Merzdorf liegt am nordöstlichen Stadtrand von Crossen.
Fährt man von Crossen auf der ehemaligen Fernstr.Nr.5 in Richtung Frankfurt/Oder, so ist man bereits nach Verlassen der
Stadtgrenze in Merzdorf.
Eine weitere Möglichkeit wäre: vom Markt über die Oderbrücke, danach nach links in Richtung Andreaskirche und auf dem
Lorenzsteig weiter bis auf der Höhe Merzdorf erreicht ist.
Merzdorf hatte bei der letzten Volkszählung im Jahre 1939
364 Einwohner. Es gehörte zum Amtsbezirk Lochwitz.
Merzdorf hatte keine Kirche, es war zur Andreaskirche in Crossen eingepfarrt.
Merzdorf liegt ausschließlich auf der Höhe nördlich der Oder, es war
und ist aber eine Ortschaft von außergewöhnlich landschaftlichem Reiz. Von vielen Punkten konnte und kann man die herrliche
Aussicht auf die Crossener Altstadt links, die Bobermündung sowie auf die Wälder und Hügel im Süden und Südwesten bis hin
zum Kempfenberg rechts genießen. Die Merzdorfer Äcker dehnten sich über die Frankfurter Chaussee hinweg Richtung Bielow und Lochwitz aus.
Am Ost- und Südrand war die Gemeinde verwirrend mit dem Crossener Stadtgebiet, den vielfach mit Häusern bebauten
Gärten gen Merzdorf, verzahnt. Die ganze Berglehne sowie die Täler und Wege, die bergauf führten,
gehörten zur Kreisstadt. So verlief vor dem
„alten Schloß“, dem einstigen Merzdorfer Gutshof,
die dörfliche Hauptstraße.
So lagen z.B. von
Beckers die Stallungen mit Waschküche und Klo in Crossen, das Wohnhaus
stand aber in Merzdorf. So ging es weiter bis ins Hinterland, auch Windmühlenweg genannt. Wer dort entlang wanderte, war einmal
auf dem Dorf und dann gleich wieder in der Stadt. Crossen besaß die ganze Berglehne von Hundsbelle bis zum Rabenberg nahe Güntersberg.
Ursache der Verzahnung dürfte eine frühe Grenzziehung gewesen sein. Sicherlich haben die wohlhabenden
städtischen Bürger sich die sonnenbeschienenen Weinberge und Obstgärten schon in lange zurückliegenden Zeiten „unter den Nagel gerissen“.
Über Merzdorf - früher
Martinsdorf genannt - gibt es keine geschriebene Geschichte.
Das älteste Dokument, das dem Webmaster über Merzdorf vorlag, ist aus dem Jahre 1719.
In der
Klassifikation 1718/19 wird Merzdorf wie folgt erwähnt:
Merzdorf bestand 1718 - historisch gesehen -
- 1 Gut
- 2 Bauern
- 27 Kossäten oder Gärtner
- 3 Büdner
Bei dem Gut handelt es sich 1719 um einen nur anderthalb Hufen großen Teilbesitz der
Freiherren von Löben auf Schönfeld.
Der in drei Felder geteilte Acker ist gut. Weide und Viehzucht waren knapp und schlecht.
Im ganzen Ort gab es 27 Ochsen, 136 Rinder,11 Schweine und nur 5 Zuchtgänse.
Der Krüger verschänkte 25 T. Krossener Bier.
Im
Bratring 1806 wird Merzdorf wie folgt erwähnt:
Merzdorf war im Jahre 1806 ein Dorf mit Gut - es gehörte der Minor. von Grone.
Es hatte 2 Bauern, 28 Kossäten, 2 Büdner und 9 Einlieger. 8 Morgen Weinberge.
Merzdorf hatte 1806: 36 Feuerstellen u. 211 Einwohner.
1806 hat sich bzgl. 1718 die Zahl der zum Teil recht kleinen Bauernwirtschaften nicht wesentlich verändert.
In der “Topografischen Übersicht des Reg.Bez. Frankfurt/Oder” aus dem Jahre
1840 erscheint:
♦ Im Jahre 1840 hatte
Merzdorf 58 Wohngebäude und 326 Einwohner, 1 Windmühle..
♦ Im Jahre 1840 hatte
Lehmannshöhe Etablissement zu Merzdorf 3 Wohngebäude und 15 Einwohner.
Für das Jahr 1852 werden genannt:
♦ Merzdorf = Dorf mit 320 Einwohner.
♦ Lehmannshöhe = Etabl. zu Merzdorf mit 10 Einwohnern
.
Im
Riehl und Scheu "Berlin und die Mark Brandenburg …" von
1861 wird geschrieben:
♦
Merzdorf = Dorf mit 52 Häuser 316 Einwohner.
♦
Lehmannshöhe = Etabl. zu Merzdorf = 3 Häuser 34 Einwohner.
- Merzdorf - ein Töpperdorf
Merzdorf war ein echtes
„Töpper“-Dorf. So bestanden dort die kleinen Ofensetzerbetriebe der
Meister Laube, Lehmann und Becker. Außerdem wohnten in der Gemeinde in den 1930er und frühen 1940er Jahren neun Töpfergesellen.
Einer davon war
Otto Lehmann vom Geburtsjahrgang 1921, der seinen Beruf ein Leben lang mit Freude ausübte.
Blick auf die Sammlung von Ofenkacheln und Gußplatten.
Er kehrte aus der Kriegsgefangenschaft erst 1953 nach Lübben zurück, wo seine Eltern damals wohnten, und faßte 1954 beruflich
in Eisenach Fuß. In der Wartburg-Stadt am Thüringer Wald wirkte er in einer Arbeitsgemeinschaft, die sich zur
Produktionsgenossenschaft entwickelte, jahrzehntelang bis zum Ruhestandsalter.
Dabei war er viel - wiederum mit dem Fahrrad - in den Dörfern der Umgebung unterwegs, um alte Ofen ab und neue aufzubauen.
Er lernte die Menschen der bergigen Landschaft und ihre Hauseinrichtungen kennen. Oft tat es ihm leid, die Teile von schönen
alten Öfen einfach zum Schutt zu werfen.
Deshalb begann er, Kacheln, Ecken und die Gußplatten, die in Thüringen beim Ofenbau häufig verwendet wurden, zu sammeln.
Er restaurierte diese Erzeugnisse, nachdem ihn die Sammelleidenschaft richtig gepackt hatte. Auf diese Weise entstand in der
Diele seiner Wohnung ein kleines Museum, in dem viele Kacheln, Ecken und Medaillons sowie Gußplatten besichtigt werden können.
Sein Vetter
Georg Geisler, der in Crossen in den Gärten gen Merzdorf aufwuchs, ebenfalls den
Ofensetzerberuf ergriff, hat die gleiche Sammelleidenschaft. Mit ihm tauscht Otto Lehmann historische Ofenteile aus, so daß
beider Sammlungen ergänzt und vervollständigt werden konnten.
- Sonntags spazierten die Crossener Bürger nach Merzdorf
Die
Sonntagsspaziergänge der Crossener Familien waren bis zum Jahre 1900 stärker nach Osten als
nach Westen orientiert. Als besonders anziehend erwies sich bei alt und jung das
Gartenlokal Hundsbelle Nr.1.
Dort tischte die Wirtin, „Mutter Schimmack“, guten Kaffee, riesige Pfannkuchen und delikate Schinkenstullen auf.
Im Herbst 1903 erwarb Paul Quandt die Gaststätte. Unter diesem Wirt und unter den rasch wechselnden folgenden Besitzern
ging der Besuch sehr zurück.
In die Lücke sprangen gewerblich rührige Familien aus Merzdorf bzw. den Crossener Gärten bei dieser Ortschaft. Es kamen jetzt,
so berichtete der Chronist
Dr.v. Obstfelder, die beiden Gaststätten an der idyllisch gelegenen Schurre
in der Nähe der sogenannten Oderteiche in Aufnahme. Die Bürgerfamilien wandten sich nun an den Sonntagen häufiger gen Westen.
Von der Stadt aus gesehen erreichten die Wanderer zunächst das „Waldschlößchen
am Schurrefall“ der Familie Jänsch. Nur etwa 50 Meter weiter in Richtung Güntersberg folgte die Gaststätte
„An der Schurre“. Je nach Wetter konnten die Hungrigen und Durstigen draußen oder innerhalb der
Gebäude auch auf einer Veranda, sitzen. Die Kinder lockte eine Schaukel an. Wohl das wichtigste Angebot waren
Hefeplinze, die es sonntags und manchmal auch in der Woche gab.
Beide Gaststätten gehörten wie der Berghang zur Crossener Gemarkung. Die Wirtsleute wohnten in der Nähe, entweder in Merzdorf
oder in den städtischen Gärten gen Merzdorf. Die Grenze zwischen Crossen und seinem nordwestlichen Nachbardorf verlief ja sehr
unübersichtlich. Die Inhaber des
„Waldschlößchens am Schurrefall“ hießen zuletzt Fritz und Marie Jänsch
(Gärten gen Merzdorf). In den Kriegsjahren öffneten sie das Lokal nur noch an den Wochenenden. Fritz Jänsch war als
Schuhmachermeister der Wehrmacht in der Artilleriekaserne tätig. Nach der Vertreibung fand er Unterkunft bei einer Nichte in
Geltow bei Potsdam. Dort eröffnete er eine Schuhmacherwerkstatt. Er und seine Frau starben in den 1970er Jahren.
Gustav Schwenzer und seine Frau, die in Merzdorf wohnten und viele Jahre lang die Gaststätte
„An der Schurre" bewirtschafteten, starben im Sommer 1940 kurz hintereinander. Das Lokal führte
dann bis zum Kriegsende die Tochter weiter, die mit dem Polizisten Wolf verheiratet war, der nicht aus der Kriegsgefangenschaft
heimkehrte. Frau Wolf faßte nach 1945 in Königs Wusterhausen Fuß, arbeitete in der Landwirtschaft und starb an einer Blutvergiftung.
Merzdorf - Meßtischblatt
Merzdorf - Umgebungskarte
Merzdorf – eine Nachbargemeinde von Crossen - auf der Berglehne am Nordwestrand der Kreisstadt
gelegen, gehörte mit seinem für märkische Verhältnisse gutem Boden zum historischen Crossener Weinbau- und Obstanbaugebiet.
Weiter gingen viele der kleinen Grundbesitzer einem Gewerbe nach.
Obwohl die Berglehne zur Stadt gehörte, haben die Merzdorfer Jungen und Mädchen sie doch voll zu eigen gemacht.
Im Frühling widmeten sie sich dem
Veilchenpflücken. Es wurden Sträußchen
für 5 und 10 Pfennig gebunden, die sie an der Oderbrücke oder von Haus zu Haus gehend verkauften.
Der Gasthof "Zum deutschen Haus"
Die Dorfstraße blieb im Interesse der Kühe und Pferde der Bauern sandig-unbefestigt. Zur Gemarkung
gehörten keine Wiesen und Weiden. Die Tiere mußten alle „aus der Hand“ gefüttert werden. Das Heu dafür holten die Landwirte
überwiegend von gepachteten Crossener Auewiesen. Das Einfahren den Stadtberg hinauf war eine schwere Arbeit für Mensch und Tier.
Innerhalb der Ortschaft war etwas Gefälle. Deshalb wurde das Dorf in oberes und unteres Dorf eingeteilt. Das untere Dorf hatte
bereits seit den 1920er Jahren
Wasserleitung, weil es in der Ortsmitte Quellen gab. Etwa zur gleichen
Zeit wie das Leitungswasser hielt auch die Elektrizität in den Häusern Einzug.
Foto - im Jahre 1918 aufgenommen
Im Herbst zur Zeit der Pflaumenernte wurden die
Früchte gepflückt und zum Crossener Bahnhof gefahren. Von dort gelangten sie per Güterzug zu den Händlern in Berlin und anderswo.
Aber auch im Ort wurden die Pflaumen verwertet. Bei Schloß-Schulzes kochten die Frauen in einem Riesenkessel
gemeinschaftlich Pflaumenmus. Zwei Zentner Pflaumen kamen ausgesteint dort hinein. Um den Kessel standen vier bis fünf
Frauen mit Holzkellen und rührten. Sie sorgten dafür, daß das Mus nicht anbrannte. Zum Schluß wurde das Mus geteilt.
Zahlreiche Kinder Crossener Bürger gingen in Merzdorf zur
Schule. Vom Hinterland aus gesehen hätten
sie ja auch einen 4 km langen Schulweg, hin und zurück also 8 km, gehabt. Eine solange Strecke ließ sich vor allem im Winter
bei Schnee kaum bewältigen. Die Merzdorfer Schule war freilich einklassig. Zuletzt unterrichtete Lehrer Kiesler - dann und
wann auch mit harter Hand - die verschiedenen Altersabteilungen.
In Merzdorf gab es die beiden kleinen Lebensmittelgeschäfte von Mertke
und Winkler. "Püppchen-Laube“, der auf Lehmannshöhe, dem Ortsteil an der Frankfurter Chaussee, wohnte, bot mit seinem Motorboot
Lebensmittel und andere Waren den Oderschiffern an.
Im Winter bot sich die Berglehne als ideales Rodel- und Skigelände an. Allerdings waren Rodelschlitten damals noch rar.
Einwohnerbuch 1926
Auszug aus dem Stadtplan Crossen 1937
Merzdorf war ein Dorf im Kreis Crossen mit ca. 370 Einwohnern. Für Merzdorf liegt dem Webmaster
kein Ortsplan mitzugehörigem Häuserverzeichnis
oder Legende vor.
Als einzig verfügbare Quelle verfügen wir nur über das
"Einwohnerbuch des Kreises Crossen/Oder - Ausgabe 1926".
Im folgenden werden einige Angaben aus diesem Einwohnerbuch nur kurzgefaßt wiedergegeben:
• Die Hausnummern gingen bis 44
• Es gab 82 Haushalte,
• 21 Einträge als Bauern,
• 20 Einträge als Arbeiter,
• 10 Einträge als Schiffer, davon waren 4 Schiffseigner.
Für interessierte Leser, die im Einwohnerbuch nach ihren Vorfahren suchen,ein kleiner Hinweis:
1. Doppelklick auf das Einwohnerbuch oder Ortsplan von Merzdorf (Rechts) → das Einwohnerbuch oder Ortsplan wird geöffnet.
2. Danach sollte man die Schriftgröße im Einwohnerbuch entsprechend verändern:
(bei gedrückter Strg-Taste ist das Mausrad zu drehen!)