mit den drei Städten
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Plau
liegt ca. 11 km südöstlich von unserer Kreisstadt Crossen/Oder an der ehemaligen Reichsstraße 5 - im allgemeinen
“Grünberger Chaussee” genannt.
Die Plauer ernährten sich fast alle durch die Landwirtschaft. Der Boden war hier, an der brandenburgisch-schlesischen Grenze,
verhältnismäßig gut. Allerdings gab es im Dorf nur ein Gut, das zuletzt der Familie Walking gehörte, und keine Voll- oder
Halbbauern, sondern lediglich Gärtner, Büdner und Häusler. Über diesen bauernlosen Zustand ist ganz schön gelästert worden.
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Plau im Kreise Crossen/Oder war im Amtsbezirk mit Tschausdorf, Thiemendorf, Grunow und Logau verbunden und
hatte bei der letzten Volkszählung im Jahre 1939
300 Einwohner. Zur Gemeinde Plau gehörte auch das Vorwerk
Karlswille.
Über die Vergangenheit dieser Gemeinde gibt es keinerlei schriftliche Quellen. Historisch gehörte Plau zu den durch eine
Gutsherrschaft ohne Bauerntum geprägten Ortschaften. ››Fest im Sattel" saßen in diesen Zeiten die von Doberschütz in Logau, die von Knobelsdorff
u. a. in Kossar, Kuckädel, Treppeln und Gersdorf, die von Löben in Liebthal sowie die von Sallgast in Thiemendorf,
alles Nachbardörfer von Plau. Somit ist es vorstellbar, dass Angehörige der genannten Familien als Erben, Käufer oder
Gläubiger zeitweilig im Besitz - vielleicht nur von Teilen - des Rittergutes Plau waren.
Im Berghaus: “Landbuch der Mark Brandenburg...” aus dem Jahre 1856 wird genannt:
Im 16. Jahrhundert war Plau im Besitze der adligen Familien der Löben und der "Dobberschütze". Aus dem Jahre 1531 stammt
die Nachricht, daß "Christoff Doberschütz" zu "Plaue" saß; im Jahre 1565 ist im Verzeichnis der Roßdienste erwähnt, dass
Hans von Löwen dem brandenburgischen Kurfürsten mit zwei Pferden von "Plauen" und "Merzdorf" zu dienen habe.
Aus einer Belehnung im Jahre 1575 geht hervor, dass vier Brüder von Dobbersitz Anteile an Plau besaßen.
1583 heißt es, dass Hans von Löben halb Plau besäße. 1644 wurden die Knobelsdorffs mit einem Teile, und Ernst's von Salgast,
† 1642, unmündiger Sohn, Johann Ernst v. S., mit dem andern, David Ernst Dobberschütz mit einem dritten Teile von
Plawen belehnt. Letzterer Teil ging in der Folge an die Knobelsdorffs über, und diese verkauften das ganze Gut anscheinend
gegen Ende des 17. Jahrhunderts an ein Glied der Familie von Luck, bei der es bis 1793 geblieben ist.
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Die Klassifikation 1718/19
registrierte neben 22 5/6 Ritterhufen eine halbe Bauernhufe und 8 1/3 Gärtnerhufen. Mit knapp 32 Hufen Fläche war Plau damals
keineswegs ein Zwerg unter den Crossener Ortschaften Richtung Grünberg. Alle Güter der Nachbarschaft waren kleiner.
An Gesamtfläche übertrafen es durch starke bäuerliche Anteile nur Kossar und Thiemendorf.
Die erste Einwohnerzahl von Dorf und Gut kennen wir aus dem Bratring für die Zeit 1806/1809.
Damals gab es 33 Feuerstellen.
Vor und nach dem 1. Weltkrieg hatte Plau um 330 Einwohner. 1937 und 1941 lag die ››Seelenzahl" bei 300. Es fand also im
19. Jahrhundert am Ort keine ››Bevölkerungsexplosion" statt.
Vermutlich zogen viele Söhne und Töchter der Gärtnerfamilien weg.
Andere Familien zogen zu. Dafür spricht, dass von den 20 Gärtner- Familiennamen von 1718 das Crossener Kreisadressbuch
von 1926 nur noch einen enthält, den der Familie Kubal.
Im Adressbuch von 1926 taucht neben noch 14 Gärtnem viermal die
Berufsangabe "Landwirt" und elfmal die Bezeichnung "Ansiedler" auf, Neben Grundstücksverkäufen muss es also frühestens
ab 1919 so etwas wie den Bau von Nebenerwerbssiedlungen mit staatlicher Unterstützung gegeben haben. Darüber berichteten
mehrere "Crossener Kreiskalender". Dabei wurde allerdings Plau nicht erwähnt, aber u. a. die Nachbargemeinde Gersdorf.
Nun erfolgt die weitere Geschichte des Rittergutes Plau als Fortsetzung des vorhergehenden Abschnitts.
Gewiss ist, dass spätestens 1693 die ab 1240 in Schlesien, Anfang des 18. Jahrhunderts auch in Schönow im Sternberger Land
ansässige Familie von Luck das Gut Plau kaufte, wahrscheinlich von den von Knobelsdorff. Damit wurde eine Adelsfamilie für
mindestens drei Generationen am Ort seßhaft.
An den West- und Südmauern der Plauer Kirche kann der Besucher heute noch die
eingemauerten Grabplatten von Christoph Georg von Luck (1660 bis 1711), Georg Otto von Luck (1687 bis 1726) und Christoph
Franz von Luck (1723 bis 1792) sowie von des Letzten Ehefrau Elfriede Sophie Dorothea bewundern und die Inschriften lesen.
Gutsgehöft in Plau |
Christoph Franz von Luck verkaufte Ende März 1792 das Gut Plau an den Husaren-Oberleutnant von Berg. Diesen hat offensichtlich
bald der Gedanke bewegt, es weiterzuveräußern. Er beauftragte im Mai 1798 den Ökonomiekommissar Oberamtmann Döhring, einen
Ertrags- und Kaufanschlag nach den ritterschaftlichen Abschätzungsgrundsätzen der Kur- und Neumark zu erarbeiten. Das Ergebnis
blieb als umfangreiche Akte bis heute im Besitz der Nachkommen der 1904 bis 1919 in Plau wirkenden Eigentümerfamilie Muhl
erhalten. Es schildert ausführlich den Umfang, die Bewirtschaftung und den Wert des Rittergutes um die Wende vom 18. zum 19.
Jahrhundert. Die Akte ist ein eindrucksvolles lokales Zeitgemälde und ein Quellen-G1ücksfall für das Crossener Land.
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Der Husarenoffizier und seine Ehefrau konnten anscheinend in den Wirren der napoleonischen Zeit den geplanten Verkauf nicht
verwirklichen. Denn erst am 19. Februar 1832 verkaufte die Witwe Sophie Justine Friederike von Berg, geb. Sieburg, an ihren
Neffen Adolf Ludwig Ferdinand von Scholten. Der bewirtschaftete das Gut damals bereits einige Jahre.
Den Eheleuten von Scholten muss die Ortschaft im Kreis Crossen während ihrer etwa vier Jahrzehnte Gutsherrschaft ans Herz
gewachsen sein. Sie blieben dort noch einige Jahre wohnen, nachdem sie den Besitz Ende Juli 1865 für 134.000 Taler an Ernst
Rudolf Scherz auf Kliestow bei Frankfurt (Oder) verkauft hatten. Mit dem von Scholten, die 1869 bzw. 1870 starben, endete
die Adelsherrschaft in Plau, wenn man einen Zwischenakt 1919/25 unberücksichtigt lässt. Das war kein außergewöhnlicher Vorgang
im Crossener Land, gab es doch schon 1853 um 30 Güter im Besitz von "Grundherren bürgerlichen und bäuerlichen Standes".
Wir fanden bisher keine Angabe darüber, wie lange Ernst Rudolf Scherz im Besitz von Plau blieb. Sein Nachfolger
wurde der königliche Kommissionsrat Gustav Hennig aus Genthin in der Altmark. Das dürfte vor der Wende zum 20. Jahrhundert
gewesen sein. Denn ein erhaltener Wort- und Bildbericht des "Crossener Tagesblatt" von Ende Mai 1904 sprach davon, dass
Hennig Liebe gesät und Vertrauen geerntet habe. Der Bericht schilderte die Übergabe des Gutes von Hennig an den Rittmeister
Friedrich Hermann Muhl, ebenfalls einen Altmärker.
Dem Rittmeister Muhl folgte sein Sohn Major Hermann Muhl als Eigentümer des Gutes Plau. Letzterer verkaufte den Grundbesitz
l9l9 an einen Herrn von Festenberg-Packisch. Von diesem übernahm l925 der aus dem Mindener Raum stammende Heinrich Waltking das Gut.
Der führte Plau mit dem ersten Trecker in das Zeitalter der Motorisierung und erwies sich bis zur Vertreibung 1945 als tüchtiger Landwirt.
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Schule in Plau |
Kirche in Plau - erst 1874 fertiggestellt |
Die Plauer besaßen natürlich ihre eigene Kirche. Leider sind die Anfänge des Plauer Gotteshauses uns unbekannt. Wir wissen
nur durch eine Anmerkung über einen Heukauf in Crossen aus dem Jahr 1558, dass in Plau ein Prediger Johann Buccina oder
Bucänus im Amte war. Als 1568 in Crossen 14 neue Bürger aufgenommen worden, befand sich derselbe Prediger darunter.
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Pfarrhaus in Plau |
Schon 1569 tritt bei einer Visitation der Pfarre der Name eines Predigers Urban Clavius oder Klau auf.
Nach einem Pfarrerverzeichnis dauerte seine Amtszeit von 1572 bis 1601 - er kam aus Zettitz.
Bei der deutschen Dorfbevölkerung gab es durchaus so etwas wie Besitzerstolz. Dadurch ernteten die Plauer von den Einwohnern
der Nachbardörfer Spott. “Plauer Bauern sterben nicht”,
hieß es. Damit wurde darauf angespielt, dass in der Plauer Kirche, die die Tschausdorfer und Grunower, vor l6l0 auch die
Thiemendorfer zum Gottesdienst benutzten. nie der Tod eines Plauer Bauern verkündet wurde, Der Pastor konnte ja nur von
Gärtnern, Büdnern oder Angehörigen bestimmter Berufe sprechen.
Bis 1945 amtierte die Pastorenfamilie Koch in mehreren Generationen in Plau. Sie hatte der Landwirtschaft die Treue gehalten,
bestellte bis zuletzt den Pfarracker, was man als eine Ausnahme bezeichnen kann, und zeigte sich auch sonst sehr naturverbunden.
So war der letzte deutsche Pfarrer von Plau, Gerhard Koch, Vorsitzender des dortigen Imkervereins und präsidierte bei den Sitzungen
in der Gastwirtschaft von Adolf Pirke. Sein Bruder, Gotthold Koch, war bis zu unserer Vertreibung im Juni 1945 als Pfarrer
in Boberhöh tätig.
Unter den Gutsdörfern des südöstlichen, Schlesien zugewandten Teiles des Kreises Crossen hatte Plau eine spezielle
gesellschaftliche Struktur: Es gab am Ort keine Voll- oder Halbbauern. Es bestanden “ ab 1718 nachweisbar - lediglich
20 GärtnersteIlen”, Nur ein Teil dieser beim Rittergut handdienstpflichtigen Familien war zudem Eigentümer von Haus und Grund.
Beim Rest handelte es sich um "Lass- Nahrung", also um vom Gutsbesitzer den Arbeiterfamilien zu deren Selbstversorgung
überlassene Flächen und Gebäude.
Ortsplan von Plau - von Kurt Kupsch
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Nur Spekulation ist darüber möglich, wie es zu der "Kossäten-Struktur" kam. Vielleicht gab es bereits im schlesisch-
piastischen Mittelalter nur den Adelssitz und dessen leibeigene Arbeitskräfte.
Der preußische Steuerkataster von 1718 (Klassifikation) lässt aber auch die Folgerung zu, dass es ursprünglich fünf oder mehr Bauernhöfe gab und dass diese
durch Landflucht oder Zwangsmaßnahmen der Gutsbesitzer (“Bauernlegen”) oder in Mord- und Brand-Zeiten wie
dem 30-jährigen Krieg verschwanden.
Jedenfalls wurde im Kataster von 1718 vermerkt, dass dem Gutsherren ursprünglich
nur 17 Hufen Land gehörten und er im Laufe der Zeit fast sechs zusätzliche Hufen in seinen Besitz einbezogen hatte.
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Der obige Ortsplan schmückte als Wandbild die "Crossener Stube" im Hotel "Waldschlößchen" in Rotenburg/Wümme.
Dort versammelten sich oft viele Kreis-Crossener, weil der Hotelier Adolf Pirke der letzte deutsche Wirt von Kesselhuts
Gasthaus in Plau gewesen war.
Aus diesem Ortsplan ist zu ersehen, dass in Plau die Chaussee nach Grünberg das Kossätendorf im Norden vom Gutsbezirk im Süden trennt.
Der Nordteil von Plau entpuppt sich bei genauem Hinschauen als Angerdorf. Eine westliche und eine ostwärtige Straße schließen
eine Grünfläche ein. Beide vereinigen sich im Norden zur bereits um 1930 kraftfahrzeugtauglichen Verkehrsverbindung nach
Tschausdorf, an der im "Kalten Krieg" militärische Anlagen entstanden.
Auf dem breiteren Südteil des Angers steht die Kirche,
die durch einen Neubau von 1873/74 ihre heutige Außengestalt erhielt. Sie war über die Jahrhunderte vom Friedhof umgeben -
bis vermutlich Ende des 19. oder Anfang des 20. Jahrhunderts - ein neuer Gottesacker etwa 300 m außerhalb der Ortschaft
an der Chaussee Richtung Grunow angelegt wurde.
An der westlichen Dorfstraße standen die Schmiede, der laut schriftlicher Überlieferung stattliche Pfarrhof und die Schule.
Hier begann die amtliche Hausnumerierung. Sie verlief bei einseitiger Bebauung der beiden Straßen zunächst an der Westseite
bis zum nördlichen Ortsende, dann an der Ostseite zurück bis zur Fernstraße. Sie umfasste ferner zwei weitere Häusergruppen
nördlich der Grünberger Chaussee; die eine an einem Weg, der am Westrand des Dorfes in die Felder führte; die andere östlich
an dem Richtung Vorwerk Karlswille abzweigenden Weg.
Durch die Lage von Kirche, Pfarre, Schule, Schmiede und Gasthaus, später auch durch Kaufmanns- und Fleischerladen, war es
mit dem Zentrum des Gutsbezirks verknüpft.
Kolonialwaren |
Die örtlichen Handwerksbetriebe
von Plau waren
• die Schmiede von Ende und
• die Stellmacherei von Wonke.
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Gasthof |
Das Zentrum des Gutsbezirk von Plau bildete der rechteckig umbaute große Gutshof südlich der einstigen Reichsstraße, den von dieser nur der
Gutspark trennte. Seine Nord- und Ostseite bildeten noch erhaltene. wenn auch nicht mehr genutzte Wirtschaftsgebäude.
An der Südseite standen bis 1945 das Herrenhaus und weitere Baulichkeiten für Wohn- und Verwaltungszwecke.
Wer als spät geborener Plauer oder auch als Besucher heute das Dorf besucht, kann jedoch durchaus noch ein Bild gewinnen vom einstigen
Gärtnerdorf und vom Kern des Gutsbezirks. Einige Neubauten haben das Gesamtbild kaum verändert. Neben dem Wohntrakt des Gutes
sind bei der Besetzung des Dorfes durch die Rote Armee im Februar 1945 nur wenige Anwesen zerstört worden.
Man erzählt, dass das durch Brandstiftungen geschah.
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