Griesel
(Gryżyna) |
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Griesel liegt ca.21 km nordöstlich von Crossen. Von der Crossener Altstadt kommend, nimmt man am "Verkehrskreisel" (am Ende der Bismarckstr.) die zweite Ausfahrt. Sie führt in Richtung Lochwitz und weiter nach Beutnitz, das nach 12 km erreicht wird. Nach weiteren 9 km wird Griesel erreicht. Es gehörte zum Amtsbezirk Griesel, zu dem noch Krämersborn zugeordnet wurde. Das kleine Dorf Griesel im Kreis Crossen gehörte zu den idyllischsten Flecken der Mark Brandenburg, Dichte Kiefernwälder umgaben es, die zu ausgedehnten Spaziergängen einluden. Die erholsame würzige Luft stellte einen Jungbrunnen für Leib und Seele dar. Viele zog es in das herrliche Grieseltal, wo immer wieder andere Seen die Blicke auf sich lenkten, Eine wunderschöne Landschaft, ein anheimelndes Dorf. Meilenweit von Wald umgeben, über 20 Kilometer von den nächsten Städten Crossen und Schwiebus und etwa 10 Kilometer von den Bahnstationen Beutnitz, Rädnitz und Topper entfernt, liegt um die Quellen der Griesel herum, wie ein Gebirgsdörfchen, an Abhängen, zwischen Erlen und Eichen, das stille Heidedörfchen Griesel. Erst 1928 wurde Griesel direkt in das öffentliche Verkehrsnetz einbezogen. Ein Postomnibus aus Schwiebus hatte nun hier seine Endstation und traf zweimal täglich, um 9 und um 17 Uhr, ein. Von Schwiebus aus wurde das Dorf schon vorher postalisch versorgt.
Griesel tritt 1571 auf als Griessen, 1583 als Griesel, 1644 als Griesell, 1665 als Greissell. Nach Ansicht des Crossener
Chronisten Möller, der meist Mitteilungen von Pfarrern benutzte, bedeutet der Name so viel wie Geriesel,
„denn mitten im Dorfe laufen viele Quellen zusammen und machen einen Bach“. Mag man darüber auch anders denken,
so muss man doch zugeben, dass das Entstehen der flinken Griesel mitten im Dorfe etwas ganz Besonderes und Auffälliges ist.
Das Dorf Griesel wurde zuerst im Jahre 1500 erwähnt. Denn schon im Jahre 1500 huldigten die von Schlichting als Gutsbesitzer dem Kurfürsten Joachim l. Die Familie hielt sich am Ort bis zum Ausgang des 17. Jahrhunderts, also noch nach dem 30jährigen Krieg, in dem Griesel und Kunersdorf von den Truppen des schwedischen Generals Stalhans "ruinieret" wurden. Am Ende des 17. Jahrhunderts waren in Griesel zwei Rittergüter: das eine besaß Bernhard Rudolf v. Schenkendorf, das andere B. von Morstein. Die Reihenfolge der Besitzer war aus ihren Quittungen in einem alten Abrechnungsbuche zwischen Gutsherrschaft und Mühle zu ersehen, welches ununterbrochen von 1700 bis 1854 benutzt worden ist.Nach dem 30jährigen Krieg etwa um 1660 nahm der damalige Gutsherr Bogislaw Alexander
von Schlichting Angehörige der aus ihrer Heimat vertriebenen „polnischen Brüder“ auf und gewährte
ihnen Schutz. Das den Unitariern zugewiesene Land bildete ein eigenes Rittergut der Familie Morstein. Die Bezeichnungen
sind vermutlich im Laufe der Zeit verfälscht worden. Wissenschaftlich korrekt muss wohl von Unitariern die Rede sein. Heute erinnert nur noch der Arianer Teich daran, dass es hier früher eine Kultstätte der Wiedertäufer gab. In der Klassifikation 1718/19 wird Griesel wie folgt erwähnt: Die Besitzer des Gutes Griesel waren Bernhard Rudolf von Schenkendorf und die Erben des Stephan Morstin de Kariborsko. Leutnant a. D. von Schenkendorf war kinderlos, wohnte in Griesel. Seine drei Brüder hatten fünf Söhne. H. v. Morstin hatte zwei Söhne und wohnte auf dem Vorwerk. Im Ort gab es 16 Gärtner und 5 Büdner - aber keine Bauern. Je eine Hufe wurde von der Kornmühle, der Schneidemühle, der Papiermühle und der Schmiede bewirtschaftet. Die Felder wurden abwechselnd alle drei Jahre bestellt. Der Boden war schlecht und sandig. Weide und Viehzucht waren schlecht. Es wurde nur auf dürrer Heide gehütet.Die Gärtner, die im Durchschnitt eine halbe Bauernhufe bewirtschafteten, konnten drei Rinder, zwei Schweine und eine Gans halten.
Holz stand aus der herrschaftlichen Heide zur Verfügung. Im Ort gab es einige Bienenstöcke. Der Krüger verschänkte etwa 70 T. Bier,
das zur Hälfte von der Gutsherrschaft und zur anderen Hälfte aus Crossen geliefert wurde. Das Schenkendorffsche Gut ging 1739 an Herrn von Wulffen und 1763 weiter an Ernst von Pförtner über. 1790 kam das der Witwe von Morstein gehörige Rittergut durch Zwangsverkauf in den Besitz des Herrn Andreas von Pförtner. Von nun an waren beide Güter in einer Hand. Im Bratring 1806 wird Griesel wie folgt erwähnt: Griesel war im Jahre 1806 ein Dorf mit 2 Gütern: • 21 Kossäten, 17 Büdner, 7 Einlieger, Schmiede. • 1 Wassermühle, 1 Papiermühle, 1 Förster. • Altes und Neues Vorwerk bei Griesel. • Griesel hatte 1806 43 Feuerstellen 322 Einwohner. In der “Topografischen Übersicht des Reg.Bez. Frankfurt/Oder” aus dem Jahre1840 erscheint: ♦ Griesel Dorf mit 1 Wassermühle, 1 Papiermühle, 1 Teerofen. außerdem ♦ Hintervorwerk = 1 Wohngebäude und 8 Einwohner.♦ Augustenhöhe = 21 Wohngebäude und 173 Einwohner. ♦ Mittelvorwerk = 1 Wohngebäude und 14 Einwohner. ♦ Vordervorwerk = 3 Wohngebäude und 25 Einwohner - wurde auch Morsteinvorwerk genannt.
Für das Jahr 1852 werden genannt: ♦ Augustenhöhe = 188 Einwohner. ♦ Mittelvorwerk = 9 Einwohner. ♦ Vordervorwerk = 16 Einwohner - wurde auch Morsteinvorwerk genannt. Im Riehl und Scheu "Berlin und die Mark Brandenburg …" von 1861 wird geschrieben: ♦ Griesel hatte 57 Häuser 472 Einwohner, darunter 9 Katholiken, u. 7 Juden. mit Papiermühle = 1 Haus 9 Einw, Mahlmühle = 1 Haus 10 Einw, Schneidemühle = 2 Häuser 25 Einw. Der Besitzer war Oberforstmeister a.D. Krause. ♦ Hintervorwerk = 2 Häuser 16 Einwohner. ♦ Augustenhöhe = 18 Häuser 204 Einwohner, dar. 9 Katholiken. ♦ Mittelvorwerk = 1 Haus 6 Einwohner. ♦ Vordervorwerk = 4 Häuser 21 Einwohner.
Beim Crossener Chronist Möller stand geschrieben, dass Griesel schon in vorreformatorischer Zeit ein Kirchspiel war, dem auch
Leitersdorf angehörte, und dass man Christoph Schultz, der noch 1560 lebte, für den ersten evangelischen Prediger in Griesel hält.
1568 wird als Prediger Caspar Bock erwähnt, der 1599 als Pastor von Sandow in einer Erbteilungssache in Crossen erscheint.
Michael Rosemontanus (Rosenberg), 1590 in Griesel, dann in Pommerzig, entstammte einer alten Predigerfamilie. Sein Großvater
war Pfarrer in Wellmitz im Gebiete des Klosters Neuzelle und wurde der Stammvater viele Pastoren– und Gelehrtenfamilien.
Er erreichte das gesegnetes Alter von 101 Jahren.Melchior Wendling wurde 1595 Pastor in Griesel, starb 1601 und erhielt ein Ehrengrab vor dem Altare. Im Jahre, als der große Krieg begann, trat der Sohn des zuvor erwähnten Rosenberg das Pfarramt in Griesel an, heiratete seines Vorgängers Witwe, die sechs Kinder in die Ehe mitbrachte und ihm noch acht schenkte. Alle Schrecken des Krieges musste er durchkosten. 1631 wütete die Pest in Griesel und Cunersdorf und brachte in den beiden Orten 160 Menschen ins Grab.
Schon damals war der Gottesdienst zu bestimmten Zeiten wenig besucht. Besonders dann, wenn das Wetter für Saat oder Ernte günstig war. Dann machte sich`s auch der Pastor leicht, der Lehrer musste Lesegottesdienst halten, während der Pastor mit einem Pferdefuhrwerk die beiden anderen Gemeinden aufsuchte, die er zu betreuen hatte. Die Konfirmanden von dort mussten zu Fuß, und das waren gut sechs Kilometer, nach Griesel kommen. Fahrräder hatten die Kinder nicht. Die evangelische Kirche in Griesel stand unter katholischem Patronat, nämlich dem des Fürsten von Hohenzollern. Zum Grieseler Kirchspiel gehörten noch Sawische, Ulbersdorf, Blankfeld, Niedewitz und Friedrichs-Laesgen. Sonntags und besonders an Feiertagen rollten dann Wagen auf Wagen in das Dorf, wo die Kirchenbesucher bei den Fleischern, Bäckern und Krämern ihre Einkäufe machten und die Gastwirte gute Einnahmen erzielten. An mehreren Sonntagen vor Weihnachten kamen auch die Buden aus Crossen und Schwiebus mit allerlei schönen Süßigkeiten auf den Kirchplatz, auf dem dann reges Leben und Treiben herrschte. Die nach 1945 neu angesiedelten polnischen Dorfbewohner nutzten die alte Kirche weiterhin mit
nun umgestalteten Altarraum lange für ihre katholischen Gottesdienste.
Fast in „Acht und Bann" tat Pfarrer Süß die Brankower. Er nannte die stille Ortschaft am Kempfenberg ein „marxistisches Dorf“. Abgesehen von einer Familie, hätten hier die Bauern der „Partei“ stets ablehnend gegenüber gestanden. Weiter wetterte der stellvertretende Kreisleiter und örtliche Führer der nazistischen „Glaubensbewegung Deutsche Christen“ gegen bestimmte Lehrer und Gemeindevorsteher, denen er nachsagte, das Eindringen der NS-Ideologie in ihre Dörfer lange Zeit verhindert zu haben. Auch bekämpfte er erbarmungslos die Anhänger der "Bekennenden Kirche".Dieser letzte Grieseler Pfarrer, S ü ß, ist von den Russen nach ihrem Einrücken erschossen worden.
Ein großer Talkessel, durch viele Quellen ausgewaschen - mitten drin: Griesel. Nach Süden hatte sich das Wasser einen Abfluss geschaffen.
Gegen Norden war es vor kalten Winden geschützt. Alles zusammen bildete die Grundlage des Dorfes Griesel.Die Land- und Forstwirtschaft bestimmte seit jeher das Leben in der Abgeschiedenheit. Die Ernährer der Familien mit vor 1945 rund 500 Personen waren Bauern, Beamte, Land- und Forstarbeiter sowie Handwerker und Händler mit kleinen Betrieben oder Geschäften. Griesel bestand aus mehreren Ausbauten: ♦ AugustenhöheZuerst zum südlich des Dorfes hoch gelegenen Ortsteil "Augustenhöhe", den die Einwohner kurz und geschichtsbewusst „Hütte“ nannten. Sie meinten damit die etwas abgelegene ehemalige Glashütte. Dem Leser dürfte es kaum überraschen, dass dieses Unternehmen durch die Tatkraft des Oberforstmeisters und Gutsbesitzers Krause entstand, der Mitte des 19. Jahrhunderts am Ort wirkte. Der gab dem „Industrieviertel“ den Vornamen seiner ersten Ehefrau.Der Wanderer kommt zur Augustenhöhe, wenn er vom Jagdschloss aus dem ansteigenden und beiderseits von Eichen gesäumten Weg
nach Süden folgt. An diesem lag zunächst links, gleich hinter dem Haus des Hohenzollernschen Schlossverwalters (Kastellans)
Noack auf einer Anhöhe der dörfliche Festplatz. Der Betrieb umfasste einst neben dem Schmelzofen, zwei Kühlöfen und einen Streckofen. Eine Stampfmühle, von Wasserkraft
getrieben, diente zum Zerkleinern der Rohstoffe. Hergestellt wurden Flaschen aller Art, Einmachgläser und Fensterglas.
Quarzsand holte man vom nahen Kalksee, den Kalk aus der Gemarkung Krämersborn, wo er eine bessere Qualität aufwies als am Kalksee.
Weiteres Material wie Bruchglas, Pottasche und Soda brachten Fuhrwerke aus ferneren Orten heran. Die Wälder der Umgebung
lieferten das Feuerholz. ♦ VordermühleSüdwestlich der Augustenhöhe am Flüsschen lagen zwei weitere Gebäudegruppen. Vom Westausgang des Dorfes führte ein gut 1000 m langer Weg zur Vordermühle. Das idyllisch am Mühlenteich gelegene sogenannte Entenhäuschen nahm schon in den 1920er Jahren Sommerfrischler auf. Diese älteste und früher einzige Grieseler Mahlmühle mit Ölpoche, kaufte Gottfried Klopsch mit Genehmigung der Gutsherrschaften im Jahr 1694. Sie blieb in den Händen seiner Nachkommen bis 1945. Kaufverträge von 1694 bis 1923 und andere zahlreiche Urkunden waren noch hier vorhanden. Die Schneidemühle am anderen Ufer, die gepachtet war, stand bis zum Jahr 1880 in herrschaftlichem Besitz und musste von dem überschüssigen Wasser durch den Müllermeister Klopsch betrieben werden. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts, zu Griesels Blütezeit, herrschte in der Vordermühle ein geselliges Leben und Treiben. Wer ein paar gemütliche Stunden verleben wollte, ging nach der Mühle, wo auch Getränke gegen Bezahlung verabreicht wurden. Das junge Volk fand hier in der alten, großen Mahlstube oft Gelegenheit zu einem Tänzchen.Die alten Herren spielten im Hinterstübchen Schafskopf und die Frauen hielten ein Plauderstündchen mit dem Spinnrocken oder dem Strickstrumpf. Die Mühle hatte auch eine viel benutzte Kegelbahn und einen Schießstand, auf dem öfters Übungsschießen stattfanden, wozu der alte Mühlenmeister Klopsch, der Unteroffizier war, die alten gedienten Soldaten der Umgegend einberief. ♦ Mittelmühle
Früher waren es drei, jetzt sind es nur noch zwei Mühlen, von der Mittelmühle stehen nur noch die Scheune und ein paar Obstbäume.
1882 bildete die Mittelmühle den Schauplatz eines Verbrechens. Der Müller Kisch ermordete den Hintermüller Schmalinski,
nachdem vorher das Gerücht verbreitet worden war, dass beide nach Amerika auswandern wollten. In den 1880er Jahren ging es der
Müllerei schlecht. Die Besitzer der Mittelmühle wechselten sehr oft, bis dieselbe 1895 zur Vordermühle zugekauft wurde.
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts herum kam es zu einer massiven Auswanderung von Dorfbewohnern, einzelnen und ganzen Familien, vornehmlich nach Südaustralien, aber auch nach Amerika. Angesichts der geringen Dorfbevölkerungszahl sind etwa 80 Auswanderer ein hoher Prozentsatz für Griesel. Früher stand an der Stelle der späteren Mittelmühle eine Tuchfabrik, zu welcher mehrere Häuser für Tuchmacherfamilien gehörten. Sie war im Besitz des Tuchfabrikanten Fleck in Crossen. An sie erinnert noch die Katasterbezeichnung »Plunderweg«, der Weg, auf dem die Lumpen zur Fabrik gefahren wurden, welche 1923 weggerissen worden ist. Einige Tuchmacher waren im Nebenberuf Musikanten und spielten Sonntags in Crossens Vergnügungslokalen zum Tanz. Man bedenke den Weg, den sie zu Fuß quer durch den Wald (um die Strecke abzukürzen) zurücklegen mussten.♦ HintermühleAn der Stelle, wo jetzt die Hintermühle im Betrieb ist, war früher eine Papierfabrik (damals der Familie Wegener gehörig). Zur Getreidemühle wurde sie ungefähr 1850 umgebaut und 1919 an die Fürstlich Hohenzollernsche Verwaltung verkauft. Diese hatte ein Müller Linke gepachtet.Diese Mühle blieb bis zum Ende des 2. Weltkriegs in Betrieb. Das alles war einmal!
Heute ist es mit der Mühlenromantik vorbei. Derzeitig gibt es weder Mühlenteiche noch Gebäude, nur ein paar Mauerreste und Mühlsteine sind im Gestrüpp noch zu finden.
♦ Oberförsterei
♦ Forsthaus Nord und Forsthaus SüdDas Forsthaus Griesel-Nord (auf den Karten auch als „Mittelvorwerk“ bezeichnet) existiert nicht mehr. Daran erinnert heute nur noch ein Haufen Steine, bewachsen mit Brombeeren und jungen Birken. Familie Kittel wohnte einst dort. Zum Forsthaus Griesel-Süd konnte der Webmaster leider keinerlei Informationen finden. Es lag wohl Richtung Ausgustenhöhe, heute gibt es nur noch Ruinenreste .
Das heutige Jagdschloss wurde um 1809 vom damaligen Besitzer Major Perle als Herrenhaus gebaut.
Wahrscheinlich wurden hier die Fundamente und die Mauern des ehemaligen Bauwerkes aus dem 17. oder 18. Jahrhundert genutzt.
Zusammen mit dem Schloss entstand im ersten Teil des 19. Jahrhunderts eine besonders schöne symmetrische Parkanlage mit Wasser und seltenen Bäumen und Sträuchern. Hinten im Park gibt es noch die Reste des alten imposanten Mausoleums der Familie Krause. Im hinteren Park am Wasser gab es auch einen sogenannten „Widder“, eine Art selbsttätiger Pumpmechanismus. Das Schloss wechselte mit dem Rittergut mehrfach den Besitzer und kam mit diesem 1888 in die Hände des Fürsten von Hohenzollern. Dieser ließ es zum Jagdschloss umgestalten. Die Verfasser des Bandes „Kreis Crossen“ der Reihe „Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg“ haben die Grieseler Schlösser überhaupt nicht erwähnt. Für sie gehörten allgemein Bauten, die im 19. Jahrhundert entstanden, noch nicht zur regionalen Kunstgeschichte, d.h. das Jagdschloss hatte für sie keinen überragenden kunstgeschichtlichen Wert. Das Jagdschloss gewährte in den letzten Kriegsmonaten Evakuierten aus den bomben bedrohten Großstädten Unterkunft. Auch das Fremdenverkehrsunternehmen „Lubtour“ hatte nicht die Mittel, um das Schloss einer sinnvollen Verwendung zuzuführen. Die zuständigen Verwaltungsstellen zeigten sich deshalb erleichtert, als ein Ministerratsbeschluß von 1978 die Möglichkeit schuf, ein derartiges Objekt in private Hände zu übergeben. So wurde das bereits 1971 verlassene Schloss erst 1980 zusammen mit einem Teil der Parkanlage zum Privateigentum von Ludwik Miszon-Maliszewski. In den Jahren 1980-82 wurde die Modernisierung des Schlosses durchgeführt, indem man den Balkon anbaute. 1984 gingen das Schloss und ein Teil des Parkes (2,2 ha) in die Hände der Maschinenfabrik BeFaMa Bielsko-Bialu über. In dieser Zeit wurde die Instandsetzung des Schlosses und die Aufwertung des Parkes durchgeführt. 1990 ging das Schloss in Privatbesitz an Herrn Lech Skorski. Durch ihn wurde es inventarisiert und die Pension »LECH« gegründet. Diese Pension verfügte über 15 Ein- und Zweibettzimmer, darunter zwei Suiten. Alle Gästezimmer sind mit Bad, Telefon und Fernseher (Satellitenempfang) ausgestattet.Heute - im Jahre 2020 - ist das Schloss weiter im Privatbesitz, es gehört einer polnischen Frau und ihrer Tochter, die keine Zimmer an Touristen vermietet. Das Gebäude befindet sich in recht gutem baulichen Zustand.
1809 kaufte ein Major Perle die Herrschaft Griesel und erbaute das Herrenhaus. Er kam jedoch
später in Zahlungsschwierigkeiten und bat die Ritterschaftliche Darlehnskasse um Unterstützung. Diese sandte den königlichen
Oberforstmeister Krause zur Abschätzung des Besitzes, welcher berichtet haben soll, dass nicht ein
Scheit Backholz mehr auf der Herrschaft Griesel wäre. Perle erhielt deshalb kein Darlehen und so kam das Rittergut zur Versteigerung,
bei welcher es Oberforstmeister Krause im Jahre 1840 für den Preis von 60,000 Taler erwarb.
Im Zentrum dieser Schilderungen stand der weitblickende, tatkräftige und wirtschaftlich erfolgreiche Oberforstmeister Krause, der in der Mitte des 19. Jahrhunderts dem Dorf u. a. durch eine Brennerei, eine Brauerei, eine Ziegelei und eine Glashütte einen bescheidenen Wohlstand bescherte. Seine Erben erwiesen sich als weniger tüchtig. In den 1880er Jahren versuchte dann ein neuer, tüchtiger Beamter, das Gut hochzubringen, was natürlich viel Geld erforderte. Die Besitzerin hatte aber wohl den Mut verloren. Dadurch konnte 1888 Fürst Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen das Gut kaufen und zum Jagdsitz machen. Doch das kurze Wirken Krauses prägte Griesel bis zum Ende der deutschen Tage und teilweise noch heute.
Ab 1888 beeinflusste die fürstlich Hohenzollernsche Verwaltung mit Hauptsitz im fernen Sigmaringen als weitaus bedeutendster Arbeitgeber unmittelbar wie mittelbar das wirtschaftliche Leben in Griesel. Allein das fürstliche Forstamt umfasste eine Fläche von 5250 ha, die in sechs Reviere, davon zwei am Ort, aufgeteilt war. Hinzu kamen die Äcker und Wiesen des Gutes. Dem Fürsten Leopold, der 1888 den stattlichen Besitz kaufte, folgte Fürst Wilhelm, der um 1927/28 starb. Dessen Erbe war der Fürst Friedrich, der dann regelmäßig und letztmalig 1938 in den Kreis Crossen kam. Danach wehte die Hohenzollern-Fahne nicht mehr auf dem Jagdschloss Griesel.Fürst Friedrich, der etwa von 1885 bis 1954 lebte, war mit der Prinzessin Margarete von Sachsen, der ältesten Tochter des letzten sächsischen Königs Friedrich August III., verheiratet. Er hatte einen Zwillingsbruder, Prinz Franz-Josef, gleichfalls mit einer Sachsen-Prinzessin verehelicht, der auch regelmäßig als Jagdgast im Osten der Mark Brandenburg weilte. Die Grieseler und Beutnitzer, insbesondere die Forstbeamten, hatten die Hohenzollern übrigens mit „Königliche Hoheit“ anzureden, nicht - wie es bei Fürsten normal vorgeschrieben war - mit "Durchlaucht“.
Es war das schönste Bachtal in der Mark Brandenburg. In dieser AusfIugsregion finden noch heute Erholungsuchende die weitgehend unberührte Natur in wohltuender Abgeschiedenheit und Stille. Für Wanderer und Naturliebhaber ist die Region – neben dem Schlaubetal - immer noch ein Geheimtipp. Die Griesel, auf alten Karten auch Grieselfließ genannt, ist ein kleiner Bach im äußersten Osten des Kreises Crossen und
Wanderern als eine Perle der märkischen Landschaft wohlbekannt. Der Name Griesel wird abgeleitet von Gerinnsel - ob mit Recht,
bleibe dahingestellt. Das Wort bezeichnet jedoch treffend den Charakter des Grieselfließes, das in einer großen Anzahl kleiner
Quellen aus dem amphitheatralisch gestalteten Berggelände innerhalb des Dorfes Griesel seinen Ursprung hat. An der Dorfschmiede bei der "Schmiedebrücke" vereinigen sich die Quellwässer zu einem schmalen Bach, dem eigentlichen Grieselfließ, das nun durch Wiesen und Wälder zu dem 7 km südlich gelegenen Dorf Krämersborn fließt. Die Griesel fließt in ihrem Verlauf nach Süden durch eine reizvolle Wiesenlandschaft, passiert mal dickes Gebüsch, mal sind es Wälder. Durch diese bahnt sich der Bach in vielen Windungen seinen Weg, um nach ungefähr 14 km bei Bindow in die Oder zu münden. Unterwegs erhält der Bach von Ost und West aus weiteren Quellen und Gewässern des Hammer-, des Neuen- und des Schulzenteiches Verstärkung und treibt auf diesem Wege mehrere Mühlen. Die südlich von der ersten, der Vordermühle, gelegene Mittelmühle wurde die "Mordmühle" genannt, weil ihr Besitzer vor vielen Jahren ermordet und im Walde verscharrt gefunden wurde.Weiter abwärts verbreitert sich das Grieseltal und geht in die Ebene des Warschauer Urstromtales über. An den Krämersborner Quellen haben wohl in früheren Zeiten die mit ihren Waren über Land fahrenden Krämer ihre Pferde getränkt und der Siedlung ihren Namen gegeben. Bis Krämersborn hat die Griesel ein gutes Gefälle auf sandigem Grund und ist ein günstiges Laichgebiet für die Bach- und Regenbogenforelle. Daneben wimmelt es von Stichlingen, und einige Hechte versehen das Amt der Polizei. Das von der Griesel durchflossene Gebiet ist eine reizvolle und abwechslungsreiche Landschaft. Sie mutet fast paradiesisch an, wenn man von der mageren nördlich und westlich vorgelagerten Sandebene her ins Grieseltal eintritt.
Etwa 1 km abseits des Dorfes Griesel, östlich vom Grieseltal, liegt der bis 23 m tiefe Kalksee mit seinem klaren, durchsichtigen Quellwasser. Der Abfluß verläuft in südlicher Richtung und speist eine Reihe von Karpfenteichen: den Seeteich, den Zeidelteich, den Metschteich und den kleinen Kalksee. Eine zweite Reihe von Teichen - Grenzteich, schwarzer Teich, Quellteich und großer Kalkteich - hat ihren Ausgang kurz unterhalb des Kalksees, von diesem durch eine hohe Bergbarriere getrennt.Diese Teichkette verläuft ebenfalls in südlicher Richtung und vereinigt sich beim Blockhaus Krämersborn mit dem kleinen Kalkteich, dessen Abfluß durch den Langen Halsteich in den Schneideteich geht. Im Grieselfließ vereinigen sich die Gewässer beider Teichtäler.
Die folgende Kurzbiografie verdanken wir seiner Tochter Annette Brown, die in den 2000er Jahren in unserem „Heimatblatt“
mehrere Beiträge veröffentlichte. Weitere Details zum Leben und zu seinem Gesamtwerk finden interessierte Landsleute im Internet unter dem Suchbegriff: „Hubertus Lehner“. Aufgewachsen im elterlichen Forsthaus in Griesel, machte Hubertus Lehner später sein Abitur in Schwiebus und studierte anschließend in Wien, Breslau, Düsseldorf und Berlin Philosophie und Kunst. Dabei hatte er berühmte Lehrer wie Alexander Kanoldt (1881 - 1939, einer der Hauptvertreter der »Neuen Sachlichkeit«), Otto Mueller (1874 - 1930, Mitglied der bekannten Künstlergemeinschaft »Brücke«), Georg Tappert (1880 - 1957, er gründete eine Kunstschule in Worpswede, war 1910 Mitbegründer und Organisator der »Neuen Session« in Berlin) und Erich Heckel (1883 - 1970, Mitbegründer der »Brücke« in Dresden). Nach dem Examen arbeitete Lehner bis zum Krieg in Jastrow, Kreis Deutsch Krone, an der Staatlichen Oberschule für Knaben und Mädchen und war dort auch Heimleiter des Internats. Mehrfach im 2. Weltkrieg verwundet, kam er 1946 aus der Gefangenschaft zurück. Nach Kriegsende unterrichtete er bis zur Pensionierung an einem Gymnasium in Uetersen, Schleswig-Holstein. In unzähligen Ausstellungen im In- und Ausland wurden seine Bilder gezeigt. Hauptsächlich ländliche Motive, die seine Verbundenheit mit der verlorenen märkischen Heimat deutlich dokumentierten, wie Tierdarstellungen und Szenen bäuerlichen Lebens bestätigten, dass Hubertus Lehner die geistigen Brücken zur Heimat nie abgebrochen hatte.Eine Augenerkrankung machte es ihm leider in seinen späteren Jahren unmöglich, weiterhin zu malen. Neben seiner Malerei war Hubertus Lehner auch ein bekannter Literat. Nachfolgend auszugsweise seine Erinnerungen an die Schulzeit in Griesel. "Die Lehrer damals waren zum Teil ausgediente Feldwebel, die die "Technik" des Lehrens in einer Präparandenanstalt erworben hatten und fortan nicht mehr auf dem Kasernenhof, sondern in der Schule für Ruhe und Ordnung zu sorgen hatten. Man muss es ihnen lassen: Sie hatten neben ihrem Unterricht Zeit für vieles: Gewaschene Hände, geputzte Zähne, gekämmte Haare - alles wurde beiläufig kontrolliert. Und da wir unseren Schulraum nicht mit Holzpantienen betreten durften - die standen wohlgeordnet draußen im Flur - wurden
auch die Löcher in den Strümpfen gesehen! (Hubertus Lehner)
Griesel war ein Dorf im Kreis Crossen mit ca. 480 Einwohnern. Für Griesel liegt dem Webmaster ein Ortsplan mitzugehörigem Häuserverzeichnis vor. Dieser vom Landsmann H. Pfeifer entworfene Ortsplan wurde durch Annette Brown dem Webmaster übergeben Außerdem verfügen wir noch über das "Einwohnerbuch des Kreises Crossen/Oder - Ausgabe 1926". Im folgenden werden einige Angaben aus diesem Einwohnerbuch von 1926 nur kurzgefaßt wiedergegeben: • Die Hausnummern gingen bis 79 An der oberen Dorfstraße gab es damals noch das Kolonialwarengeschäft Hermann (vorher Treuherz).
1. Doppelklick auf das Einwohnerbuch oder Ortsplan von Griesel (Rechts) → das Einwohnerbuch oder Ortsplan wird geöffnet.
Am Abend des 30. Januar 1945 betraten die ersten Russen das Dorf Griesel. Niemand hatte es verteidigt, keine Kämpfe haben dort
stattgefunden, kein einziger Schuss war gefallen. Als die Soldaten mit dem roten Stern anderntags weiterzogen, hatten sie
»ganze Arbeit« geleistet. In einem wahren Blutrausch waren sie über die Bevölkerung des Dorfes hergefallen und brachten jeden
auf bestialische Weise um, der ihnen in die Hände fiel.Nachdem sie sich an ihren Mordtaten berauscht hatten, hielten sie nach weiteren Opfern Ausschau. Es bereitete ihnen ungemein Spaß, Menschen zunächst Angst einzuflößen, dann auf sie eine Treibjagd wie bei einem Stück Wild zu veranstalten und sie schließlich umzubringen, als köpften sie ein Huhn auf dem Holzklotz. Doch der Blutdurst der Russen war noch immer nicht gestillt. Sie sahen sich bereits wieder nach weiteren Opfern um. Mehrere jugendliche Mädchen verbluteten nach zahlreichen Vergewaltigungen.Obwohl nicht die geringsten Kampf-Handlungen um Griesel stattgefunden haben, traten folgende Verluste innerhalb der Zivilbevölkerung ein:
Der damals 10jährige Erhard Hendschke erinnert sich an diese schlimme Zeit; er beschrieb sie im „Heimatblatt“ von 2004 wie folgt:
Der Winter 1944/45 brachte viel Schnee und starken Frost. Ende November gab es Winterferien, die Schule sollten wir nie wieder betreten. Die Flüchtlingstrecks wurden immer mehr und nahmen kein Ende. Anfang Januar war Griesel ein Flüchtlingslager. Im Schloss, in den großen Gutsscheunen - überall Flüchtlinge. Anfang bzw. Mitte Januar hörte man Kanonendonner in der Ferne. Die Kinder sangen: »Bumderum, der Russe kumm«, ohne zu wissen, dass die Panzer auch bald hier sein würden. Am 30. Januar 1945 war es dann so weit. Ein Tag vorher gingen der Bürgermeister, der Ortsgruppenleiter und einige andere Männer
durchs Dorf, um die Leute zu beruhigen. Erinnern kann ich mich an folgenden Wortlaut: »Wir haben gerade telefoniert,
die Russen werden aufgehalten. Wir bleiben geschlossen hier.« Durch die Fenster war zu erkennen, dass es im Dorf brannte. Die in unsere Scheune lagernden Russen hatten mitten auf der Tenne ein Feuer entfacht. Die Scheune hat es überstanden. Am nächsten Tag war der Schnee fast weggetaut. Die alten Leute sprachen von der »Roten Pest«. Jede Nacht und am Tag waren Feuer zu erkennen und es wurde oft geschossen. Im Oberdorf wurden die meisten Bauernhöfe niedergebrannt; im Unterdorf das Pfarrhaus, die Gastwirtschaft von Rudolf Stielow, die Revierförsterei, das Feuerwehrhaus und die Traktorengarage des Gutes, Weiterhin die beiden großen Straßenscheunen (in denen auch Flüchtlinge unbekannter Zahl verbrannten) und der angrenzende Kolonialladen von Jagode.Das größte Drama spielte sich in der ehemaligen Brennerei ab. In einer Wohnung der »Brennerei« fanden die Russen Gewehre. Daraufhin wurden die in der Wohnung anwesenden Menschen in den Keller getrieben. Das Gebäude brannte aber schon an mehreren Stellen. Ein Junge, Hans Hamanski, versteckte sich hinter der Haustür und konnte dann im Rauch des brennenden Gebäudes fliehen. Die übrigen Bewohner des Hauses wurden im Keller erschossen. Bei uns hatte sich ein Politoffizier mit seinem Gefolge einquartiert. Heute möchte ich behaupten, das war unsere Lebensrettung. Denn so oft andere Russen im Haus erschienen und uns mit im Anschlag gehaltener Kalaschnikow bedrohten, schickte der Offizier sie weg.Als die Russen, welche nach den Worten Stalins als Befreier nach Deutschland gekommen waren, das Dorf Griesel wieder verließen, war es untergegangen. Die zunächst gemarterten und dann getöteten Menschen gerieten in Vergessenheit, nichts erinnert heute an ihr Dasein, so als hätte es sie niemals gegeben.
Im heutigen Griesel gibt es viele die sich für die deutsche Geschichte des Dorfes interessieren. Seit 2013 betrieben sie die
Seite griesel-gryzyna.eu, auf der viel interessantes Bildmaterial, Erinnerungen von deutschen wie auch polnischen Bewohnern
usw. zu finden war. Momentan scheint die Seite leider nicht mehr zu funktionieren.Im Juni 2013 wurde das alte Kriegerdenkmal, das der Oberförster Wilhelm Lehner am alten Arianerteich hatte errichten lassen und das nach 1945 umgestoßen worden war, in einer internationalen Gemeinschaftsaktion wieder aufgerichtet, nun sind die Namen der Gefallenen wieder gut lesbar. Auch um den alten deutschen Friedhof hat man sich liebevoll gekümmert und das Gefundene dokumentiert. Im Jahre 2014 organisierten einige Dorfbewohner ein besonderes Treffen:
„Zwei Landschaften” -
Es war ein Treffen mit den ursprünglichen Dorfbewohnern und Annette Brown, Autorin des Buches über Griesels Geschichte.eine Ausstellung der Bilder von Hubertus Lehner und Jozef Burlewicz Historische Spurensuche – sowie Mal- und Zeichenkurse - für die Kinder waren im Programm. Volkstanzkurse und das Konzert der Gruppe Janusz Prusinowski Trio waren die Höhepunkte. Die Ziele der Veranstaltung waren:
Für all jene, die gern mehr über die Dorfgeschichte von Griesel erfahren möchten: |
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Änd 28.01.2020
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