mit den drei Städten
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Grunow
liegt ca. 13 km südöstlich von unserer Kreisstadt Crossen/Oder an der ehemaligen Reichsstraße 5 - im allgemeinen die
“Grünberger Chaussee” genannt.
Grunow im Kreise Crossen/Oder war im Amtsbezirk Plau mit Tschausdorf, Thiemendorf, und Logau verbunden und
hatte bei der letzten Volkszählung im Jahre 1939
230 Einwohner.
Das, was wir von der Geschichte des zwischen Crossen und Grünberg an der historischen Fernstraße gelegenen Dorfes Grunow wissen,
läßt viele Fragen offen. Nach der Struktur handelte es sich um eine reine Bauerngemeinde, die vor dem 2. Weltkrieg ca. 230 Einwohner
hatte. Das war in der von Rittergütern geprägten Landschaft im Südosten des Kreises Crossen rechts vom Bober eine große Ausnahme.
Nach den Hofgrößen (in der Regel eine Hufe) könnte hier im Mittelalter sowohl eine deutsche Siedlung als auch eine Umstellung
eines wendischen Dorfes auf deutsches Recht stattgefunden haben. Der Ortsname spricht mehr für das letztere.
Im »Liber fundationis episcopatus Vratislaviensis« - zwischen 1295-1305 geschrieben - tritt ein Ort in Form von
Gronow auf. Man fragt sich hier: "Welches Gronow ist damit gemeint?".
Das »Liber fundationis episcopatus Vratislaviensis« ist ein Zehntregister des Bistums Breslau aus der Wende
vom 13. zum 14. Jahrhundert in lateinischer Sprache.
Ansonsten wurden über die Vergangenheit dieser Gemeinde keinerlei schriftliche Quellen gefunden.
Die eindeutig bäuerliche Struktur des Dorfes machte freilich schon die Klassifikation 1718/19 als älteste Geschichtsquelle deutlich.
Laut dieser Klassifikation 1718/19
gab es 20 Bauern am Ort, die zusammen gut 17 Hufen Land besaßen. Hinzu kamen
2 Gärtner mit je zwei Drittel Hufen.
Georg Friedrich Blodowsky, Freiherr von Niederbludowitz, war Besitzer von Grunow.
Die Familiennamen der Bauern jener Zeit lauteten Schulze, Schultz, Juschke (drei Familien), Klausch, Bräß-Zerbin, Bräß-Welach,
Müller, Baudach, Schenke, Vogel, Schüler, Sauer, Frantze, Malcke, Krüger (zwei Familien), Bensch, Lehmann und Schober.
Die Gärtner hießen Graßmann und Walther.
Auf einer Hufe hielten die Landwirte damals im Durchschnitt zwei Pferde, vier Ochsen, sechs Rinder, 18 Schafe, vier Schweine
und vier Gänse. Alle klagten über Mangel an Weideland, zumal die tief liegenden Teile der Gemarkung dichtes "Ellerngebüsch"
trugen. Die Benutzung der Wiesen in Schlesien war den Grunowern verboten.
Im Bratring 1806 wird Grunow wie folgt erwähnt:
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Grunow war im Jahre 1806 noch ein Gutsdorf.
und hatte 1806: 33 Feuerstellen 228 Einwohner |
In der “Topografischen Übersicht des Reg.Bez. Frankfurt/Oder” aus dem Jahre1840 erscheint:
♦ Grunow: hatte im Jahre 1840 47 Wohngebäude und 291 Einwohner.
♦ Grunow: hatte ein Gut und eine Wassermühle - und war nach Plau eingepfarrt .
Für das Jahr 1852 werden genannt: Grunow = Dorf mit Rittergut und 288 Einwohner
Im Berghaus: “Landbuch der Mark Brandenburg...” aus dem Jahre 1856 wird genannt:
Den Grundherrenbesitz von Grunow haben sich 17 Glieder der Gemeinde aufgeteilt, 1829.
Im Riehl: “Mark Brandenburg Markgrafthum Nieder-Lausitz” aus dem Jahre 1861 steht geschrieben:
Seit 1829 ist Grunow in Besitz von 17 Gemeindegliedern des Ortes.
Grunow hatte damals 43 Häuser und 274 Einwohner.
- Das Rittergut in Grunow wurde 1829 von den Bauern aufgekauft.
Es gab in Grunow früher eine Gutsherrschaft. Die Akten der Klassifikation von 1718/19 erzählen davon, daß ein Adliger mit
königlicher Genehmigung 4 ⅖ Hufen Land zur Anlage eines Vorwerks angekauft hatte.
Als deren Besitzer und somit Gutsherren nennen sie Georg Friedrich Bludowsky Freiherr von Niederbludowitz. Dieser wohnt,
so hielten die Verfasser des Steuerkatasters fest, in Drogomischel im Fürstentum Teschen (somit im fernen Oberschlesien).
Der Name von Bludowsky tauchte damals in keiner anderen Ortschaft des Crossener Landes auf. Von wo aus (vielleicht aus der
niederschlesischen Nachbarschaft) der Freiherr seinen Grunower Besitz bewirtschaftete, bleibt also im Dunklen.
Möglicherweise hat er oder sein Vorgänger nach dem 30jährigen Krieg öde liegengebliebenes Land erworben.
Bis 1804/1809 ist nach Bratrings statistisch-topographischer Beschreibung der gesamten Mark Brandenburg aus dem Bludowsky`schen
Vorwerk ein kleines Gut mit ortsansässigem Besitzer, dem Hofrat Voss, geworden.
Seine 783 Morgen, zum größeren Teil Ackerland, zum kleineren Teil Wald, kauften jedoch 1829 siebzehn "Glieder der Gemeinde"
und teilten sie untereinander auf.
Damit hatten die Grunower Anfang des 19. Jahrhunderts bereits aus eigener Initiative eine
Bodenreform vorgenommen. Damals benutzte man allerdings nicht dieses moderne Wort, sondern sprach schlicht von Zusammenlegung.
Wie kam es hierzu? Als 1828 das damalige Grunower Gut verkauft werden sollte, taten sich l7 Bauern aus dem Ort zusammen und erwarben es.
Sie brachten ihre eigenen Parzellen in die Gesamtmasse mit ein und teilten diese neu auf. Jeder Bauer bekam statt seiner vielen
kleinen Stücke nun zwei größere Pläne.
Der Grunower Acker war an sich gut, wechselte jedoch von lehmigem Sand bis zu sandigem Lehm. Die Grunower Landwirte am Anfang
des vorigen Jahrhunderts wurden sich dahingehend einig, daß jeder einen Plan schwereren und einen weiteren Schlag etwas
leichteren Boden übernahm. Sie konnten danach viel besser wirtschaften, sparten Wege und somit Zeit.
In Gemeinschaftsnutzung blieb nach dem Landkauf der ehemalige, etwa 6 ha große Gutssee .
Hier wurden die Fischerei und die Streunutzung verpachtet.
Herrschaftlicher Gutsbesitz ist in Grunow also nur während der rund 130 Jahre von etwa 1700 bis 1829 nachweisbar.
Von den Ortschaften in der Südostecke unseres Heimatkreises war Grunow ein ausgesprochenes Bauerndorf. Die Grundstücke lagen
beiderseits der Reichsstraße 5, man zählte 41 Hausnummern. Dabei handelte es sich um 20 größere und 21 kleinere Höfe, die
Besitzer der letzteren wurden Gärtner oder Häusler genannt.
Zu den Grundstückseigentümern gehörten u.a.
• ein Gastwirt
• ein Schmied
• ein Stellmacher
• ein Kaufmann
• zwei Fleischer
• zwei Zimmerleute und
• ein Schuhmacher
Diese Gewerbetreibenden hatten auch Landwirtschaft nebenbei.
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⇐ Kriegerdenkmal
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Eine Kirche war nicht am Orte. Die Einwohners Grunows gingen nach Plau zum Gottesdienst. Im Sommer fuhr man mit der
Pferdekutsche oder dem Fahrrad dort hin. Zur Winterzeit zogen die Pferde den großen Schlitten.
Im Gast-Pferdestall des Gasthof Adolf Pirke in Plau wurden die Pferde ausgespannt, mit einer Decke zugedeckt und ein Futtersack
wurde Ihnen umgehängt. Nach dem Gottesdienst spannte man die Pferde wieder an und sie zogen uns heimwärts.
Besonders erinnerungswert war dabei der »Heilige Abend« wo es nach der Christnacht mit klingendem Geläut durch
die schneebedeckte Landschaft und von unzähligen Sternen begleitet wieder heimwärts ging. Dies ist und war ein inniges Gefühl,
was man nie vergißt.
Kolonialwaren |
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Dorfstraße |
Die Post wurde in früherer Zeit von Tschausdorf aus zugestellt. In den letzten Jahren vor der Vertreibung war dann aber eine
Posthilfsstelle im Ort. Die Gesamtgröße der Grunower Gemarkung lag bei 1000 ha. Zwei Drittel davon waren Äcker, etwa ein
Drittel der Fläche nahmen Wälder und Gewässer ein.
Laut “Kreis-Crossener Adreßbuch von 1926” amtierte zu dieser Zeit Paul Neugebauer als Gemeinde-Vorsteher, und
es unterrichtete der Lehrer Karl Kleber die schulpflichtigen Kinder.
Später unterrichtete in der einklassigen Volksschule Herr Lehrer Arnold 50 Kinder.
Nach dessen Einberufung zur Wehrmacht 1939 übernahm Fräulein Maria Klein aus Tarforst bei Trier/Mosel seine Stelle.
Von Ende 1939 bis Ende 1944 unterrichtete sie Grunower und zum Teil auch Logauer Kinder. Einmal wöchentlich gab sie Fortbildungsunterricht
für Jugendliche Erwachsene. Sie war beliebt, fröhlich und eine hervorragende Lehrerin.
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Am Ortseingang - die Mädchen |
Grunower Schüler während der Ausflugs |
Schuljungen |
In der Mitte des Dorfes der kleine Dorfteich - auch die “Pudel”
genannt, betrachteten und pflegten die Grunower als ihr Schmuckstück. Er lieferte Wasser bei Feuer. Daneben stand das Spritzenhaus
für Geräte sowie ein kleines Nachtwächterhäuschen.
Wenn die Pudel zufror, hatte dort die Jugend ihr wintersportliches Vergnügen. Taute es wieder, so benutzten mutige Jungen die
Eisschollen zum "Kahnfahren", sich dabei mit Stangen vorwärts stakend.
Die Jagd in Grunow hatten gepachtet:
• der Chefarzt Dr. Martens vom Kreiskrankenhaus Crossen und
• Herr Kurzan Hausrat- und Eisenwarenhandel Crossen.
Hermann Klauschke spielte dabei den Jagdaufseher für die beiden Jagdpächter.
Gasthof von Willi Wiebicke
In der Zeit vor dem 2. Weltkrieg standen vor dem ansehnlichen Gasthof von Willi Wiebicke,
der zugleich der größte Bauernhof im Ort und Poststelle war, und in dem es sogar Fremdenzimmer gab, zwei mächtige Kastanienbäume.
Darunter machte jeden Montag "Pickerts Liese" aus Crossen mit ihrem von einem Pferde gezogenen Planwagen halt.
Sie kaufte alles auf, was man ihr an landwirtschaftlichen Produkten zutrug. Dabei wurden Neuigkeiten ausgetauscht, so daß die
Grunower über Ereignisse in der Umgebung und der 13 km entfernten Kreisstadt stets einigermaßen unterrichtet waren.
Feste und Vergnügungen waren durch die langen Kriegsjahre untersagt. Vorher gab es aber in Willy Wiebickes Gasthof Tanzmusik (Blasmusik),
und zwar zum Maifest zur Kastanienblüte und zum Erntedankfest. Die fröhlich tanzende Gesellschaft freute sich immer, wenn zur
vorgerückten Stunde der Metzgermeister Willi Hoborn mit einem großen Weidenkorb mit warmen Würstchen erschien.
Für Unterhaltung sorgten ferner dann und wann Puppenspieler im Gasthof. Gelegentlich gastierte auch ein kleiner Zirkus.
Den südlichen Teil des Großen Plauer Sees hatte meist ein Grunower Landwirt gepachtet, der sich dort nebenbei der Fischerei widmete.
Eine weitere Erwerbsquelle bildete der Krebsfang. Die Schalentiere gab es in Mengen in den Fließen zwischen Liebhardts Wassermühle
und dem Großen Plauer See. In Spezialkörben aus Weidenruten wurden sie nach Berlin verkauft. Dinge des täglichen Bedarfs,
die sie nicht selbst produzierten, erwarben die Grunower in einem kleinen Laden nahe dem Ortsausgang Richtung Crossen.
Zwischen dem Dorf und der Grunower Wassermühle lag und liegt Feind's Berg, auch Zerbings Berg
genannt. Dorthin gingen die Jugendlichen Ostern zum Eierwettkullern , einem alten
wendischen Brauch. Vom Gipfel des 118 m hohen Hügels konnte man bei gutem Wetter bis Grünberg schauen, obwohl zwischen Grunow
und dem Nachbardorf Logau weitere bewaldete Hügel liegen, deren höchster Berg höher ist als unser Zerbings Berg.
- Grunow - Ortsplan mit Häuserverzeichnis
Der nebenstehende Ortsplan von Grunow mit den Häusern wurde mit bestem - bald in die Dunkelheit geratenem - Wissen durch die
Landsleute Marianne Riedel und Friedel Burdack erstellt.
Nach über 70 Jahren konnten die damaligen Hausnummern nicht mehr ermittelt werden.
Die nebenstehende Tafel zeigt die Reihenfolge der Häuser an der Grünberger Chaussee in Grunow.
In den drei Spalten wurden eingetragen:
Name der Familie, Torsaule,(evtl. Beruf).
In der Gegenwart ist von der bäuerlichen Struktur des Dorfes so gut wie nichts mehr zu spüren. Den wirtschaftlichen Ton gibt
in Grunow seit Jahrzehnten und immer noch die Produktionsgenossenschaft an. Sie hat ihre Zentrale im einstigen Gasthaus Wiebicke,
vor dem die Kastanien verschwanden. Sie betreibt vor allem Baumschulen und dergleichen. Ein beachtlicher Teil der Felder
liegt in letzter Zeit brach.
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