Rusdorf

( Połupin )
 Titelbild

Aktuelles Kreis Crossen/Oder
mit den drei Städten Crossen Bobersberg Sommerfeld
    - - - - - - - - - - - Dörfer Heimatstube Heimatblatt Literatur Fam-Forschung Kontakt Impressum



Über den Ursprung des Ortes Rusdorf liegen dadurch keinerlei schriftliche Quellen vor. Rusdorf hat in den ältesten Zeiten Rudelsdorf (auch Rudolfsdorf) geheißen,
und wurde während der Herrschaft der schlesischen Piasten (1163 - 1482) durch deutsche Einwanderer gegründet.
Es war ein reines Bauerndorf - in Rusdorf gab es weder ein adliges Gut noch eine Kirche.
Schon 1323 ist dieses Dorf an die Stadt Crossen/Oder gekommen.
 Urkunde  Rusdorf gehörte damit, wie auch die Dörfer Hundsbelle, Alt-Rehfeld, Tschausdorf, Berg und Rosenthal, zu den so genannten Kämmereidörfern der Stadt Crossen/Oder. Dieser Begriff ist etwas altmodisch und vielleicht nicht jedermann geläufig. Ein Kämmereidorf gehörte nicht einem privaten Gutsherrn, sondern einer Stadt, in diesen Fall also Crossen.
Die Abgaben der Untertanen flossen in die Crossener Ratskämmerei.
Die Einwohnerzahl im Jahre 1945 betrug 720. Die Gemarkung Rusdorf war 5000 Morgen groß. Ca 70 % ernährten sich von dem
bei der Separation zugeteilten Grundstücken. Die Haupteinnahme bildete der Viehbestand, der durch die großen Wiesengrundstücke
der Besitzer möglich war. Aber in der Not, bei keiner vorhandenen Rücklage, stand immer noch der Wald, den jeder Besitzer hatte, zur Verfügung.
Laut Rezeß von 1856 hatten 44 Besitzer in den Rusdorfer Gewässern eine gemeinsame Fischzucht. 30 % der Einwohner waren Beamte, Angestellte, Handwerker und Arbeiter, auch davon noch einige Besitzer, die durch Pachtung von Land und Wiese einen landwirtschaftlichen Nebenerwerb betrieben.
Das Altdorf, das im April 1882 fast vollständig abbrannte, war von HausNr. 1 - 43 an beiden Seiten der Dorfstraße wieder geschlossen aufgebaut. An den oberen und unteren Weg zur Grünberger Chaussee standen die Gebäude nur vereinzelt. Nach dem I. Weltkrieg wurden die Lücken durch Neubauten ausgefüllt, besonders der untere Weg. Durch den Bau von zwei großen Lagerhäusern der Wehrmacht war auch der Dorfteil vom Chausseehaus bis zum Gasthaus "Zum goldenen Löwen" zu beiden Seiten bebaut.

Rusdorf gehörte zum Kirchenspiel Gersdorf, zu dem auch die Dörfer Briesnitz, Guhlow und Bothendorf gehörten. Zum Kirchgang gab es im Grundbuch eingetragene Kirchstege. Für die Grundstücke der unteren Dorfseite waren bestimmte Gehöfte der oberen Dorfseite für das "Durchgehen" eingetragen. So z.B. W. Drendel Nr.5 und Gohlisch Nr.6 hatten ihren eingetragenen Kirchsteg bei Reebes hindurch.
 Dorfstr
  Rusdorf - Dorfstr.
Das Gemeindehaus am Ende des Dorfes - zur Gasse aus Richtung Tschausdorf links - diente als Wohnung für den Nachtwächter und für arme alte Leute.
Der Nachtwächter wurde von der Gemeinde eingestellt. Er hatte eine freie Wohnung, 3 ½ Morgen Land im Haag, freie Grasnutzung an der Lehmgrube unterhalb des Moselpfuhls
und trockenes Holz und Streu aus dem Gemeindewald.

Alte Schule
  Rusdorf - alte Schule
Im alten Schulwohnhaus war früher während unser Schulzeit nur ein Klassenzimmer. Dieses Klassenzimmer reichte aufgrund der steigenden Kinderzahl nicht mehr aus. Im Jahre 1912 baute die Gemeinde eine neue Schule mit zwei Klassenzimmern; ein drittes Klassenzimmer war noch im Dachgeschoß vorgesehen. Der Lehrer Stein, der lange Jahre in Rusdorf als Lehrer tätig war, ging 1895 in den Ruhestand. Als Pensionär wohnte er bis zu seinem Tode bei Kasans. Die Lehrerstelle wurde dann durch den Lehrer Jurk besetzt. Lehrer Jurk wurde aber 1904/05 nach Crossen versetzt. Sein Nachfolger war dann der Lehrer Theodor Zach, der bis zum Februar 1945 als erster Lehrer die Kinder unterrichtete.
In Rusdorf gab es zwei Gasthäuser, der Gastwirt Retusch - mitten im Dorf und der "Goldene Löwe" mit dem Inhaber Ernst Nippe an der Grünberger Chaussee. Früher befand sich schräg gegenüber noch das Gasthaus "Zum grünen Wald", Vor dem I. Weltkrieg gab es außer beiden Gastwirtschaften von Retusch - mitten im Dorf und dem "Goldenen Löwen" - nur noch eine Fleischerei. Inhaber dieser Fleischerei waren Fleischermeister Form, sein Nachfolger Emil Schulz und danach der Fleischer Paul Reschke. Der Fleischer Form zog im Jahre 1900 nach Jähnsdorf, Emil Schulz zog 1920 nach Plau, wo sie die Fleischereien weiterführten.  Löwe
  Rusdorf - Goldener Löwe
In den 1920er Jahren wurde Rusdorf durch die Witwe Büttner Nr.5 des Sonntags mit Semmeln und Brötchen versorgt. Sie holte diese Backwaren mit einem ausgedienten Kinderwagen, auf den sie auch noch volle Säcke hatte, vom Bäckermeister Kupsch aus Crossen. An der Chaussee bei Schmidts fing sie mit dem Verkauf an. Manchmal hatte sie schon alles verkauft, bevor sie im Dorf ankam, aber der Nachschub sorgte dafür, daß auch die Familien im Dorf ihre Sonntagsbrötchen bekamen. Für 10 Pfg. bekam man damals fünf Brötchen. Eine Semmel mit drei Eckchen kostete fünf Pfg. Die frischen Brötchen, in Leinöl getunkt und Zucker drauf, war doch ein tolles Essen.
 Dorfanger
  Rusdorf - Dorfanger
Wer vor 1945 oder auch in jüngster Zeit bei einem Besuch in der Heimat durch Rusdorf ging, dem fiel gewiß auf, daß es in dieser Ortschaft keine wirklich alten Bauerngehöfte gab und gibt. Wände aus gestampftem Lehm, Wohngebäude mit Strohdächern, so etwas suchte auch schon um das Jahr 1900 der Besucher vergebens. Vielmehr fand er ganz überwiegend schlichte massiv gemauerte Häuser mit Ziegeldächern, die ein wenig preußisch uniformiert meist mit der Traufenseite zum Dorf hin dastanden. Dieses neuzeitliche Bild war darauf zurückzuführen, daß das Crossener Kämmereidorf am 24. April 1882, also vor nun mehr als 130 Jahren, fast vollständig abbrannte.
Dieses Rusdorfer Großfeuer am 24. April 1882 vernichtete für dreißig Besitzer restlos ihre Gebäude, wie Wohnhaus, Scheune und Stallungen. Nur bei zwei Besitzern (Gohlisch Nr.6 und Gulland Nr.36) blieben die Wohnhäuser, die bereits massiv erbaut waren, durch Naßhaltung der Dachpfannen, Fenster und Türen stehen. Acht Besitzer, und zwar von Flöther Nr.33 bis Faustens Nr.40 behielten ihre mit Stroh gedeckten Scheunen, da sie etwas entfernt von den übrigen Gebäuden standen

Die Rusdorfer Berge waren mit guten und ergiebigen Wasserquellen durchsetzt. Diese zogen sich von der Boberhöher bis zur Tschausdorfer Gemarkungsgrenze hin. Diese 15 Quellen liefen das ganze Jahr hindurch. Für die größeren Quellen waren Abflußgräben vorhanden, die im Winter überliefen und bei Frost die Wege im Gelände in Glatteis versetzten.

Das gute Naß aus den Rusdorfer Bergen erquickte die Crossener Bürger schon seit dem Mittelalter. Bereits 1538 erhielt Crossen sein Trinkwasser mittels einer Leitung aus den 1/8 Meile entfernten Rusdorfer Bergen. Diese hölzerne Röhrenleitung wurde 1767 ebenfalls wieder instand gesetzt, diente der Speisung des Marktplatz-Brunnens und wurde in die hölzernen Behältnisse der einzelnen Straßen geleitet.
Die Rusdorfer Berge lieferten nicht nur Trinkwasser, sondern auch Wintersportmöglichkeiten.

  Änd 09.10.2016
homeHome ZurückZurück