"Rusdorf, Gersdorf, Plau, Grunow, Logau und Groß-Lessen", in dieser Reihenfolge lernten die Crossener Kinder im 3. Volksschuljahr
die Namen der Dörfer an der Grünberger Chaussee auswendig. Logau, die letzte märkische Ortschaft, lag ziemlich genau auf
halber Strecke zwischen Berlin und Breslau, 149 km von der Reichshauptstadt und 150 km von der schlesischen Metropole entfernt.
Die Reichsstraße 5 lief durch das Angerdorf genau in West-Ost-Richtung.
Der Ort hatte vor 1945 rund 240 Einwohner bei einer Gemarkungsfläche von circa 630 ha, von denen über 340 ha zum Gut gehörten.
Geschichtliche Nachrichten über Logau gibt es nur in begrenzter Zahl mit jeweils geringem Umfang. Der
Codex diplomaticus brandenburgensis - eine Sammlung geschichtlicher Urkunden erwähnt den Ort nicht.
Über den Verbleib
der früher beim Magistrat in Crossen aufbewahrten handschriftlichen 14 Bände umfassenden Chronik des um 1700 lebenden Archidiakons
Johann Joachim Möller, deren 9. Band die Geschichte der um Crossen liegenden Dörfer behandelt, wissen wir nichts.
Hier würden wir möglicherweise interessante Einzelheiten zur Geschichte von Logau erfahren. Die Kirchenbücher könnten uns
sicherlich manchen nützlichen Hinweis geben, aber auch sie sind heute nicht mehr auffindbar.
Es wurden folgende Fakten ermittelt:
Logau war bis 16. Okt. 1495 ein Vorwerk zu Groß-Lessen.
Opitz Bomsdorf kaufte 1495 den Gut Anteil zu Lessen.
1520 kaufen die Herren von Rotenburg Zins und Rente in der Logau.
1597 - 1611 Karl Sigismund Baron von Zedlitz und Neukirch ist Besitzer von Logau.
1660 gehörte Logau dem "Advocat und Jurispractico" Michael Magir.
In der
Klassifikation 1718/19 wird Logau wie folgt erwähnt:
Karl Ludwig v. Arnold war der Besitzer von
Logau.
Es gab im Dorf:
•
13 Bauern und
•
11 Gärtner.(alle mit Namen genannt)
1 Hufe bearbeitete die Windmühle und 1 Hufe ist wüst.
Der in 3 Felder geteilte Acker ist mittelmäßig und bestand meist aus reinem Sandboden.
Die Weide war mittelmäßig, doch sauerbeizig.
Auf einer Bauernhufe wurden 3 Ochsen, 5 Rinder, 3 Schweine und 2 Zuchtgänse gehalten. Ein Küster ohne Land.
Im
Bratring 1806 steht geschrieben:
Logau war im Jahre 1806 ein Gutsdorf - es gehörte dem Freiherrn v. Arnold.
Es hatte 9 Ganzbauern, 3 Halbbauern, 10 Kossäten, 5 Büdner, 6 Einlieger; außerdem eine Schmiede und eine Windmühle.
Logau hatte 1806: 37 Feuerstellen 229 Einwohner.
Ausschnitt aus der Kreiskarte
In der “Topografischen Übersicht des Reg.Bez. Frankfurt/Oder” aus dem Jahre
1844 erscheint:
♦
Logau war ein Gutsdorf mit einer Windmühle.
♦ es hatte 47 Wohngebäude und 301 Einwohner
♦ das Rittergut besaß der Baron v. Arnold-Ehrenberg in Läsgen.
Für das Jahr
1852 werden genannt:
♦
Logau hat 315 Einwohner = war ein Dorf mit Rittergut.
Im
Riehl und Scheu "Berlin und die Mark Brandenburg …" von
1861 wird geschrieben:
♦
Logau hatte 48 Häuser, 283 Einwohner - sowie eine Schule.
♦ der Besitzer war Baron und Hauptmann v. Ehrenberg.
♦ Parochie Logau war mit Treppeln vereinigt.
- Das Dorf Logau gehörte seit 1696 denen “von Arnold”
Herr Anton Beyer aus Heitersheim lieferte einen anerkennenswerten Beitrag zur Ortsgeschichte von Logau.
Bei seinen Untersuchungen zur Familienforschung stellte er fest, dass seine Großeltern väterlicherseits aus den Grünberger
und auch aus dem Crossener Kreis stammten. Um etwas über die Geschichte der Wohnorte seiner Ahnen zu erfahren, bestellte er
sich kistenweise Bücher, vor allem aus der Bücherei des Deutschen Ostens in Herne, und studierte sie.
Nachfolgend werden auszugsweise die Resultate seiner Forschungen zu Logau wiedergegeben. Er schreibt:
Dörfer an der Grünberger Chaussee
Seit 1696 ist
Johann von Arnold im Besitz von Logau, welcher 1671 Groß-Lessen erworben hatte.
Arnold stammte aus dem Grünberger Stadtpatriziat und hatte sich dort durch den Tuchhandel - seine Beziehungen reichten bis
an den kaiserlichen Hof in Wien - ein ansehnliches Vermögen erworben.
Ihm war es auch zu verdanken, dass die damals im Kreise Grünberg üblichen grausamen
Hexenprozesse ein vorzeitiges Ende fanden.
Er fuhr 1663 mit einer Klageschrift nach Wien, worauf der Kaiser 1665 und nochmals 1669 weitere Hexenprozesse verbot.
Mit dem Erwerb von Logau durch von Arnold begann vor allem für die kirchlichen Belange des Ortes eine glückliche Zeit.
Er ließ die sechseckige steinerne Kirche erbauen, die jetzt noch steht.
Inschrift an der Kirche
Eine Inschrift, die heute noch über dem Eingang zu lesen ist, sagt aus, dass er das Gotteshaus auf eigene Kosten errichten ließ.
Sie lautet vom Lateinischen ins Deutsche übersetzt:
Dem dreimal besten und dreimal größten Gotte, dem ewigen Quell der Güte, aus dem alles,
was sie sind und haben, geflossen ist, erbauen für die unzähligen Wohltaten, die sie unwürdig empfangen,
dieses heilige Gebäude zu seinem größeren Ruhme aus eigenen Mitteln, widmen und weihen es dankbaren Sinnes und
überlassen es demütig zu eigenem und der Ihrigen Heil als niedrigste Knechte Gottes die Ehegatten Johann von Arnold und
Dorothea von Jeuthe, die Erbsassen zu Groß-Lessen, Wenig-Lessen, Läsgen, Seedorf,Seiffersholz, Schertendorf, Plothow, Jonasberg und Logau im Jahre 1698.
Wie aus der Inschrift ersichtlich, besaß die Familie von Arnold um diese Zeit bereits mehrere Güter im benachbarten Kreis Grünberg.
Von dieser Familie wurden der Kirche auch viele sakrale Gegenstände gestiftet, z. B. eine als muschelhaltende Engelsfigur
durchgebildete Taufe, zwei Altarleuchter und drei Deckelkannen aus Zinn. An der Decke der Kirche sehen wir heute noch das
Doppelwappen von Arnold und von Jeuthe. (seit l980/90 nicht mehr! und ebenso sind die deutschen Inschriften (Bibelverse)
auf den Bildtafeln rund um die Emporenbrüstung übermalt worden).
Über dem Altar waren früher die Wappen der Familien von Arnold und von Unruh angebracht. Sie sind jetzt nicht mehr vorhanden.
Johann von Arnold starb im Jahre 1700, seine Gattin 1705.
Einer seiner Söhne,
Karl Ludwig von Arnold, ließ sich in Läsgen ein neues Schloss erbauen, das er am 8. November 1716 bezog -
er war seit 1709 bereits mit Eleonore von Unruh verheiratet.
Herrenhaus in Logau
Auf Ludwig von Arnold folgte Freiherr
Sigismund von Arnold, der Logau seinem Adoptivsohn Johann Christian vererbte.
Johann Christian von Arnold heiratete zweimal, zuerst Sophie Caroline von Ehrenberg und danach Franziska von Ehrenberg.
Er scheint mit diesen beiden Frauen sehr glücklich gelebt zu haben, denn im Jahre 1827 bat er den König um Erlaubnis,
seinem Namen den Namen Ehrenberg hinzufügen zu dürfen. Er schrieb, dass er dieser Familie sowie seinen beiden Frauen sein Lebensglück
sowie auch sonst viel zu verdanken habe und außerdem diese Familie Martin Luther zu ihren Vorfahren zählen könne.
Am 17. Januar 1828 erhielt er die Erlaubnis, sich fortan
"von Arnold-Ehrenberg" nennen zu dürfen.
Er starb am 29. Dezember 1849 kinderlos als letzter seines Geschlechts, wahrscheinlich auf Logau, da er Läsgen und Groß-Lessen
schon zuvor an die Gebrüder Lindheim verkauft hatte, von welchen die Güter in Läsgen und Groß-Lessen an den Freiherrn
Hans Adolph von Kottwitz auf Cossar übergingen.
Nach Johann Christian von Arnolds Tod kam Logau in den Besitz der Familie von Ehrenberg.
Franz von Ehrenberg
übergab das Gut seinem Sohn Heinz, von welchem es dessen Schwester Elly übernahm. Diese war mit dem Administrator Karl Redlich verheiratet,
der keine glückliche Hand gehabt zu haben scheint. Denn das Gut kam immer mehr herunter, bis es endlich 1921 die
Familie Goldner übernahm, die es bis zum Kriegsende 1945 besaß.
Jetzt ist Logau von Polen besiedelt worden und heißt auf Polnisch Łagòw. Das Gut wurde weitgehend zerstört,
ebenso die Familiengruft derer von Arnold, die hinter der Kirche direkt an der Mauer lag.
Kunstdenkmäler
Kirche in Logau
Kirchenaltar
Mit dem Erwerb von Logau im Jahre 1696 durch Johann von Arnold ließ er - wie bereits erwähnt - eine sechseckige steinerne Kirche erbauen.
Diese Kirche von Logau ist in den "Kunstdenkmälern der Mark Brandenburg" recht ausführlich beschrieben worden, so daß hier
nur mit einem Klick auf die Titelseite der Kunstdenkmäler (links) hingewiesen werden soll.
Diese Kirche war auch eine sogenannte
Grenzkirche. Die überwiegend evangelische Bevölkerung von Groß- und Wenig-Lessen
gingen schon immer zum Gottesdienst zur Logauer Kirche, da es in Groß-Lessen nur ein katholisches Gotteshaus gab.
Wir
Logauer waren übrigens nicht die einzigen Kreis-Crossener, die zusammen mit schlesischen Nachbarn die Gottesdienste feierten.
Nach
Lippen (Sprengel Treppeln) kamen die Einwohner von Schöneich, und in der
Weißiger Kirche
erschienen die Evangelischen aus Paganz, Poydritz und Tschirkau, außerdem noch die Legeler, die jenseits des Bobers im Kreis Sorau wohnten.
Wahrscheinlich gab es für dies Nichtübereinstimmen der politischen und kirchlichen Grenzen historische Gründe, bedingt durch
die zeitweilige Zugehörigkeit Schlesiens zum katholisch regierten Österreich und durch die Gegenreformation.
Allerdings wohnte in Logau seit 1774, also seit der Zeit des "Alten Fritz", kein Pfarrer.
Auch das evangelische Pfarrerbuch für die Mark Brandenburg weist nach 1774 keinen Geistlichen mehr für Logau aus, und nach einer
Aussage der "Kunstdenkmäler" wurde die Kirche 1877 mit Thiemendorf verbunden.
In unseren letzten Logauer Jahren kam der Pastor aus Plau herüber.
In unserem verhältnismäßig kleinen Dorf herrschte ein
reges Vereinsleben. Die Schützengilde Logau-Treppeln hatte ihren
Schießstand in Tschiches Heide, und übte dort
"Aug' und Hand fürs Vaterland". Weiter bestanden
ein Sportverein, ein Junglandbund, ein Kriegerverein und natürlich die Feuerwehr.
Gasthaus Fix
Saal des Gasthof von Fix
Wenn die letztere zu ihrem Vereinsvergnügen einlud, fand eine Stunde vor Beginn ein
Kinderball -
natürlich ebenfalls im großen Saal des
Gasthauses Fix - statt.
Die Jugend traf sich gern am "Bergang", dem kleinen Platz neben dem Gasthofsaal, wo dann und wann ein Karussellbesitzer oder
ein kleiner Zirkus Station machte, sowie an Noacks Ecke (mit Tankstelle). Die eignete sich für die Kinder vorzüglich fürs
Räuber-und-Gendarm-Spielen, weil an der Straßengabelung Richtung Schlesisch-Drehnow und Treppeln Müllers lange Fliederhecke
und Jährlichs Scheune herrliche Verstecke boten.
Im
Herbst ging man von Haus zu Haus "Pflaumen pellen". Die Familien halfen sich gegenseitig, ganze
"Schwingen" voll Pflaumen auszusteinen. Die Früchte wurden dann sofort in großen Kesseln eingekocht. Das Mus stellten wir
in irdenen Schüsseln und Töpfen in den von der Brotzubereitung noch warmen Backofen, damit sich oben eine Kruste bildete,
die den Aufstrich haltbar machte.
Nach Einzug des
Winters standen die "FederbälIe" auf dem Abendprogramm. Nachbarinnen und Verwandte
(miteinander verwandt war sowieso das halbe Dorf) halfen sich gegenseitig dabei, die angefallenen Gänse- und Entenfedern
zu schleißen. Hinterher gab es jeweils Kaffee und Pfannkuchen.
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Schule |
Dorfstraße in Logau |
Windmühle" |
- Logau - Ortsplan mit Häuserverzeichnis
Ortsplan von Logau
Besitzerverzeichnis 1926
Die ehemaligen Bewohner von Logau haben in den vergangenen Jahren viel Arbeit in die Einwohnerliste ihres Ortes investiert.
Aus diesem Fundus konnte sich der Webmaster auszugsweise bedienen.
Leider wurden in sämtlichen Gutsbezirken (bis 1929 selbständige administrative Einheiten) die dort vorhandenen Wohnhäuser nicht nummeriert.
Die Bewohner des Gutsbezirks sind dem nebenstehenden Besitzerverzechnis 1926 zu entnehmen. (DoppelKlick)
Die untere Tafel zeigt die Häuser von Logau mit ihren Bewohnern (Stand 1945)in der Reihenfolge aufsteigender Hausnummern.
Pro Haus wurde in den drei Spalten eingetragen:
Nummer, Name der Familie, Torsaule(evtl. Beruf)
1 |
Tschiche,Hermann |
Bürgermeister |
|
15 |
Siebert,Pauline |
kl.Landwirtschaft |
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29 |
Jensch,Willi |
Weigelt |
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2 |
Bürger,Hermann |
Schmiedemeister |
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16 |
Städter,Otto |
Steinsetzer |
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30 |
Noack,Hermann |
Kolonialwaren |
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3 |
Kockegei,Heinrich |
Landwirt |
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17 |
Büttner,Otto |
Kirschke-Büttner |
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31 |
Nerlich,Wilhelm |
Landwirt |
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4 |
Liebig,Oskar |
Landwirt |
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18 |
Brunzel,Fritz |
Landwirt; |
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32 |
Schulz,Hermann |
kl.Landwirtschaft |
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5 |
Dictus,Reinhold |
Schule |
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19 |
Tschiche,Gustav |
Fleischerei |
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33 |
Geschwister Büttner |
inKubalesHaus |
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6 |
Teichert,Hermann |
Landwirt |
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20 |
Sommer,Hermann |
Landwirt |
|
34 |
Wislaug,Max |
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7 |
Stahn,Gustav |
Landwirt |
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21 |
Schulz,Otto |
zuvor Dorn |
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35 |
Stahn,Wilhelm |
Lück-Stahn |
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8 |
Wichmann,Richard |
Tischler |
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22 |
Rinner,Wilhelm |
Landwirt |
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36 |
Tschiche,Fritz |
Landwirt |
|
9 |
Büttner,Wilhelm |
Rademacher |
|
23 |
Stahn,Hermann |
Landwirt |
|
37 |
Müller,Paul |
Maurer |
|
10 |
Schulz,Willi |
Futtermittelhandel |
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24 |
Ender,Ferdinand |
kl.Landwirtschaft |
|
38 |
Sommer,Hermann |
Zimmermann |
|
11 |
Kockegei,Paul |
ChausseeKockegei |
|
25 |
Dommenz,Hermann |
kl.Landwirtschaft |
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39 |
Roy,Otto |
Bäcker/Landwirt |
|
12 |
Stahn,Reinhold |
DommenzStahn |
|
26 |
Tschiche,Emil |
Schlächter |
|
40 |
Kockegei,Richard |
Pudel-Kockegei |
|
13 |
Blümel,Gustav |
kl.Landwirtschaft |
|
27 |
Hanold,Hermann |
Landwirt |
|
41 |
Fix, Wilhelm |
Gastwirt |
|
14 |
Kubale/Pöhlke |
Tischlerei |
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28 |
Stahn,Paul |
Stellmacher |
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42 |
Stahn,Wilhelm |
Hoffmann |
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43 |
Schmidt, Ida |
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Grundlage für diese Webseite waren die hervorragenden Ausarbeitungen von den Logauer Landsleuten, insbesondere
Anton Beyer aus Heitersheim
Lieselotte Kummer, geb. Sommer