Preichow

(Przychów)
 Titelbild

Aktuelles Kreis Crossen/Oder
mit den drei Städten Crossen Bobersberg Sommerfeld
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Gasthof
Gutshaus
Preichow    liegt ca.17 km südwestlich von Crossen oder 9 km südwestlich vonBobersberg.

Von Bobersberg fährt man auf der Chaussee in Richtung Sommerfeld. Nach 6 km ist Seedorf erreicht.

In Seedorf rechts in Richtung Jähnsdorf (Janiszowice) 1 km abbiegen. Von dort gelangt man nach weiteren 3 km nach Preichow.

Preichow befindet sich am östlichen Rand des Wellmitzer Sees und hatte bei der letzten Volkszählung im Jahre 1939     327 Einwohner.
Es gehörte zum Amtsbezirk Wellmitz, zu dem noch Scheegeln gehörten.

Die beiden westlich von Jähnsdorf gelegenen und früher dort eingepfarrten Dörfer Preichow und Wellmitz sind sozusagen unentdecktes Land im Kreis Crossen/Oder. Es gibt kaum Artikel und Nachrichten über diese Ortschaften an der Grenze zum Kreis Guben.

In den 1980er Jahren hatte deshalb der ehemalige Redakteur H.U. Wein mit dem Landsmann Hans Hildebrandt eine Fahrt von Crossen in diesen „fernen“ Südwesten unternommen. Obwohl die alten Kreiskarten nur Feldwege dorthin aufwiesen, rollte das Auto von Jähnsdorf nach Preichow und von dort nach Wellmitz auf einer durchaus passablen Chaussee.

Die Landschaft erwies sich als ansprechend und abwechslungsreich. Am schönsten war der Blick auf den Wellmitzer See und die darin befindliche Insel, der sich auf dem Straßenabschnitt von Preichow zum gemeinsamen Bahnhof für die beiden Ortschaften darbot. Der Redakteur schoß bei diesem Ausflug einige Fotos in beiden Dörfern, deren Straßen und Gehöfte überwiegend einen recht ordentlichen Eindruck machten.


  • zur Geschichte des Ortes

Wie bereits oben erwähnt: Über Preichow im Kirchspiel Jähnsdorf gibt es wenig geschriebene Geschichte. Die geschichtlichen Unterlagen sagen über Preichow, das nordostwärts vom Wellmitzer See liegt, auch nicht gerade viel aus.

In der Klassifikation 1718/19 wird Preichow wie folgt erwähnt:
Preichow gehörte 1719, was die Grundherrschaft anbetraf, zur Hälfte zum Königlichen Amt Crossen und zur Hälfte dem Freiherrn von Schönaich. Damals gab es einen Lehnschulzen und 20 weitere Bauern dort (nebenstehend alle namentlich genannt). Auf drei Hufen saß ein Leutnant von Falkenstein.

Der Acker war meist Sandland. Die Weide war schlecht und das Vieh wurde in der Königlichen Heide gehütet. Dafür musste ein Scheffel Heide- und Holzhafer entrichtet werden. Der Holzbedarf war frei.
Obwohl keiner Bienen besaß, musste Zeidelzins gezahlt werden. Sobald sich ein Bienenschwarm an einen Baum setzte, wurde dieser von den Forstbediensteten gefällt.

Auf einer Bauernhufe konnten 2 Pferde, 2 Ochsen, 3 Kühe, 12 Schafe, 2 Schweine und 2 Gänse gehalten werden.
Im See wurde mit der Wade (kleines Zugnetz) gefischt. Der Schulze verschänkte nur an Festtagen und zu Kirmes Bier.

Auf den Feldern wurde Roggen, Gerste, Hafer, Erbsen, Buchweizen, Hirse, Leinen und Hanf angebaut. Für die Viehhaltung einer Bauernhufe wurde ein Fuder Heu gebraucht.


Im Bratring 1806 wird Preichow wie folgt erwähnt:

Preichow hatte im Jahre 1806:

  •  bei Amt Crossen: 3 Ganzbauern, 8 Halbbauern, 4 Büdner, 1 Einlieger Schmiede.
  •  bei von Reichenbach: 5 Ganzbauern, 5 Halbbauern, 1 Büdner, 5 Einlieger.
  •  bei Schwirze:   3 Feuerstellen   28 Einwohner im Erbpachtsvorwerk.

  •  bei Amt Crossen:  17 Feuerstellen  124 Einwohner.
  •  bei von Reichenbach: 12 Feuerstellen   83 Einwohner.

1806 war die Zahl der zum Teil recht kleinen Bauernwirtschaften (Halbhüfner) nicht wesentlich verändert.
An die Stelle des Freiherrn von Schönaich waren aber die Gräfinnen von Reichenbach getreten.


In der “Topografischen Übersicht des Reg.Bez. Frankfurt/Oder” aus dem Jahre1840 erscheint:
  ♦   Im Jahre 1840 hatte Preichow 42 Wohngebäude und 247 Einwohner.
  ♦   Im Jahre 1840 hatte Schwirze 13 Wohngebäude und   68 Einwohner.

Für das Jahr 1852 werden genannt:
  ♦   Preichow = Dorf (mit 1 Anteil Amt Crossen und 1 Anteil zu Schegeln mit 261 Einwohner.
  ♦   Schwirze = Vorwerk zu Preichow Crossener Amt Anteil - mit 89 Einwohnern

.
Im Riehl und Scheu "Berlin und die Mark Brandenburg …" von 1861 wird geschrieben:

  ♦   Preichow = Dorf Adliger Anteil= 13 Häuser 97 Einwohner - königl. Anteil= 36 Häuser 199 Einwohner.
  ♦   Schwirze = Vorwerk zum königl. Anteil Preichow = 16 Häuser 88 Einwohner.


  • Infrastruktur - kein Ortsplan

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      Preichow - Meßtischblatt
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      Preichow - Umgebungskarte
Die Land- und Forstwirtschaft spielte stets die dominierende Rolle in Preichow. Wirtschaftlich war Preichow nach Crossen orientiert.

Die stärkere geschichtliche Bindung von Preichow nach Norden zum Amt Crossen und von Wellmitz nach Süden Richtung Göhren, Hermswalde und Sommerfeld hat möglicherweise tiefere Gründe.

Befestigte Straßen von und nach Preichow gab es bis zu unserer Vertreibung im Jahre 1945 noch nicht.

 


Dorfstr
Denkmal
Auf dem baumbestandenen Platz, den das linke Foto zeigt, stand einst das Preichower Kriegerdenkmal. Der Sockel mit den Stufen, auf dem die Polen ein Andachtshäuschen errichtet haben, ist ein Teil des Denkmals. Die Besitzer der sichtbaren Häuser waren nach den Feststellungen der „Heimatgrüße" Ploche, Paul Klinke und Kurt Brilke.

Das Foto rechts zeigt ein Stück der Preichower Dorfstraße. Links sind die Grundstücke von Bartsch (Jeinze) und Friedrich Röming (Mauers), rechts die von Platike (Mazen) und Grätz (Schischke) zu sehen.


Glockenturm
      Glockenturm

Der Glockenturm in Preichow wurde gekrönt mit einem Kindergrabkreuz, von dem die Porzellaninschrift entfernt wurde. Preichow hatte zwar keine Kirche, doch einen Glockenturm mit einer Glocke von 1906, die in Laucha von den Gebrüdern Alrich hergestellt wurde und heute noch zu bewundern ist.

Die Glocke wurde damals von dem Gemeindevorsteher Noack und den Schöffen Rettig und Hahn gesponsert, was durch die Beschriftung auf der Glocke abzuleiten ist. Fraglich ist noch, stammt diese Glocke tatsächlich aus Preichow oder wurde sie aus dem naheliegenden Wellmitz verbracht, denn der dortige Glockenturrn hat kein Geläut mehr aufzuweisen. Vielleicht kann sich diesbezüglich mal ein Leser dazu äußern.

 


Einwohnerbuch 1926
      Einwohnerbuch 1926

Preichow war ein Dorf im Kreis Crossen mit ca. 330 Einwohnern. Für Preichow liegt dem Webmaster weder ein Ortsplan mitzugehörigem Häuserverzeichnis noch eine Ansichtskarte vor.

 

Als einzig verfügbare Quelle verfügen wir nur über das "Einwohnerbuch des Kreises Crossen/Oder - Ausgabe 1926".

Im folgenden werden einige Angaben aus diesem Einwohnerbuch nur kurzgefaßt wiedergegeben:

   •   Die Hausnummern gingen bis 59
   •   Es gab 78 Haushalte,
   •  23 Einträge als Bauern,
   •  21 Einträge als Häusler.

Für interessierte Leser, die im Einwohnerbuch nach ihren Vorfahren suchen,ein kleiner Hinweis:

1. Doppelklick auf das Einwohnerbuch oder Ortsplan von Preichow (Rechts) → das Einwohnerbuch oder Ortsplan wird geöffnet.
2. Danach sollte man die Schriftgröße im Einwohnerbuch entsprechend verändern: (bei gedrückter Strg-Taste ist das Mausrad zu drehen!)

 


  • Die Weihnacht im Jahre 1944 in Preichow

Hier beziehe ich mich auf einen Beitrag des Landsmanns - Helmut Klinke - aus den "Heimatblatt 1998 H.1 ".
Er beschreibt darin die gedrückte Stimmung der Einwohner von Preichow.

Da unser Dorf keine Kirche hatte, war somit die Schule das „geistige Zentrum". In den ersten Jahren meiner Schulzeit (ich bin 1937 eingeschult) wurde die Weihnachtsfeier in die Gaststätte verlegt, um Eltern und Großeltern die Teilnahme zu ermöglichen. So lernten wir vor Weihnachten fleißig Weihnachtslieder, wobei uns der Lehrer auf der Geige begleitete. Oft waren es bekannte Kirchenlieder, so dass bei der Weihnachtsfeier Eltern und Großeltern mitsingen konnten. Ich kann mich noch gut erinnem, wir waren ca. 40 Schüler, die Eltem kamen, oftmals auch die Großeltern, so dass über 100 Personen den Saal füllten. In der Ecke des Raumes leuchteten die Kerzen am Weihnachtsbaum und wunderbare rotbäckige Äpfel neben einigen Kugeln, und Lametta waren der Schmuck.

Die jüngsten Schüler, 1. bis 3. Schuljahr, mussten Gedichte lernen und kleine Geschichten, die sie vortrugen. Schüler vom 4. bis 6. Schuljahr trugen einfache Märchenspiele vor, während die „Großen”, 7. bis 8. Schuljahr, ein größeres Theaterstück eingeübt hatten.
Doch mit Beginn des Krieges wurde alles anders. Auf den Zuschauerbänken saßen nur noch die Muttis und einige Großeltern. Ab 1940 blieben wir in der Schule im Klassenraum, der Platz reichte aus. Bereits 1939 (Polenfeldzug) hatten wir im Ort den ersten Kriegstoten zu beklagen, wobei die Familie und gute Freunde wegen der Trauer nicht zur Weihnachtsfeier kamen.

Da unser Lehrer, Adolf Dünow, ab 1940 auch die Kinder in Wellmitz unterrichten musste, wurden die Weihnachtsfeiern immer kürzer. Auch die Teilnehmerzahl der Schüler wurde kleiner, denn wenn in der Familie der gefürchtete Brief eintraf - „gefallen für Führer, Volk und Vaterland" - welches Kind, was seinen Vater verloren hatte, oder auch älteren Bruder, hätte dann mit Freude am Weihnachtsspiel teilgenommen? Da wir selbst, meine Schwester und ich, von diesem harten Schicksalsschlag betroffen wurden, mein Vater ist am 11. August 1942 gefallen, kann ich mich an diese Gefühlsempfindung noch heute erinnern. In diesem Jahr haben wir mit meiner Schwester nicht an der Weihnachtsfeier teilgenommen.
Wie schon erwähnt, musste unser Lehrer an zwei Schulen Unterricht erteilen, doch hatte er eine gute Unterstützung durch seine Frau Frieda, die in den Wochen vor Weihnachten mit uns übte.
Während für den Zeitraum 1941 bis 1943 einige Lücken in meinem Gedächtnis klaffen, erinnere ich mich an viele Einzelheiten der Weihnachtsfeier 1944.

Inzwischen waren wir ins 8. Schuljahr aufgerückt, saßen somit auf der 1. Bank in der Schule, jetzt waren wir die „Großen”. Obwohl wir als Kinder von der großen Politik wenig verstanden, doch die Gespräche der Erwachsenen und die Schlagzeilen in der Zeitung machten deutlich, die Feinde nahmen Deutschland in die Zange. Zu Lande und zu Wasser wurden unsere Soldaten geschlagen und Bombenangriffe zerstörten unsere Städte.
Zwar hatten alle unsere Schüler satt zu essen, doch Schokolade, Südfrüchte u.a. kannten viele nicht mehr. Geschenke zu Weihnachten - wenn Opa etwas bastelte oder ältere Geschwister, gab es Spielzeug aus Holz. Die Mädchen bekamen Puppen aus Stoffresten, oder die Mutti oder Oma strickte etwas aus Wolle.
Auch beim Jungvolk und bei den Jungmädels waren Bastelstunden angesetzt. Aus vielerlei Naturmaterial, insbesondere Holz, wurden Panzer gebastelt, aber auch aus Tannenzapfen, Kastanien, Eicheln und Nüssen entstand Spielzeug. Wo diese Sachen dann geblieben sind, ich kann mich nicht erinnem.

Das Weihnachtsfest 1944 stand unter keinem guten Vorzeichen. Wegen der schon erwähnten, gefürchteten Briefe fehlten wieder einige Schüler und ihre Verwandten. Die anwesenden Erwachsenen rückten auf den Schulbänken eng zusammen, so dass wir Schüler genug Platz hatten für unseren Auftritt. Neben kirchlichen Weihnachtsliedern, wo auch die Erwachsenen einstimmten, sangen wir auch moderne Weihnachtslieder.
Es war eine besinnliche Weihnachtsfeier, wo wir Kinder selbst keine überschwengliche Freude empfanden. Zum Abschluß sangen wir aus vollem Herzen „Stille Nacht, heilige Nacht". Viele Muttis wischten sich Tränen, ahnten sie, dass es die letzte Weihnachtsfeier in unserer Schule war? Auch Lehrer Dünow und seine Frau zeigten sich bedruckt, hatte der Krieg auch ihren einzigen Sohn hingerafft.

Nur acht Wochen später, am 18. Februar 1945 wurde Adolf Dünow von russischen Soldaten erschossen. Am 9. April 1945 wurde die Schule vom NKWD angezündet, weiterhin neun Gebäude im Dorf, die alle ein Raub der Flammen wurden.
Heute gibt es keine Schule mehr in Preichow. Die polnischen Kinder gehen in Bobersberg zur Schule. Jeden Tag fährt der Schulbus. Die junge Generation, ob in Polen oder Deutschland, mögen sie immer in freudiger Stimmung in ihren Schulen Weihnachten feiern. Möge ihnen derartiges, was ich in meiner Kindheit erleben musste, erspart bleiben.

  Änd 30.10.2019
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