georg Adolf von Micrander, der kurz vor 1690 das Gut Tammendorf erworben hatte, ließ sie in den Jahren 1696 bis 1703 errichten.


      Tammendorf - Kirche

      Tammendorf - Orgel in der Kirche
Georg Adolf von Micrander fand beim Erwerb Gut und Dorf in einem Zustand vor, der noch deutlich Spuren des 30jährigen Krieges erkennen ließ. Als Gotteshaus diente, wie Bruchmüller sagt, ein altes, elendes mit Schindeln gedecktes Kirchlein.

Der Freiherr, kunstsinnig und prachtliebend, wahrscheinlich auch durch seine Kriegsdienste reich. entschloß sich bald zum Neubau, den er zum größten Teil selbst finanzierte.

Der alte Bau war bereits 1693 niedergelegt worden. Die Grundsteinlegung erfolgte am 15. April 1696 und sieben Jahre später war das Gotteshaus im Rohbau fertiggestellt.

Zur Bestreitung der Kosten wurden u. a. auch die Überschüsse der Kirchenkasse in Höhe von 4- 10 Talern jährlich benutzt. Sechsundvierzig Taler werden 1709 als Ausgabe für die große neue Glocke verzeichnet.

      Tammendorf - Kirche als Zeichnung

Als Baumeister der Kirche wird „Monsieur“ Bernhard Rigelan genannt; Maurermeister war Johann Karl Matuschky, der seit 1696 in Tammendorf anwesend war. Von anderen Meistern seien der Bildhauer Johann Ernst Plato und der Orgelbauer Gottfried Zeidler erwähnt, 1708 wird im Patenregister „Herr Müller der Mahler aus Frankfurth“ angeführt.
Die Innenausstattung der Kirche machte den Bau nach dem Urteil der Kunstsachverständigen zu einer der schönsten Barockkirchen der Mark Brandenburg. In den „Kunstdenkmälern der Provinz Brandenburg“ wurde die Innenausstattung detailiert genannt, denn sie war auch in ihrem Innern außerordentlich reizvoll und künstlerisch wertvoll ausgestaltet und ausgestattet.

Das Gotteshaus zu Tammendorf in der Gegenwart. Nach der Übernahme des Gebäudes durch die in Tammendorf neu angesiedelten Katholiken nach 1945 wurden mehrmals Reparaturen durchgeführt. Es wurden an der Fassade eine Schicht Zementputz aufgebracht, die das architektonische Detail zerstörten und verwischten. Die runden Fenster wurden oben eingemauert und die Uhr entfernt, und in den 1960er Jahren wurden die Sammlungsbank, die stilvollen Bänke im Kirchenschiff und die schmiedeeiserne Brüstung entfernt. Der Eingang zur Krypta wurde zugemauert.

Auch das Epitaphbild (Erinnerungsdenkmal für den Erbauer der Kirche), das links vom Altar an der Wand hing, und das Wappen der Familie von Micrander, das die Brüstung vor der Orgel zierte, verschwanden. Der Orgelvorbau blieb weitgehend unverändert. Ungeklärt bleibt aber, wohin die entfernten Ausstattungsstücke wanderten, was mit ihnen geschah.

Die barocke Kanzel ist von der ursprünglichen Ausstattung der Kirche erhalten geblieben. Im Jahr 2009 wurde die Überdachung des Gotteshauses erneuert, sodass gehofft wird, dass dieses wertvollste Barockgebäude in ehemaligen Kreis Crossen/Oder bald wieder in seinem ordnungsgemäßen Aussehen erstrahlt.



General Georg Adolf Freiherr von Micrander (* 1640, † 26. Okt. 1722)

Dieser besagte Herr, geboren um 1640 im hessischen Lande, ging als ein erfolgreicher Soldat, Vermittler und Unterhändler in die deutsche Militärgeschichte ein und wurde letztendlich 1689 zum Generalmajor befördert.

Als Georg Adolf von Micrander Tammendorf noch vor 1690 erwarb, stand er seit 1674 in kurfürstlich-brandenburgischen Diensten. Vorher hatte er bereits für Schweden und den deutschen Kaiser Kriegsdienste geleistet und sich dabei im Kampf gegen die Türken in Ungarn ausgezeichnet. Dafür wurde er 1682 in den Freiherrnstand erhoben.

Anläßlich der Krönung des Kurfürsten Friedrich zum preußischen König im Jahre 1701 avancierte von Micrander zum Generalleutnant. Auch das Amt des Gouverneurs von Frankfurt (Oder) hatte er inne, was ihm wohl dazu bewog, in diesem Umland sesshaft werden zu wollen, was er darauf in Tammendorf auch realisierte. Er erwarb dort nicht nur sein Herrensitz, nein, er ließ auch von 1696 bis 1705 die beeindruckende geschmackvolle Kirche im barocken Stil erbauen. 1713 trat er in den Ruhestand.

Anscheinend war auch das Herrenhaus, das der Freiherr in Tammendorf vorfand, nicht viel wert. 1694 begann er deshalb auch einen Schloß-Neubau, der 1697 beendet war. Dieses Gebäude sah in der damaligen höfischen Zeit viele Gäste und wohl auch manch buntes Treiben. Die Gutsherrschaft Micrander verfügte über eine beträchtliche Menge an Personal, gewissermaßen über einen kleinen "Hofstaat“. So hat Dr. Wilhelm Bruchmüller nach Kirchenbucheintragungen als Tammendorfer Einwohner (Jahre der Beurkundungen in Klammern) in der damaligen Zeit ermittelt:


      Freiherr von Micrander
den Vogt Valtin Sander (1684 und 1702), den Verwalter Hans Bartherich (1690),
den Amtmann Johannes Rauch (1694 und 1703), den Brauer Martin Knispel (1699),
einen Hoftischler (1696), den Weinmeister und Winzer Kulisch(1711),
den Hoffischer Georg Beschke (1691), den Hofgärtner Christoph Leubke (1692,1695, 1697 , 1718),
einen Jäger, einen Hofschützen,
den Sekretär Johann Ephraim Güttig (1708,1711), einen Lakai,
einen Kammerdiener, mehrere Heiducken,
einen Furier, einen Sergeanten,
mehrere Korporale und Soldaten, eine Hofjungfer,
eine Kammerjungfer, ein Hofmädchen,
eine Kinderfrau, einen Hofmeister,
eine Ausgeberin (Wirtschafterin), einen Hofkoch,
den Tafeldecker Johannes Berndt (1712), einen Stallmeister,
einen Reitknecht, einen Leibkutscher,
zwei Hofkutscher, eine Näherin,
einen Hofschneider ein herrschaftseigener Barbier und “Peruquier".

Der General von Micrander starb in Tammendorf. Seine Witwe Anna Catharina, geborene von Klingsporn, verschied am 4. Februar 1738. Von den beiden Töchtern heiratete die ältere, Juliana Catharina Christiana, den Präsidenten und Geheimen Rat Friedrich Heinrich von Bartholdi, der adoptiert wurde und den Namen eines Freiherrn von Micrander erhielt. Er starb bereits - vor seiner Schwiegermutter - 1735 und hinterließ nur eine Tochter.


Vergrößerung - Luftbild
      Tammendorf - Luftbild
Diese erblickte am 10. November 1718 in Tammendorf das Licht der Welt und heiratete am 2. November 1735 den Freiherrn Friedrich Wilhelm von Caanitz, der 1753 in Berlin starb und dort in der Parochialkirche beigesetzt wurde. Damals lebte und besaß Tammendorf offensichtlich noch die Tochter des Generalleutnants, Juliana Catharina Christiana von Micrander-Bartholdi. Sie verkaufte Besitz und Rechte Mitte der 1750er Jahre an die Kriegskommisare Bech und Bettfür.

Zum Besitz der Familie von Micrander gehörte damals neben Tammendorf auch Klebow, insgesamt über 30 Hufen. Das Herrenhaus derer von Micrander brannte 1837 ab.
In den danach vorgenommenen Neubau wurden Wappen und Inschrift von 1697 eingebracht. So konnte man bis 1945 lesen, dass der Reichsfreiherr General und Statthalter von Frankfurt/Oder Georg Adolf von Micrander dieses Schloß seinem Hause als angenehmen Aufenthalt, dem angestammten Geschlechte als Ruhesitz und den Nachkommen als immerwährendes Denkmal erbauen wollte.

Geblieben ist von der Micranderschen Bautätigkeit in Tammendorf nur die Kirche. Sie wurde 1910 unter Leitung von Dr. W. Jung gründlich instandgesetzt und auch von den jetzigen Nutzern, den polnischen Katholiken, vor 1967 noch einmal renoviert.


  • Der Pfarrer Wilhelm Bruchmüller sen. ( * 1822 - † 1897 )

In der Reihe der 18 Pfarrer von Tammendorf, die Fischer im “Evangelischen Pfarrerbuch" (1941) anführt, ist der erste Donatus Leschke, der bis 1571 amtierte, und der letzte Heinz Dormann, der nach vier Jahren pfarrerloser Zeit 1936 nach Tammendorf kam.

Als 15. Pfarrer kam 1875 Wilhelm Bruchmüller senior in das Dorf zwischen Frankfurt/Oder und Crossen. Er war am 28. Dezember 1822 in Neurüdnitz als Sohn des Kolonisten Johann Gottlieb Bruchmüller geboren worden. Sein Vater oder sein Großvater gehörte also zu den Siedlern, Kolonisten genannt, mit denen Friedrich der Große weite Gebiete der Neumark nutzbar machte. Nach der Ordination 1855 erhielt er die Pfarrstelle in Louisa, Kirchenkreis Sonnenburg. 1858 wurde er Pfarrer in Pyrehne, 1862 in Gennin im Warthebruch.

Vergrößerung - Pfarrhaus
      Tammendorf - Pfarrhaus


Sein Sohn Dr. Wilhelm Bruchmüller junior hat 1873, vermutlich in Gennin, das Licht der Welt erblickt. Zwei Jahre alt, kam er nach Tammendorf. Neun Jahre Jugendzeit verlebte er hier. Als 1884 der Vater Pfarrer in Messow wurde, siedelte er in das dortige Pfarrhaus um. Dort starb am 1. Februar 1895 sein Vater Wilhelm Bruchmüller sen.

Der Sohn besuchte das Gymnasium in Guben und später in Stralsund. Denn die Mutter war eine Pfarrertochter aus Pommern. Unser Heimatforscher studierte Geschichte, deutsche Literatur, Völkerrecht und Volkswirtschaft. Einen großen Teil seines Lebens verbrachte er in Leipzig, wo er die “Leipziger Zeitung" leitete und 1935 starb.


      Tammendorf - Schloss
Vielseitig war Dr. Bruchmüller junior sein Schaffen. Neben zahlreichen Beiträgen in wissenschaftlichen Zeitschriften erschienen von ihm im Verlag Richard Zeidler zu Crossen:
  • “Der Kobaltbergbau und die Blaufarbenwerke in Sachsen bis zum Jahre 1653",
  • “Die Folgen der Reformation und des 30jährigen Krieges für die ländliche Verfassung und die Lage des Bauernstandes im östlichen Deutschland, besonders in Brandenburg und Pommern",
  • "Gedichte",
  • "Märkische Lieder".
Im Verlag Dieterich, Leipzig, kamen die “Beiträge zur Geschichte der Universitäten Leipzig und Wittenberg",
im Verlag Abel, Greifswald, die “Erinnerungen an Rügen und Greifswald" heraus.
Alle diese Arbeiten entstanden vor 1904.

Das Manuskript für sein Buch “Zwischen Sumpf und Sand" beendete er im April 1904 in Leipzig. Das Buch erschien 1905.
Im Vorwort zu “Zwischen Sumpf und Sand" sagt der Autor:

„ … dass das Buch der Liebe zur heimatlichen Scholle erwuchs. Auf dem märkischen Lande haben zwischen Sumpf und Sand neben seinem alten, stolzen und tüchtigen Adel, dessen Wesen und Wirken Theodor Fontane in seinen "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" ein so dauerndes und unvergleichlich schönes Denkmal gesetzt hat, auch noch andere Leute gesiedelt.
Diesen bisher übersehenen Volksschichten des platten märkischen Landes habe ich mich bemüht, durch dieses Buch auch ein bescheidenes Erinnerungsmal zu setzen. Besonders habe ich mehr, als es bisher andere Schilderer märkischer Vergangenheit getan haben, dem Leben des märkischen Landvolkes Rechnung getragen“.

In diesem Buch beschreibt er mit Schwerpunkt Tammendorf - die Herrschaft des Generalleutnant: Freiherr von Micrander von 1690 bis 1722 sowie die Nöte des Ortes im Siebenjährigen Krieg. Es enthält geschichtliches Material aus den Pfarrarchiven von Kurtschow, Messow, Tammendorf und Crossen-Berg. Zu diesen eigenen Forschungen fügte Dr. Bruchmüller Beiträge von Pfarrer Vorhauer, Zettitz, hinzu, die dieser im “Crossener Wochenblatt" veröffentlicht hatte.

      Tammendorf - Brennerei

      Tammendorf - Zementfabrik

      Tammendorf - Gasthof

      Tammendorf - Kirche

Man findet somit in “Zwischen Sumpf und Sand” sicheres, geschichtliches Material aus vier Kirchspielen des Kreises Crossen, dessen Quellen heute restlos verloren sein dürften. Es ist ein Edelstein der Geschichtsschreibung über den Kreis Crossen.
Hätte so jeder Akademiker gehandelt, der vom Lande kam, wäre das kulturelle Erbe unserer Dörfer um unendlich vieles reicher.     Dr. Bruchmüller mahnt !




Dormann ( * 30.6.1908 - ….. ) der letzte Pfarrer in Tammendorf

Heinz Dormann kam als letzter Pfarrer nach vier Jahren pfarrerloser Zeit im Jahre 1936 nach Tammendorf. Heinz Dormann wurde am 30.6.1908 in Berlin geboren, besuchte dort das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium und studierte in Berlin klassische Philologie, Germanistik und Theologie. 1934 bis 1936 war er Vikar in verschiedenen Berliner Gemeinden. Am 6. Juni 1936 heiratete er, und fünf Tage später betrat er zum ersten Male Tammendorf, um die Pfarrstelle in diesem Dorf des Kreises Crossen zu übernehmen.

Von diesem Zeitpunkt ab betreute er seelsorgerisch auch Drehnow, Riesnitz und Klebow, welche Dörfer zu seiner Pfarrgemeinde gehörten. Offiziell hatte er die Tammendorfer Pfarre bis Kriegsende inne. Praktisch Dienst dort tat er allerdings nur bis zum August 1939.

Denn er wurde und blieb den ganzen Krieg über Soldat, zuletzt als Infanterieoffizier. Nach der Kapitulation war er dann Pfarrer in Bayern, davon von 1946 bis 1974 in München. Er lebte danach als scheinbarer Ruheständler in Niederbayern, half aber noch viel ehrenamtlich in seiner Wohngegend und im nahen Oberösterreich bei Gottesdiensten, Beerdigungen und Krankenbesuchen.


  • Walther L. Fournier (1869 - 1943) - der letzte Gutsbesitzer von Tammendorf

Das Tammendorfer Rittergut kam 1920 durch Erbschaft in Besitz des Walter W. Fournier, der den eingewanderten Hugenotten entstammte. Walter L. Fournier wurde am 24. November 1869 oder 1870 (das Jahr ist nicht mit letzter Sicherheit zu bestimmen) als Gutsbesitzersohn in Baudach/Mark geboren. Schon in frühester Jugend begeisterte er sich für die Natur. Bei den Treibjagden im 15 000 Morgen großen Revier fehlte er bereits als Jugendlicher nie. Ein guter Schüler war er nicht. Die Landwirtschaft interessierte ihn wenig. Eine militärische Karriere scheiterte an seiner Jagdleidenschaft. Deshalb zahlte der Vater dem Sohn sein Erbteil aus.
Schloss
    Einweihung Kriegerdenkmal - links das Pfarrhaus
    Walter Fournier hält die Ansprache

Walther L. Fournier sah sein Lebensideal in der Jagd. Sein Leitspruch war:

„Der Mensch fängt bei mir überhaupt erst beim Jäger an; wer nichts von Jagd versteht, sei er Reichskanzler oder Briefträger, ist in meinen Augen minderwertig“.

Der ausgezahlte Erbteil erlaubte es dem jungen Baudacher, Reviere in Mecklenburg, Pommern und Westpreußen zu pachten. Er nahm ferner an zwei Safaris in Afrika teil, jagte im Baltikum und in den Karpathen; hier wohl vor allem als Soldat im I. Weltkrieg.

Er war in Deutschland überall zu Hause, wo es Jagden gab. In Deutschland war er allgemein als der »Wilde Jäger« bekannt. Doch vom Weidwerk allein konnte der gebürtige Baudacher verständlicherweise nicht glücklich werden, deshalb bediente er sich der schreibenden Zunft. Fournier schrieb von 1895 bis 1919 und nach einer Pause von 1931 bis 1936 mehr als 100 Artikel für die Jagdzeitschrift „Wild und Hund". Er brachte überwiegend im Eigenverlag „Berlin und Heidehof, Post Radenickel" um 15 Bücher heraus.

Fournier
    Fournier - Jagdschriftsteller
      als "Wilder Jäger" bekannt
Mehrere Auflagen erlebten, soweit bekannt, die folgenden Werke:
„Ein Vierteljahrhundert auf der Hirschfährte“, „Auf grünem Rasen, im grünen Wald, am grünen Tisch",
„Auf der Pirsch“, „Mein Jagdrevier“,
„Vom Jagen, Trinken und Lieben", „Am Lagerfeuer",
„Gelebt, geliebt, gejagt, gelacht", „Jagdfahrten mit Auto und Büchse".

Er liebte Wein, Weib und Gesang. Sein Bekanntheitsgrad stieg, je mehr er sich seiner schriftstellerischen Tätigkeit widmete und seine Jagdgeschichten veröffentlicht wurden.
Der „Wilde Jäger" heiratete im Dezember 1903 Therese, geb. Hertzberg, eine Gutsbesitzertochter aus dem Weichsel-Kreis Graudenz (Westpreußen). Aus dieser Gemeinschaft gingen die Tochter Waltraut und der Sohn Hubertus hervor.

1934 heiratete der »Wilde Jäger« nochmals als 67-Jähriger in London Johanna, geb. Hintze, eine für damalige Verhältnisse ungewohnt junge Frau, die fast 40 Jahre jünger war. Dass es in den umliegenden Dörfern darüber ein großes Gerede gab, war wohl verständlich. Hinter vorgehaltener Hand wurde in den Dörfern bei allen Anlässen und Zusammenkünften in den Familien, besonders als noch zwei Mädchen geboren wurden, darüber geflüstert.

Schloss
    Gutshaus
Der Schwerpunkt der schriftstellerischen Tätigkeit des Ostbrandenhurgers lag wohl in den Jahren von 1895 bis 1918. Seinen eigenen Buchverlag gründete er in der Zeit um den 1. Weltkrieg. Eine Art schöpferische Pause trat vor allem ein, weil er etwa 1921 durch den Tod seiner Brüder und eines Neffen die Güter Tammendorf und Lochwitz erbte. Der Familienstammsitz Baudach war dagegen schon vor 1914 durch die Heirat seiner Schwester mit dem General Dallmer in dessen Besitz übergegangen.

Nur widerwillig widmete sich Walter L. Fournier der Land- und Forstwirtschaft, aber dafür hatte dieser Herr kein Interesse. So kam es auch, dass die gesamten Ländereien 1936/37 an Siedler aus dem Warthegau und aus dem Gebiet um Wandern verkauft wurden. Nazideutschland rüstete zum Krieg und brauchte einen großen Truppenübungsplatz. Dafür wurde das Gebiet um Wandern auserwählt.

Ab den früheren 1930er Jahren saß er wieder häufiger „mit einer guten Pulle“ am Schreibtisch. Er starb im Alter von 74 Jahren nach halbjähriger schwerer Krankheit am 9. März 1943 und fand seine letzte Ruhestätte in Tammendorf.
Seine zweite Ehefrau kam 1945 bei der Besetzung des Nordkreises durch die Sowjetarmee unter grausamen Umständen um.

Von seiner Hinterlassenschaft ist nichts Sichtbares mehr vorhanden. Auch der Friedhof wurde eingeebnet, während die herrliche Kirche schon von weit her sichtbar, weil sie auf einem Hügel mitten im Dorf gelegen, für jedermann bewundernswert erscheint.

  • Tammendorf -   d ö r f l i c h e s   Leben und Infrastruktur

Dorfstr


Dorfteich
Dorfteich
Die Heimatliteratur für den Kreis Crossen/Oder liefert leider keine Beiträge aus dem Dorfleben in Tammendorf.

Wie ist das nur möglich gewesen?
Gab es keine schreibgewandten Schüler in Tammendorf?
Gasthf
Gasthof
Ausschnitt aus der Kreiskarte
      Einwohnerbuch 1926
Vergrößerung - Ortsplan
      Tammendorf - Ortsplan

Dem Webmaster stand aber für Tammendorf neben dem "Einwohnerbuch des Kreises Crossen/Oder - Ausgabe 1926" sogar noch ein Ortsplan mit Legende zur Verfügung.

⇐   Die darin enthaltenen Angaben werden nebenstehend ausführlich wiedergegeben.  ⇒



Für interessierte Leser, die im Einwohnerbuch nach ihren Vorfahren suchen,ein kleiner Hinweis:

1. Doppelklick auf das Einwohnerbuch oder Ortsplan von Tammendorf (Rechts) → das Einwohnerbuch oder Ortsplan wird geöffnet.

2. Danach sollte man die Schriftgröße im Einwohnerbuch entsprechend verändern: (bei gedrückter Strg-Taste ist das Mausrad zu drehen!)

  Änd 06.10.2019
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