Drehnow
(Drzeniów) |
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Drehnow wurde aufgrund eines Kirchenstreits mit anderen Dörfern im Nordkreis 1308 erstmals urkundlich erwähnt. Damals bestätigte
der Bischof von Lebus, daß Drehnow zum Nachbarbistum Posen gehörte. Das bedeutet wohl, daß das Dorf schon in jener Zeit mit
dem piastischen Land, also mit der Kastellanei Crossen, verbunden war.In den folgenden Jahrhunderten entstand in Drehnow ein beachtliches Rittergut, neben dem aber auch ständig eine Reihe von Bauernwirtschaften, darunter einige größere, existierte. Flächenmäßig dominierte das Gutsland. Der Gutsbezirk umfaßte rund 5000 Morgen, denen etwa 2000 Morgen Bauernland gegenüber standen. Dorfstraße in Drehnow An der Außenfront des Chores der Kirche ist der Sockel eines Grabkreuzes mit folgender Inschrift zu finden: Dorothea Prinzessin zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg 1880 Dieses Relikt aus alter Zeit hat merkwürdigerweise die Bilderstürmerei der Polen nach 1945 in Drehnow überdauert. Daraus kann gefolgert werden, daß das Gut mindestens von 1880 bis 1912 dem Prinzen zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg gehörte. 1912 verkaufte der Prinz das Gut für 4 Millionen Mark an den Kommerzienrat Bötzow (Besitzer von Berliner Brauereien). Letzte Besitzer waren Rittmeister von Sellner und seine Ehefrau Eva. Bei der Klassifikation von 1718/19 wurden im Ort zwölf Vollbauern, neun Gärtner sowie zwölf Büdner registriert. Die Klassifikation stellte übrigens mit vier Zwei-Hufen-Höfen und acht Anderthalb-Hufen-Höfen für das Crossener Land ungewöhnlich große Bauernwirtschaften fest. Der Familienname des zweiten nachgewiesenen Drehnower Pastors, des 1577 amtierenden Johann Materne, blieb über die Jahrhunderte im Ort erhalten. Man fand ihn bei der Klassifikation von 1718/19 und auch noch gegen Ende der deutschen Zeit.
Die jetzt noch vorhandene, sehr trutzige, steingesetzte Wehrkirche von Drehnow geht auf den Besitzer des Gutes und "Patrons
der Kirche" Hans von Beneckendorf zurück. Der Neumärkische Kanzler hat etwa um 1580 das Gut erworben. (Bei der Renovierung
anlässlich des 350jährigen Bestehens der Kirche hat man unter Putz eine alte Sandsteintafel gefunden: "HANS V BENECKENDORF ZU PAMMIN UND DRENO ERBSESCANCELAR ZU CYSTRIN ANNO 1609". Das bedeutet, daß die jetzige Kirche 1609 ein Hans von Beneckendorf erbauen ließ. Die baufälligen Reste der hölzernen Vorgängerkírche (einer Schrotkirche - Schrotholz ist grob mit der Axt behauenes Holz) waren abgerissen worden. Über deren Aussehen gibt es keine Informationen. Als besondere Kostbarkeit bewahrte die Kirche von Drehnow eine alte Glocke aus der Vorgängerkirche, gegossen 1503. “Im ersten Weltkrieg wurde sie beschlagnahmt, brauchte aber nicht ihr Leben zu lassen; sie kam ihres Wohlklanges wegen zurück in die Heimat”. Die zweite, kleinere Glocke stammte aus dem frühen 17. Jahrhundert.
Drehnow hatte nachgewiesen von 1546, also von der Reformation ab, bis 1779 eigene evangelische Pastoren. Sie hießen Materne, Albertus, Eucharius, Schmollius, Triebeskorn, Meißner, Titius, Andreä, Warmborn, Hartmann, Prenzlow, Leonhardi, Student, Puche, Wendland, Stein, Teichmann und Klette. Bis 1923 gehörte die Kirche zu Drehnow als Tochterkirche zu Ziebingen. Erst 1923 wurde die Drehnower Kirche eine filia der Kirche des Nachbarortes Tammendorf.
Drehnow war in der gesamten Zeit seiner bekannten Geschichte ein Herrensitz. Über die Vorgängerbauten zum letzten Schloß ist
nichts bekannt. Wir wissen lediglich, daß das Schloß nach dem 30jährigen Krieg in Trümmern lag.
1863 war das Gut in "bürgerlichem Besitz" eines Hr. Dann. 1879 scheint als Besitzer auf' "Seine Durchlaucht der Fürst von Löwenstein-Wertheim-Freudenberg, Carlsruhe in Baden." Als Besitz wurde aufgezählt: • Drehnow, 1279,07 ha (=Hektar) • Riesnitz, 1311,04 ha • Klebow, 815,02 ha Betrieben wird Milch- und Mastwirtschaft, Brennerei, Wassermühle und Stärkefabrik 1896 wird die Wassermühle nicht mehr genannt und 1907 tritt Riesnitz nicht mehr im Besitz auf. Diesmal lesen wir als Besitzer: “Prinz Wilhelm von Löwenstein-Wertheim-Freudenberg zu Drehnow”. Der Sohn von Prinz Wilhelm war “Prinz Alban”. Er wurde 1892 in Drehnow geboren und starb 1964 in Salzburg. 1912 verkaufte der Prinz Wilhelm das Gut für 4 Millionen Mark an den Kommerzienrat Bötzow, dem Besitzer Berliner Brauereien.
Die verfügbaren Drehnower Schulakten beginnen mit dem Jahre 1785. Es ist immer wieder beeindruckend, mit welcher Konsequenz
Preußen die Schulp?icht auf dem Lande nach deren Einführung (1718) verwirklicht und über Jahrhunderte auch akribisch überwacht
hat. Im Fragenkatalog bei den jährlichen (!) Revisionen: Anzahl der Kinder; Anzahl derjenigen, die buchstabieren, lesen,
schreiben und/oder rechnen konnten. In jener Zeit unterschied man noch zwischen Winterschule und Sommerschule. Im Winter wurde täglich vormittags unterrichtet und im Sommer nur an zwei Tagen, gewöhnlich mittwochs und sonnabends von 12.00 bis 14.00 Uhr. Es bedurfte viel Überzeugungsarbeit des Pfarrers und des Lehrers, um den Eltern die Notwendigkeit des regelmäßigen Schulbesuches ihrer Kinder zu erklären. 1786 hatte die Schule 24 "Knaben" und 16 "Mägdelein". Von allen zusammen konnten 30 buchstabieren und 10 lesen. Schreiben und rechnen konnte noch niemand, von den Eltern ganz zu schweigen! 1790 besuchten von den 40 schulfähigen Kindern 38 die Schule. Buchstabieren konnten 28, lesen 10 Kinder. Schreiben und rechnen immer noch keine. 1793 konnten von 39 Kindern buchstabieren 16, lesen 23 und immerhin schon 5 schreiben und 4 rechnen. 1795 gab es folgende Bilanz bei 50 Schulkindern: Buchstabieren 21, Lesen 19, Schreiben 6, Rechnen 4. In diesem Zusammenhang befindet sich in der Akte bei den Schulrevisionen zwischen 1790 und 1806 eine bemerkenswerte Besonderheit, die wir sonst nirgends in unserer Region angetroffen haben. Es galt auch in Drehnow natürlich Schulgeldpflicht. Dieses betrug wöchentlich sechs Groschen. Wer aber bereits schreiben gelernt hatte, bezahlte nur noch drei Groschen. Die Differenz steuerte der damalige Schulpatron und Besitzer des Gutes Franz Albrecht Wilhelm Graf Fink von Finkenstein bei. 1797 hieß es, der Graf von Finkenstein gewährte allen Kindern Schulgeldfreiheit, unabhängig von deren inzwischen erreichten Bildungsstand und sozialer Herkunft.
Die Schülerzahl lag seit 1895 stets über 70, nur 1906 zählte man 96 Kinder. Ebenso war die Schule immer nur mit einer Lehrerstelle ausgestattet. Der zweite nach einer chronologischen Lücke von 1806 und etwa 1875 namentlich bekannte Lehrer und Küster hieß Gottfried Rumpf (geb. 1855), der bei der Revision von 1895 bereits 19 Jahre im Lehramt war und seit 1874 in Drehnow. Gottfried Rumpf wurde am 30. November 1909 in den Ruhestand versetzt. 1907 wurde, wie überall um diese Zeit in Preußen, auf den Dörfern der Gesamtschulverband aus Guts- und Gemeindebezirk gegründet. Das Patronat lag damals beim Prinzen zu Löwenstein-Freudenberg. Als weiteres Mitglied des ehemaligen Gutsbezirkes fungierte der jeweilige Gutsinspektor. Hier fällt ein häufiger Wechsel der Gutsinspektoren von Drehnow auf. Bald nach 1925 wurde die Trennung von Guts- und Gemeindebezirken in Preußen aufgehoben. Die Schulverwaltung lag seitdem fortan bei der Gesamtgemeinde. Die Schule ist 1945 den Kriegseinwirkungen zum Opfer gefallen. Sie steht nicht mehr.
Schon seit dem 19. Jahrhundert betrieb die Familie Mattuschke einen Gasthof. Dieser hieß denn auch
Mattuschkes Gasthof.
Er stand an der Fernstraße am Ortsausgang in Richtung Tammendorf.Der Gasthof zur fröhlichen Wiederkehr in der Dorfmitte am kleinen Kirchplatz gegenüber der ehemaligen herrschaftlichen Brennerei hat den Krieg überstanden. Dem Hauptgebäude angebaut befand sich der große Saal. Diese Bauanordnung fand und findet man praktisch in ganz Brandenburg. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gehörte der Gasthof Hermann Schulz. Hermann Schulz ist im ersten Weltkrieg gefallen, die Witwe Henriette heiratete in zweiter Ehe Adolf Materne, der damit den Gasthof übernahm. Zuvor war er Brenner in der herrschaftlichen Brennerei.
Nachfolgend auszugsweise ein Bericht von Krista Kusber, geb. Brandt, geb. 1936 in Drehnow.Sie erlebte die Ereignisse des Jahres 1945 als Kind mit neun Jahren. Ihre Eltern hatten damals, wie viele, angenommen, daß die Front durchziehen und nach einigen Tagen das gewohnte Leben wieder einkehren würde. Eine Flucht war deshalb auch nicht vorbereitet. Als dann die Russen kamen, zogen die nicht geflüchteten Drehnower mit Pferd und Wagen in den Wald. Die Eltern und weitere Nachbarn fanden eine dürftige Unterkunft im sog. Taubenhaus, nicht viel mehr als ein Jagdschuppen des Drehnower Gutsbesitzers. Bei ihnen war auch eine Familie Utke aus Pulverkrug, darunter ein älterer Herr, Frau Utke mit Sohn und die etwa zwanzigjährige Tochter. Als die Gruppe von den Russen entdeckt worden war, wollte einer von ihnen Frau Utke und die Tochter herausholen. Da sie sich gewehrt hatten, schoß er ihnen mit der Maschinenpistole die Köpfe weg. Ein zweiter Russe verhinderte noch mehr Unheil.
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Änd 01.01.2017
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