Drehnow

(Drzeniów)
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Mausoleum Drehnow befindet sich im äußersten Nordwesten des Kreises als letztes Dorf des Kreises Crossen an der Straße nach Frankfurt. Drehnow liegt nur 5 km von Ziebingen entfernt.
Zwischen beiden Orten verlief aber über Jahrhunderte die Grenze zwischen dem Land bzw. Kreis Sternberg und dem schlesischen Herzogtum Crossen bzw. dem späteren Kreis Crossen.

Drehnow hatte 1939 etwa 317 Einwohner.

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In Urkunden finden wir folgende Schreibweisen: Drehnow – Drenow (1308), Drehne (1494, mundartlich existierte dieser Begriff bis 1945), Drehno (1724) oder Drehnow. Nach 1945 wurde durch die neu angesiedelten Polen Drehnow in Drzeniów umbenannt.

Wichtig ist zu wissen, daß es bis zum Jahr 1815 im Kreis Crossen/Oder zwei Orte mit dem Namen “Drehnow” gab. In der älteren Literatur wurden sie durch “Drehnow gegen Frankfurt” und “Drehnow gegen Grünberg” auseinander gehalten. Im Jahr 1815 wurde das “Drehnow gegen Grünberg” – hinter Crossen auf halbem Wege nach Grünberg, etwa drei km abseits der “alten Heerstraße” – an Schlesien abgetreten und wurde Schlesisch-Drehnow genannt.
Doppl.Klick für Großformat Ein Höhenzug, dessen höchste Erhebung - übrigens auch die höchste des ganzen Kreises Crossen mit 129 m über Normalnull - der in der Tammendorfer Gemarkung gelegene Signalberg ist, erstreckt sich nördlich und ostwärts von Drehnow. Das machte deutlich, daß die Leute in Drehnow und Tammendorf am Hang eines markanten Höhenzuges des Sternberger Landes lebten und daß Wald und Flur nach Süden und Südwesten zur Oder hin stetig abfallen.

  • zur Geschichte des Ortes

Drehnow wurde aufgrund eines Kirchenstreits mit anderen Dörfern im Nordkreis 1308 erstmals urkundlich erwähnt. Damals bestätigte der Bischof von Lebus, daß Drehnow zum Nachbarbistum Posen gehörte. Das bedeutet wohl, daß das Dorf schon in jener Zeit mit dem piastischen Land, also mit der Kastellanei Crossen, verbunden war.
In den folgenden Jahrhunderten entstand in Drehnow ein beachtliches Rittergut, neben dem aber auch ständig eine Reihe von Bauernwirtschaften, darunter einige größere, existierte. Flächenmäßig dominierte das Gutsland. Der Gutsbezirk umfaßte rund 5000 Morgen, denen etwa 2000 Morgen Bauernland gegenüber standen.

Dorfstraße
Dorfstraße in Drehnow

Im 15. Jahrhundert waren in Drehnow als erste nachzuweisende Gutsherren die von Loeben. Später wechselte das Gut oft den Besitzer. 1609 wurde der neumärkische Kanzler Hans von Benckendorf als Gutsherr genannt, der an der steinernen Kirche bauen ließ, wie der Chronist J. J. Möller berichtete. Um 1700 gehörte das Gut der Familie von Dechen, um 1800 dem Grafen Finckenstein.

    An der Außenfront des Chores der Kirche ist der Sockel eines Grabkreuzes mit folgender Inschrift zu finden:
Dorothea Prinzessin zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg 1880
    Dieses Relikt aus alter Zeit hat merkwürdigerweise die Bilderstürmerei der Polen nach 1945 in Drehnow überdauert.

Daraus kann gefolgert werden, daß das Gut mindestens von 1880 bis 1912 dem Prinzen zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg gehörte.
1912 verkaufte der Prinz das Gut für 4 Millionen Mark an den Kommerzienrat Bötzow (Besitzer von Berliner Brauereien). Letzte Besitzer waren Rittmeister von Sellner und seine Ehefrau Eva.

Bei der Klassifikation von 1718/19 wurden im Ort zwölf Vollbauern, neun Gärtner sowie zwölf Büdner registriert. Die Klassifikation stellte übrigens mit vier Zwei-Hufen-Höfen und acht Anderthalb-Hufen-Höfen für das Crossener Land ungewöhnlich große Bauernwirtschaften fest.
Der Familienname des zweiten nachgewiesenen Drehnower Pastors, des 1577 amtierenden Johann Materne, blieb über die Jahrhunderte im Ort erhalten. Man fand ihn bei der Klassifikation von 1718/19 und auch noch gegen Ende der deutschen Zeit.

  • Die Kirche in Drehnow

Die jetzt noch vorhandene, sehr trutzige, steingesetzte Wehrkirche von Drehnow geht auf den Besitzer des Gutes und "Patrons der Kirche" Hans von Beneckendorf zurück. Der Neumärkische Kanzler hat etwa um 1580 das Gut erworben. (Bei der Renovierung anlässlich des 350jährigen Bestehens der Kirche hat man unter Putz eine alte Sandsteintafel gefunden:
"HANS V BENECKENDORF ZU PAMMIN UND DRENO
  ERBSESCANCELAR ZU CYSTRIN ANNO 1609".
Das bedeutet, daß die jetzige Kirche 1609 ein Hans von Beneckendorf erbauen ließ.
Die baufälligen Reste der hölzernen Vorgängerkírche (einer Schrotkirche - Schrotholz ist grob mit der Axt behauenes Holz) waren abgerissen worden. Über deren Aussehen gibt es keine Informationen.
Als besondere Kostbarkeit bewahrte die Kirche von Drehnow eine alte Glocke aus der Vorgängerkirche, gegossen 1503. “Im ersten Weltkrieg wurde sie beschlagnahmt, brauchte aber nicht ihr Leben zu lassen; sie kam ihres Wohlklanges wegen zurück in die Heimat”.
Die zweite, kleinere Glocke stammte aus dem frühen 17. Jahrhundert.
  An der Ostseite baute man die Sakristei wahrscheinlich erst im 19. Jahrhundert an. Unter den Ausstattungsstücken in der Kirche war eine Bilderbibel von 1618 besonders wertvoll. Wir wissen, daß das Wort Gottes in Drehnow der Gemeinde aus dieser Bilderbibel vom Jahre 1618 verlesen wurde.
Der erste urkundlich erwähnte Pfarrer hieß Johann Materne. Er amtierte, als 1579 die Pest in Drehnow 153 Bewohner hinwegraffte, so daß nur noch 130 übrigblieben.
Drehnow lag durch eine Grenze vom großen Nachbarn Ziebingen getrennt im Einflußbereich des Bistums Posen und in der Landesherrschaft Crossen, die zu Schlesien gehörte. Vermutlich wegen dieser geografischen Situation hatte Drehnow eine eigenständige Kirche und lief in dieser Zeit auch nicht Gefahr der Abstufung in eine Filialkirche.
Kirche in Drehnow

Drehnow hatte nachgewiesen von 1546, also von der Reformation ab, bis 1779 eigene evangelische Pastoren. Sie hießen Materne, Albertus, Eucharius, Schmollius, Triebeskorn, Meißner, Titius, Andreä, Warmborn, Hartmann, Prenzlow, Leonhardi, Student, Puche, Wendland, Stein, Teichmann und Klette.
Bis 1923 gehörte die Kirche zu Drehnow als Tochterkirche zu Ziebingen. Erst 1923 wurde die Drehnower Kirche eine filia der Kirche des Nachbarortes Tammendorf.

  • Das Schloß in Drehnow

Drehnow war in der gesamten Zeit seiner bekannten Geschichte ein Herrensitz. Über die Vorgängerbauten zum letzten Schloß ist nichts bekannt. Wir wissen lediglich, daß das Schloß nach dem 30jährigen Krieg in Trümmern lag.

Das uns von Ansichtskarten bekannte Schloß ist erst im 19. Jahrhundert im englischen Tudorstil errichtet worden. Eine großzügige zweigeschossige Anlage zeigte drei, einem verbindenden Mittelbau vorgelagerte, zinnenbewehrte, hell verputzte Gebäude, die mit ihren Giebeln der Straße zugewandt waren.
Von der Gartenseite her offenbarte das Schloß eine wohl ältere und ganz andere Bauidee. Der doppelgeschossige Bau war streng klassizistisch. Zwei schmale hervorragende Seitenflügel rahmten ein doppelgeschossiges Mittelresalit ein. Dieser Schloßabschnitt war mit einem Walmdach abgedeckt.
Nach dem Krieg war das Drehnower Schloß noch vorhanden und in Nutzung. Im Laufe der Jahre verfiel es zügig, 1977 war es dem Untergang geweiht und nach mehr als 50 Jahren ist es völlig abgetragen. Heute erinnern noch die verkommenen Kellergewölbe an den einstigen Standort.
Gutsschloß
Gutsschloß
Südwärts des Schloßes dehnte sich der alte Schloßpark mit einem alten Baumbestand aus. Dieser Schloßpark ist heute zwar noch in seiner gesamten Fläche vorhanden, allerdings verwahrlost und praktisch nicht zu betreten. Nordwärts des Schloßes lag der große Hof, umgeben von Stallungen, Scheunen und einer Spritbrennerei. Der ganze Komplex war durch Mauern und Zäune abgegrenzt.

Mausoleum
Mausoleum;
Ein abseits gelegenes Waldstück, der Elsbusch, war ebenfalls parkartig angelegt. An seiner Ostseite stand ein in neogotischem Stil gebautes Mausoleum, eine gediegene neugotische Grabanlage der Familie Bötzow vom Anfang des 20. Jahrhunderts.

Dies wurde allerdings nicht die letzte Ruhestätte des Prinzen, sondern des Kommerzienrates Bötzow. Bötzow, ein Berliner Brauereibesitzer, der nach den Löwensteins (d.h. seit 1912 ) der Besitzer des Herrengutes Drehnow war.

Das Mausoleum ist Ende des 2. Weltkrieges von den Russen oder Polen demoliert worden. Der Elsbusch war wohl seit 1945 sich selbst überlassen. Heute ist er der reinste Urwald.

Aus den Besitzlisten der brandenburgischen Güter wurde entnommen:
1863 war das Gut in "bürgerlichem Besitz" eines Hr. Dann.
1879 scheint als Besitzer auf' "Seine Durchlaucht der Fürst von Löwenstein-Wertheim-Freudenberg, Carlsruhe in Baden."
Als Besitz wurde aufgezählt:
•   Drehnow,   1279,07 ha (=Hektar)
•   Riesnitz,    1311,04 ha
•   Klebow,      815,02 ha
   Betrieben wird Milch- und Mastwirtschaft, Brennerei, Wassermühle und Stärkefabrik

1896 wird die Wassermühle nicht mehr genannt und 1907 tritt Riesnitz nicht mehr im Besitz auf. Diesmal lesen wir als Besitzer:
“Prinz Wilhelm von Löwenstein-Wertheim-Freudenberg zu Drehnow”.
Der Sohn von Prinz Wilhelm war “Prinz Alban”. Er wurde 1892 in Drehnow geboren und starb 1964 in Salzburg.
1912 verkaufte der Prinz Wilhelm das Gut für 4 Millionen Mark an den Kommerzienrat Bötzow, dem Besitzer Berliner Brauereien.

  • Die Schule

Die verfügbaren Drehnower Schulakten beginnen mit dem Jahre 1785. Es ist immer wieder beeindruckend, mit welcher Konsequenz Preußen die Schulp?icht auf dem Lande nach deren Einführung (1718) verwirklicht und über Jahrhunderte auch akribisch überwacht hat. Im Fragenkatalog bei den jährlichen (!) Revisionen: Anzahl der Kinder; Anzahl derjenigen, die buchstabieren, lesen, schreiben und/oder rechnen konnten.
In jener Zeit unterschied man noch zwischen Winterschule und Sommerschule. Im Winter wurde täglich vormittags unterrichtet und im Sommer nur an zwei Tagen, gewöhnlich mittwochs und sonnabends von 12.00 bis 14.00 Uhr. Es bedurfte viel Überzeugungsarbeit des Pfarrers und des Lehrers, um den Eltern die Notwendigkeit des regelmäßigen Schulbesuches ihrer Kinder zu erklären. 1786 hatte die Schule 24 "Knaben" und 16 "Mägdelein". Von allen zusammen konnten 30 buchstabieren und 10 lesen. Schreiben und rechnen konnte noch niemand, von den Eltern ganz zu schweigen!
1790 besuchten von den 40 schulfähigen Kindern 38 die Schule. Buchstabieren konnten 28, lesen 10 Kinder. Schreiben und rechnen immer noch keine.
1793 konnten von 39 Kindern buchstabieren 16, lesen 23 und immerhin schon 5 schreiben und 4 rechnen.
1795 gab es folgende Bilanz bei 50 Schulkindern: Buchstabieren 21, Lesen 19, Schreiben 6, Rechnen 4.
In diesem Zusammenhang befindet sich in der Akte bei den Schulrevisionen zwischen 1790 und 1806 eine bemerkenswerte Besonderheit, die wir sonst nirgends in unserer Region angetroffen haben. Es galt auch in Drehnow natürlich Schulgeldpflicht. Dieses betrug wöchentlich sechs Groschen. Wer aber bereits schreiben gelernt hatte, bezahlte nur noch drei Groschen. Die Differenz steuerte der damalige Schulpatron und Besitzer des Gutes Franz Albrecht Wilhelm Graf Fink von Finkenstein bei.
1797 hieß es, der Graf von Finkenstein gewährte allen Kindern Schulgeldfreiheit, unabhängig von deren inzwischen erreichten Bildungsstand und sozialer Herkunft.

Alte Schule
Alte Schule
Die alte Schule war ein kleines Mittelganghaus mit beiderseits jeweils zwei Fensterachsen und zwei Klassenräumen.

Bei einer Schulrevision 1907 stellte man fest, daß das Schulhaus vergrößert werden müsse.

Als Ort für einen Neubau wurde der seit langem stillgelegte Friedhof vorgeschlagen, direkt gegenüber der Schule liegend.
Neue Schule
Neue Schule
Das neue, erst 1914 errichtete Gebäude war zwar ebenfalls nur eingeschoßig. Die obere Etage konnte aber auch durch das platzschaffende hohe Walmdach zusätzlich für Schulzwecke genutzt werden. Sie war bis zuletzt eine zweiklassige Schule, bestehend aus erster Klasse mit den älteren und zweiter Klasse mit den jüngeren Schulkindern.
Die Schülerzahl lag seit 1895 stets über 70, nur 1906 zählte man 96 Kinder. Ebenso war die Schule immer nur mit einer Lehrerstelle ausgestattet. Der zweite nach einer chronologischen Lücke von 1806 und etwa 1875 namentlich bekannte Lehrer und Küster hieß Gottfried Rumpf (geb. 1855), der bei der Revision von 1895 bereits 19 Jahre im Lehramt war und seit 1874 in Drehnow. Gottfried Rumpf wurde am 30. November 1909 in den Ruhestand versetzt.

1907 wurde, wie überall um diese Zeit in Preußen, auf den Dörfern der Gesamtschulverband aus Guts- und Gemeindebezirk gegründet. Das Patronat lag damals beim Prinzen zu Löwenstein-Freudenberg. Als weiteres Mitglied des ehemaligen Gutsbezirkes fungierte der jeweilige Gutsinspektor. Hier fällt ein häufiger Wechsel der Gutsinspektoren von Drehnow auf. Bald nach 1925 wurde die Trennung von Guts- und Gemeindebezirken in Preußen aufgehoben. Die Schulverwaltung lag seitdem fortan bei der Gesamtgemeinde.
Die Schule ist 1945 den Kriegseinwirkungen zum Opfer gefallen. Sie steht nicht mehr.

  • Die Infrastruktur

Schon seit dem 19. Jahrhundert betrieb die Familie Mattuschke einen Gasthof. Dieser hieß denn auch Mattuschkes Gasthof. Er stand an der Fernstraße am Ortsausgang in Richtung Tammendorf.
Der Gasthof zur fröhlichen Wiederkehr in der Dorfmitte am kleinen Kirchplatz gegenüber der ehemaligen herrschaftlichen Brennerei hat den Krieg überstanden. Dem Hauptgebäude angebaut befand sich der große Saal. Diese Bauanordnung fand und findet man praktisch in ganz Brandenburg. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gehörte der Gasthof Hermann Schulz. Hermann Schulz ist im ersten Weltkrieg gefallen, die Witwe Henriette heiratete in zweiter Ehe Adolf Materne, der damit den Gasthof übernahm. Zuvor war er Brenner in der herrschaftlichen Brennerei.
Mattuschkes Gasthof
Mattuschkes Gasthof
Unmittelbar neben dem Gebäudekomplex bestand bis zum Schluß noch ein kleiner Kaufmannsladen, ebenfall betrieben von Adolf Materne. Er besteht in dieser Anordnung noch heute in gleicher Funktion.
Gasthof zur fröhlichen Wiederkehr
Gasthof zur fröhlichen Wiederkehr
Auf den zwei älteren Postkarten ist Fellerts Waarenhaus zu sehen. In der uns wichtigen Zeit lebte diese jüdische Familie schon in der dritten Generation in Drehnow. Es ist mit größter Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß sich der Kaufmann Joseph Fellert vor 1831 dort niedergelassen hat. Der Enkel von Joseph Fellert, Louis Fellert (geb. 4. 1. 1859 in Drehnow) führte das Warenhaus bis 1911. Er ist am 8.12.1911 gestorben.
Fellerts Warenhaus
Fellerts Waarenhaus
Die Witwe führte das Geschäft lange weiter, bis es ihre zweite Tochter Irma, verheiratete Marcuse, übernommen hat. 1937/38 mußte das Ehepaar Wohnung und Geschäft notgedrungen “verkaufen” und zog mit der in Drehnow geborenen Tochter Gerda nach Berlin. Von hier wurde die Familie 1944 in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert und dort ermordet.



  • Das Jahr 1945

Nachfolgend auszugsweise ein Bericht von Krista Kusber, geb. Brandt, geb. 1936 in Drehnow.
Sie erlebte die Ereignisse des Jahres 1945 als Kind mit neun Jahren.

Ihre Eltern hatten damals, wie viele, angenommen, daß die Front durchziehen und nach einigen Tagen das gewohnte Leben wieder einkehren würde. Eine Flucht war deshalb auch nicht vorbereitet. Als dann die Russen kamen, zogen die nicht geflüchteten Drehnower mit Pferd und Wagen in den Wald. Die Eltern und weitere Nachbarn fanden eine dürftige Unterkunft im sog. Taubenhaus, nicht viel mehr als ein Jagdschuppen des Drehnower Gutsbesitzers.

Bei ihnen war auch eine Familie Utke aus Pulverkrug, darunter ein älterer Herr, Frau Utke mit Sohn und die etwa zwanzigjährige Tochter. Als die Gruppe von den Russen entdeckt worden war, wollte einer von ihnen Frau Utke und die Tochter herausholen. Da sie sich gewehrt hatten, schoß er ihnen mit der Maschinenpistole die Köpfe weg. Ein zweiter Russe verhinderte noch mehr Unheil.

Die im Wald kampierenden Drehnower gingen nach einigen Tagen in ihr Dorf zurück. Hier hatten die Russen schon das Vieh zusammengetrieben. Zum Abtrieb und zum Melken rekrutierten sie die in das Dorf zurückkehrenden Frauen und einige alte Männer. Unter ihnen waren Elisabeth und Henriette Materne und auch Frau Küchholz. Der Transport ging mit allen Familienangehörigen in die Gegend von Züllichau-Schwiebus. Hier hatten die Russen für die Drehnower Frauen unerwartete Einsicht.

Wie wir heute wissen, hatte sich die zentrale Befehlslage nach Kriegsende
- bedingungslose deutsche Kapitulation, damit vorrangige Materialtransporte (Beutegut) nach Russland - verändert.


Die Alten und Schwachen wurden von den Russen zurücktransportiert, die Jüngeren und Gesunden mußten das Vieh weiter in Richtung Russland begleiten. So kamen auch das Ehepaar Materne, Frau Brandt mit ihrer Tochter und auch Frau Küchholz zurück nach Drehnow.

Läsgenteich
Kinder baden im Läsgenteich
Bereits neun Tage nach ihrer Ankunft erfolgte dann durch die polnische Miliz am 22. Juni 1945 die Ausweisung aller Einwohner aus Drehnow. Der Marsch ging am ersten Tag (in Richtung Frankfurt) bis auf eine Waldwiese (Försterei Grüner Tisch), hier wurde übernachtet. Am darauffolgenden Tag ging es weiter zur Frankfurter Dammvorstadt, von hier über eine notdürftig errichtete Oderbrücke (die alte war gesprengt) nach Restdeutschland. Die gesamte Drehnower Gruppe zog zunächst nach Lebus zu Verwandten von Frau Brandt, dem Geburtsort ihres gefallenen Ehemannes.
  Änd 01.01.2017
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