Braschen liegt 7½ km westlich von Crossen.
Braschen ist der einzige Ort, der an der F97 zwischen Guben und Crossen liegt.
Von Crossen/Oder kommend, erreicht man Braschen, indem man auf der ehemaligen Reichsstraße 97 in Richtung Guben fährt.
Nach 5 km überquert man die Boberbrücke bei Benschbude - nach weiteren 2½ km wird das Ziel erreicht.
Braschen hatte bei der letzten Volkszählung im Jahre 1939
557 Einwohner und gehörte zum Amtsbezirk Braschen, zu dem auch Brankow,Merzwiese und Friedrichswalde gehörten.
Die erste schriftliche Erwähnung des Ortes führt uns zu der Aussage, dass Braschen bald sein fast 700-jähriges Bestehen feiern kann,
dass es über fünf Jahrhunderte ein fast gleichbleibender Ort landwirtschaftlicher Prägung war und dass im 19. Jahrhundert ein
kleiner Anstieg handwerklicher Ausrichtung durch die neuen Bewohner begann, die nach dem Bau der Fernstraße 97 von Guben nach
Crossen in den Jahren 1860 bis 1865 sich in Braschen ansiedelten.
Der Ort vergrößerte sich seitdem bis 1945 in etwa 80 Jahren um 43 neue Häuser, dem Bahnhof und einem Sägewerk.
Es ist äußerst schwer, etwas über die Historie eines Ortes wie Braschen zu erfahren – sie liegt im Dunkeln. Dafür gibt es zwei Gründe:
- Braschen hatte weder ein Rittergut, noch eine Kirche, so dass keinerlei diesbezüglicher Unterlagen existieren.
- Das Crossener Gebiet war während der Christianisierung ein Grenzgebiet:
westlich des Bober war das Bistum Meißen, östlich des
Bober war das Bistum Breslau federführend. Nördlich der Oder hatte das Bistum Posen einen großen Einfluß bei der Christianisierung.
Der letzte deutsche Ortschronist aus Braschen – Fritz Lehmann - stand bei seiner Suche nach der ersten schriftlichen Erwähnung
des Ortes deshalb vor Schwierigkeiten. Sein bisheriges Suchergebnis ist:
In einer Notariatsurkunde vom 19. August 1374 wurde zum ersten Male der Ortsname Braschen schriftlich genannt,
denn er fand im Landeshauptarchiv Potsdam die Kopie einer Notariatsverhandlung mit Entscheidung vom 18. August 1374 und vom 19. August 1374.
Am 18.August 1374 fand in Guben im Beisein mehrerer Herren - als Zeugen - der Verkauf von Otto vom Landsberg - Herr von Bobersberg
und mehreren Dörfern des Umlandes von Bobersberg - des Ortes Merzwiese (früher Mertenswiese) an den Gubener Bürger Klauke von Golow statt.
Am 19.August 1374 wurde der gleiche Verkauf in Bobersberg auf dem Besitztum des Otto von Landsberg wiederholt. An dieser
Verkaufsverhandlung nahmen unter anderen der damalige Schultheiß Henricus (Heinrich) von Braschen, Klaus Schultheiß
von Merzwiese und Schultheiß Georg von Scheegeln teil. Sie bestätigen, dass Merzwiese zum Eigentum des Otto von Bobersberg gehört.
In der Klassifikation 1718/19 wird Braschen wie folgt erwähnt:
Braschen hatte als Besitzer: Magistrat von Crossen.
Im Ort gab es:
12 Bauern (mit je 1 Hufe).
Die beiden Lehnschulzen hießen M. Berger und H. Schultze.Alle weiteren Bauern wurden in der nebenstehenden Klassifikation namentlich genannt.
Außerdem
4 Gärtner: M. Schultze, H. Lehmann und M. Görgayck
und
1 Büdner: M. Noack.
Eine Hufe bewirtschaftete der Hirt und ½ Hufe der Schäfer. Außerdem lebten 5 Hausleute im Dorf.
Weide und Viehzucht waren mittelmäßig. Gegen einen Scheffel Hafer konnte in der Königlichen Heide Holz geholt und das Vieh geweidet werden.
In einer Bauerwirtschaft wurden 6 Fuder Heu eingebracht und es konnten 3 Pferde, 4 Rinder, 9 Schafe, 3 Schweine und 3 Gänse gehalten werden.
Es wurden Roggen, Gerste, Hafer, Erbsen, Wicken, Hirse, Buchweizen, Leinen und Hanf angebaut.
Die beiden Schulzen verschänkten abwechselnd etwa 1000 Liter Krossener Bier im Jahr.
Im
Bratring 1806 steht geschrieben:
Braschen war im Jahre 1806 ein Dorf mit 2 Lehnschulzen; es wurde von der Kämmerei zu Crossen verwaltet.
Es hatte 9 Ganzbauern, 4 Ganz-Kossäten, 1 halb-Kossäten, 3 Büdner und 11 Einlieger. Außerdem 1 Königl. Oberförster über das Revier Braschen.
Braschen hatte 1806:
21 Feuerstellen u.
167 Einwohner. Braschen war nach Merzwiese eingepfarrt.
Blochbude - ein Vorwerk bei Braschen mit einer kleinen Schäferei.
Blochbude hatte 1806:
8 Feuerstellen u.
33 Einwohner.
In der “Topografischen Übersicht des Reg.Bez. Frankfurt/Oder” aus dem Jahre
1844 erscheint:
- Braschen war ein Dorf mit 1 Oberförsterei - zur Stadt Crossen gehörig.
es hatte 33 Wohngebäude und 219 Einwohner.
es war nach Merzwiese eingepfarrt.
- Klein Braschen - zu Braschen gehörig.
11 Wohngebäude mit 39 Einwohnern.
- Blochbude - Vorwerk zun Rentamt Crossen.
9 Wohngebäude mit 50 Einwohnern.
- Rehlaug - Königl. Försterei zu Braschen.
1 Wohngebäude mit 5 Einwohnern.
Für das Jahr
1852 werden genannt:
- Braschen - war ein Dorf und Oberförsterei; zum Rentamt Crossen gehörig.
Es hatte 239 Einwohner
- Klein Braschen - Dorf zum Rentamt Crossen gehörig. Es hatte 37 Einwohner.
- Blochbude - Vorwerk zum Rentamt Crossen gehörig. Es hatte 60 Einwohner.
- Rehlaug - Königl. Forsthaus zu Braschen. Es hatte 9 Einwohner.
Das Forsthaus von Blochbude
Im
Riehl und Scheu "Berlin und die Mark Brandenburg …" von
1861 wird geschrieben:
- Braschen war ein Dorf und Oberförsterei mit Oberförster Kreth.
Es hatte 31 Häuser und 226 Einwohner .
- Das Klein Braschen - Kolonie zum Rentamt Crossen: 6 Häuser mit 38 Einwohnern.
- Die Blochbude: - Kolonie zu Braschen, eingepfarrt zu Bobersberg: 9 Häuser mit 53 Einwohnern.
- Die Rehlaug : - Försterei zu Braschen. 1 Haus mit 8 Einwohnern.
- Der Forstbezirk und Oberförsterei Braschen
Das königliche Forstamt Braschen bestand über 150 Jahre . Es ging im Jahre 1929 – durch die Auflösung der Gutsbezirke –
in den staatlichen Forstbezirk Braschen über.
Der Forstbezirk Braschen war rund 6000 ha groß. Ihm untergeordnet waren
7 Forstreviere. Sie hießen
Rehlaug, Teerofen, Blochbude, Bobersberg, Otterbusch, Pohlo und Merzwiese.
Oberförsterei in Braschen
Im Forstamtsbereich lagen der große
Blochsee und der
Kempfensee, beide sehr fischreich, sowie etwa 1000 ha
landwirtschaftlich genutzter Flächen, darunter das 700 ha große „Birkenbruch“ zwischen Merzwiese und Neuendorf. Es war ein
ideales Revier mit gutem Rotwild- und sehr starkem Rehwildbestand. Dazu gab es um Teerofen herrliches Birkwild und ein wenig Auerwild.
Braschen Kulturarbeiterinnen 1928/29
Bei den Holzarten überwog die zum Teil hochwertige Kiefer die noch wertvollere Eiche. Schöne Birken, Erlen und starke Rotbuchen
machten den Wald herrlich bunt.
Viele Braschener Einwohner haben viele Jahre ihres Lebens als Waldarbeiter/-innen und Holzhauer
in den sieben Revieren dieser ehemaligen Oberförsterei Braschen gearbeitet.
Die schön gelegene
Oberförsterei war gut l00 m vom Dorfe Braschen entfernt. Von l930 bis l938 war
Alfred Merckell der
Leiter des Preussischen Forstamtes Braschen und nebenbei der erste Jägermeister des Kreises Crossen. Sein damaliges
„Herrschaftsgebiet“ war die Gegend rund um den Kempfenberg.
Leider wurde er mit Wirkung vom 1. April 1938 nach Minden versetzt. Als seine Versetzung verfügt wurde, trennte sich seine
Familie mit Schmerz vom geliebten Braschen, denn sie träumten damals von einem lebenslangen Aufenthalt in Braschen.
- Die Schule von Braschen und der Lehrer Franz Rösler
Besonders beliebt im Dorfe und besonders bei den Braschener Schülern war der Lehrer Franz Rösler. Er wurde am 2. Februar 1892
in Rädnitz-Glashütte geboren. Er war das drittälteste von sieben Kindern des Glasmachers Gustav Rösler und seiner Ehefrau Hulda,
geb. Gundlach. Man wohnte in einem Zwölf-Familien-Haus dem Bahnhof Rädnitz gegenüber.
Aus frühester Kindheit blieben Franz Rösler die Verfahren der damaligen Flaschen-Produktion, die sozialen Verhältnisse der
ländlichen Industriearbeiter, Einzelheiten der von diesen nebenbei geleisteten landwirtschaftlichen Tätigkeiten und die
Schönheiten des seenreichen unteren Grieseltals, seiner engeren Heimat, in fester Erinnerung.
Sein Vater Gustav mußte aus Gesundheitsgründen die Glasmacherei und die Arbeit als Hütten-Platzwart frühzeitig aufgeben.
Die Eltern eröffneten deshalb in Rädnitz-Glashütte ein Kolonialwaren- und Getränkegeschäft, für das sie Bier und anderes selbst in Flaschen abfüllten.
Seminar in Drossen 1910 - Oben Mitte: Franz Rösler
Sohn Franz brachte ab 1898 werktäglich die
4 km Fußweg zur Dorfschule und
zurück hinter sich, in der die Lehrer Klix, Warning, Freitag und Gebhard unterrichteten. Ab 1901 besuchte er die neu eingerichtete
Glashütten-Schule, in der zunächst der tüchtige Bernhard Seefeld, später ein Lehrer namens Bauer wirkte.
Der aus Frankfurt(Oder) stammende Seefeld empfahl den „kleinen Steppke“, der als Glasmacher körperlich ungeeignet erschien,
für die
Aufnahme in die Präparanden-Anstalt Drossen. Der dortige Direktor nahm den jungen Rädnitzer nach Vorstellung an,
ohne auf einer Prüfung zu bestehen. So brachte Franz Rösler im Internat von 1906 bis 1909 die Präparanden-Anstalt und von 1909 bis 1912
die Seminarausbildung hinter sich, um im Februar 1912 die 1. Lehrerprüfung zu bestehen.
In seinen Lebenserinnerungen anerkannte er durchaus die Vorzüge der von ihm durchlaufenen Lehrerausbildung u.a. mit Instrumentalunterricht
an Klavier, Orgel und Geige, mit erstem Sammeln praktischer Unterrichtserfahrungen in der angeschlossenen Übungsschule, mit Tanzstunde
und den Horizont erweiternden Abendkursen. Er merkte aber auch an, daß die Lehrenden durchweg Anhänger der idealistischen Philosophie
waren und den im allgemeinen politischen Leben doch schon recht kräftigen Sozialismus totschwiegen.
Der Lehramtsaspirant diente als „Einjähriger" je ein halbes Jahr beim Leibgrenadier-Regiment 8 in Frankfurt und bei der Neuaufstellung des Infanterie-Regiment 175 in Graudenz.
Danach wies man ihm
ab 1. April 1913 die Lehrerstelle in Braschen zu. Der Braschener Schulvorstand erklärte sich durch
Wahl mit ihm einverstanden. Den Haushalt führte ihm erst eine Schwester, dann eine Tante. Er trat dem Kriegerverein und dem
freiheitlichen Radfahrerverein bei und widmete sich mit Schwung der Schularbeit sowie nebenbei Gartenbau und Landwirtschaft
auf dem ihm zugewiesenen Acker.
Als Freizeit-Freunde gewann der junge Lehrer einige Förster. In den Ferien fuhr er per Rad ins Riesengebirge, dann in den Harz.
Von dort kehrte er im Sommer 1914 vorzeitig zurück. um den Krieg nicht zu verpassen. Der Kaiser rief ihn zu den Crossener 52ern.
Er mußte in West und Ost -teils beim aktiven Regiment - teils beim Reserve-Regiment kämpfen. Er wurde mehrfach verwundet,
mit beiden Eisernen Kreuzen ausgezeichnet und führte schließlich als Offizier eine Kompanie. In einer Genesungsperiode legte
er Ende Mai 1918 die 2. Lehrerprüfung in Braschen ab. Als zeitweilig nur garnisondienstfähig kehrte Franz Rösler am 30. Oktober 1918 in seinen Beruf zurück.
Schule in Braschen vor dem Anbau einer 2.Klasse 1930/31
Die Braschener wählten den Ex-Leutnant wenige Tage drauf, am 9. November, zum
Vorsitzenden des Arbeiter- und Bauernrates
der Gemeinde. Im Juli 1919 heiratete der 27jährige Else, geb. Mattig, aus Gablenz bei Cottbus, die er während eines Lazarettaufenthaltes
kennengelernt hatte. Die Familie wuchs durch die Geburt zweier Kinder. Die Lebensgefährtin, die Geige spielte, gern musizierte und tanzte,
stand ihrem Gatten in Haus und Garten, vor allem bei der Erziehung der Jungen, getreulich zur Seite.
Als politisch denkender Mensch kam er zu der Überzeugung, daß vor allem die SPD sich für Frieden und Fortschritt engagierte, Er trat 1921 dieser
Partei bei. Zuerst bis 1925 stieg die Mitgliederzahl jedoch auf etwa 15. Im gleichen Jahr gründete Franz Rösler zur Erhaltung
und Stärkung der Demokratie eine Ortsgruppe des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, die zu einem kräftigen Verein heranwuchs.
Weitere Arbeit hatte der Lehrer sich durch die Übernahme der Geschäftsführung des Spar- und Darlehnskassenvereins und der
Elektrizitätsgenossenschaft aufgebürdet. Auch war er jahrelang
Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion und zeitweilig
Kreisdeputierter (nach heutigem Verständnis ehrenamtlicher Landrat-Stellvertreter). Daß er in den Jahren 1925 bis 1933 als
Kreistagsmitglied und Kreisdeputierter viel auf Achse war, versteht sich von selbst. Trotz der Fülle der Ehrenämter durften
die Berufsaufgaben nicht vernachlässigt werden. Die Zahl der schulpflichtigen Kinder schwankte in Braschen zwischen 65 und 85.
Bis 1929 unterrichtete Franz Rösler diese vielen Mädchen und Jungen allein. 1930 endlich wurden eine zweite Klasse, eine zweite
Lehrerwohnung und Badeeinrichtungen für Lehrerfamilien und Schüler gebaut, was rund 42000 Reichsmark kostete. Als zusätzliche
pädagogische Kraft kam Lehrer Rönspiess ins Dorf.
Bei allen Wahlen stimmte die große Mehrheit der Braschener für die SPD. Eine Ortsgruppe der NSDAP wurde erst 1932 gegründet.
Noch bei der Reichstagswahl nach Hitlers Machtergreifung 1933 sprachen sich 165 Braschener für die SPD, nun allerdings schon
120 für die NSDAP aus.
Ihren langjährigen Lehrer wollten die meisten behalten. „Gerade weil das Dorf sein Bleiben wünscht, soll er fort“,
erklärte jedoch der stellvertretende NS-Kreisleiter, Pfarrer Süß (Griesel), dem demokratischen Kommunalpolitiker. Dieser mußte
eine Hausdurchsuchung ertragen und wurde wegen eines russischen Fernglases, das er aus dem 1. Weltkrieg mitgebracht hatte, angeklagt,
aber freigesprochen. Vor einem Ausschuß in Frankfurt (Oder) verteidigte er sich unter 15 aus ähnlichen Gründen Vorgeladenen
am tapfersten, berichtete später Schulrat Metzdorf. Das half aber nichts.
Zum 1. Juli 1933 wurde Franz Rösler
nach Neumahlisch im Kreis Lebus versetzt, wo die Schülerzahl 24 betrug und laufend sank.
Sein Amt in Braschen übernahm, aus gleichem Grunde aus dem Nachbarkreis Züllichau kommend, Lehrer Lobermeier. Die nationalsozialistischen
Machthaber veranstalteten eine Art Lehrerkarussell, indem sie demokratische Pädagogen in eine ihnen unbekannte Umgebung brachten.
Mochte Franz Rösler nun viel mehr Zeit als zuvor für den Garten und seine Bienen haben, konnte er die Erforschung der Geschichte
der Glashütten, die er 1911 begonnen hatte, nun ausweiten, so empfand er doch den Umzug in das kleine Dorf nördlich von Frankfurt(Oder)
als unverdiente Strafe. Hinzu kam, daß 1933 und 1935 seine Mutter und sein Vater in Rädnitz starben. Seine Jungen mußten unbequeme
viel längere Schulwege als in Braschen-Crossen zum Realgymnasium der Bezirksstadt auf sich nehmen.
Schule in Braschen - jetzt ein Motel
Zu
Beginn des 2. Weltkrieges zog die Wehrmacht den Reserveoffizier ein. Im Polenfeldzug wirkte er in einem Stabe.
Danach erhielt der 1940 zum Hauptmann Beförderte als „älteres Semester“ Aufgaben beim Bahnhofs-Wachregiment, bei Transportkommandanturen
im Osten und nach Umschulung in Norwegen, bei der Küstenartillerie in Italien. Seine Söhne waren ebenfalls Soldaten.
Die Sorge um sie, insbesondere um den zeitweilig vermißten jüngeren Sohn, trug wesentlich zum Tode von Frau Else Rösler
Ende November 1943 durch einen Schlaganfall bei. Sie wurde in Rädnitz begraben.
Franz Röslers Anträge auf Entlassung aus Altersgründen gab die Wehrverwaltung erst Mitte 1944 nach. Im Spätherbst 1944 übernahm
er eine
Hauptlehrerstelle in Kochsdorf bei Spremberg. Hier geriet er bald als Angehöriger des Volkssturms
in die Wirren des militärischen Zusammenbruchs. Er wurde noch einmal verwundet, schlug sich aber nach Kochsdorf durch, wo er
ab 1. Oktober 1945 wieder unterrichtete.
Um die folgende Jahreswende lehnte er eine ihm angebotene Dozentenstelle an der neu
eröffneten Akademie für Lehrerbildung in Cottbus ab. Er wurde Bezirksschulleiter für neun Ortschaften.
Als Schulrat wollte ihn aber die Verwaltung der Sowjetzone nicht einstellen, weil er Offizier gewesen war.
Der einstige Kreis-Crossener Kommunalpolitiker schloß im August l946 eine zweite Ehe mit der Lehrerstochter und Webmeisterin
Magda Franz. Es gelang ihm, in deren Heimatort Klostermansfeld ab 1. November 1947 eine Lehrerstelle
zu erhalten. Im November 1952 ging der 60jährige mit 469 Ostmark Monatsrente aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand.
In diesem beschäftigte er sich bis zum Herbst 1957 mit Garten- und Feldarbeit sowie mit der Niederschrift der Lebenserinnerungen
und der Geschichte seiner Familie. Nach ernster Erkrankung und mehreren Operationen im Krankenhaus Eisleben verschied er am 2. Dezember 1957.
Der begabte Rädnitzer Junge, der langjährige Braschener Lehrer, der sozial und demokratisch denkende Mitbürger, dessen Engagement
zwei (nun hoffentlich überwundenen) Staatsgewalten des 20. Jahrhunderts mißviel, fand in Klostermansfeld zwischen dem Ostharz
und Halle/Saale seine letzte Ruhestätte.
Sein
Sohn Hans Jürgen Rösler - geboren am 14. Mai 1920 in Braschen, gestorben am 12. Januar 2009
in Freiberg - wurde Professor für Mineralogie und Autor diverser Veröffentlichungen und Lehrbücher als internationale Schlüsselpublikationen
wie der „Geochemischen Tabellen“ und des „Lehrbuches der Mineralogie“.
Er war ab 1959 Leiter des Lehrstuhls für Geochemie und Mineralogie an der ehemaligen Bergakademie Freiberg, heute Technische
Universität Bergakademie Freiberg. Hans Jürgen Rösler entwickelte und prägte das Institut für Mineralogie unter den Verhältnissen
in der DDR und machte das Institut zu einer Adresse von Weltruf.
Zum landes- und ortsüblichen Brauchtum in den einzelnen Orten des Kreises Crossen gibt es kein schriftlich überliefertes Wissen.
Dieses konnte deshalb nur durch die gemeinsame Erinnerung zusammengetragen werden und schriftlich für die Nachwelt festgehalten werden.
In Braschen wurden im Laufe eines Jahres die nachfolgend genannten Bräuche ausgeführt:
Jugendfastnacht in den 1920er Jahren in Braschen
Zu Beginn eines Jahres wurden in Braschen an drei Tagen
folgende Fastnachtsveranstaltungen - die Jugendfastnacht,
die Weiberfastnacht, und als Höhepunkt die Männerfastnacht - durchgeführt.
Selbstverständlich gehörte auch in Braschen zur Fastnacht das
Zampern. Die Burschen gingen mit Musikbegleitung von Haus
zu Haus. Die Kapelle spielte ein Ständchen, mit der Hausfrau wurde getanzt und ein Schnäpschen getrunken. Als Lohn gab es Eier,
die in einer Kiepe gesammelt wurden, Speck oder Schinken, der auf eine Heugabel gespießt wurde und auch etwas Geld.
Am Abend wurde das Eingesammelte dann im Gasthof bei Schulzes (Kählersch) Speck und Eier zum „Eierkuchen” gebraten und mit
reichlich „flüssigem” Brot gemeinsam verspeist. Dazu wurde getanzt und gesungen - mit und ohne Kapelle. An der
Männerfastnacht und besonders am Tanz konnten dann
alle Dorfbewohner teilnehmen.
Übrigens gab es bei Tanzveranstaltungen im Saal eine feste Sitz- oder Stehordnung:
• Rechts der Saaltür standen einige lange Bänke für die Frauen und Mütter (mit guter Sicht auf das Tanzparkett, um jeden
eventuellen Beginn einer Beziehung zu erspähen und um aus genauen Beobachtungen genügend Gesprächsstoff an den folgenden Tagen zu haben.)
• Gegenüber der Saaltür und z.T. unterhalb der Bühne saßen die Mädchen ebenfalls auf langen Bänken.
• Links der Eingangstür war der Ausschank - hier standen die jungen Männer, die bei Tanzbeginn über den Saal auf die Auserwählte zueilten.
• Links hinter dem Ausschank waren Tische und Stühle. Dort saßen jungvermählte Paare und die Honoratioren, wie Bürgermeister, Lehrer und Oberförster usw.
Aber wo waren nun die älteren Männer und Väter? Sie saßen vor der Saaltür in der großen Gaststube und spielten Karten.
In dieser Gaststube in einer Ecke hatten »Fleeschers« ihren Stand mit warmer Wurst und anderen nahrhaften Sachen.
Zur Jugendfastnacht noch eine Ergänzung:
Daran nahmen die Mädchen und Jungen immer paarweise teil.
Bei der Jugendfastnacht war es üblich, dass die jungen Männer im Festanzug zum Haus ihrer vorher ausgewählten Partnerin gingen, um sie abzuholen.
Dabei überreichte er der Partnerin einen kleinen Blumenstrauß. Die Partnerin hatte auch ein kleines Sträußchen vorbereitet,
welches sie ihrem Partner ans Revers seines Anzuges fest machte. Dann gingen beide eingehakt die Straße zum Gasthof entlang.
Das Überreichen der Blumen und das gemeinsame Schlendern zum Gasthof sind ein Hinweis darauf, dass ein landesübliches vielfältiges
Brauchtum im Dorf Braschen gepflegt wurde. Oftmals wurde aus diesem gemeinsamen Weg einer für das ganze Leben!
Gasthof in Braschen - rechts hinten im Anbau: der Tanzsaal
Öfters wurden auch
Maskenbälle im Gasthof veranstaltet. Dabei wurden immer die besten Maskeraden gekürt. Ein „Ziel“ war
es dabei auch, sich so gut zu maskieren und so „andersartig“ zu bewegen und zu benehmen, dass die um die Tanzfläche herumsitzenden
Dorfbewohner nicht errieten, wer sich unter der einzelnen Maskierung verbarg. Erst bei der Demaskierung - auf einem Tisch unterhalb
der Bühne im Saal - wurde um Mitternacht dann das Geheimnis gelüftet.
Ab Aschermittwoch war Fastenzeit bis Ostern. Wir haben zwar nicht gefastet, aber Tanzveranstaltungen durften nicht sein.
Die kirchliche Tradition wurde eingehalten. Dazu gehörte auch, dass sonntags zur Zeit des Gottesdienstes nicht gearbeitet werden durfte.
Zum Osterfest hab es verschiedene Bräuche:
• Am späten Samstagabend gingen die jungen Männer „Eiersingen“. In kleinen Gruppen von
3-5 Männern, wobei meist einer ein Musikinstrument spielte, wurden auf den einzelnen Höfen kirchliche Lieder gesungen.
Dafür gab es dann einige „Ostereier“.
• An den Osterfeiertagen gingen oder fuhren die Kinder zu ihren Paten „Dingeiern“!
Die Paten nannte man früher Kittel- oder Hosenpate. Für die Patenkinder gab es bunte Ostereier, Zuckersachen, Strietzel und Togge.
Letztere waren Lebkuchen in verschiedenen Formen, die mit bunten Lackbildern verziert waren. Alles wurde in ein geflochtenes
Osterkörbchen gepackt und stolz nach Hause getragen. Manchmal begann das „auffuttern“ auch schon unterwegs.
• Auf Vogels Wiese (Dukters Haus Nr. 18), hinter deren Hof und Garten, entsprang ein Bach. An dieser Quelle wurde
von den jungen Mädchen noch vor Sonnenaufgang am 1. Feiertag das „Osterwasser“ geschöpft.
Ohne zu sprechen oder zu lachen, musste es nach Hause gebracht und zum Waschen verwendet werden. Es sollte der Schönheit und
der Gesundheit gute Dienste tun. Wer allerdings auf dem Hin- oder Rückweg sprach oder lachte, hatte das Wasser „entweiht"
und Quasselwasser geholt.
Mädchen beim Bändertanz
Vor dem Gasthof und der Ausspanne war ein „Dorfplatz“. Dort wurde
zum 1. Mai der „Maibaum“ aufgestellt. Neben dem Maienkranz,
der an der Spitze des Maibaumes hing, wurden dort oben viele bunte Bänder befestigt. Am Abend vor dem Tanz im Gasthof sangen und
tanzten dann die jungen Mädchen und Frauen um diesen Maibaum den sogenannten
Bändertanz. Dabei hatten
sie je ein buntes Band in der Hand und „flochten“ dies im Tanzschritt um den Maibaum herum.
Zu Pfingsten wurden die Hof- und Hauseingänge mit frischem „Maiengrün“ (Birkenästen) herausgeschmückt, Haus- und Hofeingänge
gesäubert und geharkt, und manchmal auch mit „weißem Sand“ verschönt.
Das
Erntefest und die
Kirmes wurde auch gefeiert.
Eine Besonderheit in Braschen war der Andreastag, oder besser die Andreasnacht vom 30. November auf dem l. Dezember.
Da wurde im Dorf Schabernack gespielt. Alles, was nicht gesichert und verwahrt worden war am Haus und Hof, wurde weggetragen
bzw. verschleppt. Da waren am Morgen des l. Dezember oft die Wagen vom Hof verschwunden. Nicht verschlossene Haus-, Hof- oder
Scheunentore waren nicht mehr vorhanden u.a.m. Manche Teile fand man auf Haus- oder Scheunendächern, manche irgendwo auf Feldern
und Wiesen oder in dorfnahen Waldstücken wieder.
Auf welche „Ursache“ oder „Bewandnis“ dieser Unsinn fußte, ist nicht genau rekonstruierbar, über Gründe kann lediglich spekuliert werden.
Weihnachten war auch in Braschen das besondere Fest im Jahre, In den meisten Familien wurde vorher geschlachtet und gebacken.
Neben den selbst gefütterten Schweinen, wurden Gänse, Puten oder anderes Federvieh für die Festtafel zu den Feiertagen „vorbereitet“.
Stollen und Pfefferkuchen wurden genauso selbst gebacken, wie auch Streußel-, Quark- oder Napfkuchen, Bei vielen Familien gab es
zum Weihnachtsfest und auch zum Jahreswechsel
„Mohnstriezel“. Neben diesen lukullischen Genüssen war
es in vielen Familien auch Brauch, entweder am Heiligen Abend oder an einem der Feiertage nach Merzwiese zu fahren und an einer
kirchlichen Andacht teilzunehmen.
Zu Silvester oder Neujahr wurde - soweit möglich - auf den Karpfen mit Biersoße nicht verzichtet.
Auch die
„Spinnstube“ am Wochenende war eine „dörfliche Einrichtung“. Junge Mädchen und Burschen trafen sich am Sonnabend-
oder Sonntagabend bei einem ihrer „C1ique“, erzählten, sangen und flirteten miteinander. Auch manche Handarbeit wurde dabei erledigt.
Besonders beliebt war aber der „zweisame“ Nachhause-Gang nach der Spinnstube.
Weit verbreitet war an den Winterabenden das „Federnschleißen“. Meistens Gänsefedern wurden dabei vom Federkiel gerupft.
Dazu wurden Küchen oder Stuben fast leer geräumt und mit langen Tischen und vielen Sitzgelegenheiten ausgerüstet. Auf diesen
Tischen wurden dann die Federn geschüttet und die Mannschaft (manchmal bis zu 20 Frauen und Mädchen) konnte mit der Arbeit beginnen.
Es wurde viel erzählt oder besser „geklatscht“ über Geschehnisse im Dorf und besonders über die lieben Mitmenschen.
Höhepunkt war nach getaner Arbeit dann, dass von der Hausherrin vorbereitete Kuchenessen, das mit Kaffee und anderen Flüssigkeiten
schlüpfrig gehalten wurde.
Das waren nur die so genannten jährlichen Höhepunkte der Veranstaltungen. Gastwirt und Jugend organisierten darüber hinaus noch
weitere Tanzveranstaltungen, zu denen im »Crossener Tageblatt« offiziell eingeladen wurde. Eine Besonderheit war der
Feuerwehrball, da oftmals Feuerwehren aus den Nachbardörfern diesen mit kleinen Beiträgen »künstlerisch« aufwerteten.
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Gasthof Benschbude |
Terrassengarten direkt am Bober |
Blick zur neuen Boberbrücke |
In der näheren Umgebung von Braschen waren besonders
zwei Ausflugsziele an den Wochenenden beliebt.
Erstens die Gastwirtschaft mit Gartenlokal Benschbude direkt am Bober neben der Brücke gelegen.
Dies war ca. 2 km in östlicher Richtung nach Crossen zu an der Fernverkehrsstraße 97 gelegen. Das Lokal war bei der Bevölkerung
sehr beliebt wegen der Lage am Bober und dem schönen Terrassengarten direkt am Boberufer.
Der Heidekrug
Bei der Jugend natürlich wegen der Tanzveranstaltungen. Die Jugend aus den umliegenden Dörfern Deichow, Deichow-Ziegelei,
Neu- und Alt-Rehfeld, Deutsch- und Wendisch-Sagar, Fritschendorf und Braschen „schwofte“ oft zusammen dort.
Der Saal war beim Tanz immer gerammelt voll – aber das war ja besonders schön. Ebenso schön war danach der Heimweg nach Braschen
oder den anderen Dörfern für die verliebten Pärchen.
Die auf dem oberen Bildteil rechts gezeigte Brücke über den Fluss wurde 1935-1937 erbaut. 1934 war die alte Holzbrücke abgebrannt.
Diese war 1860 bis 1865 beim neuen Straßenbau der F97 zwischen Guben und Crossen erbaut worden. Das Holz für den damaligen Neubau
wurde von der Oberförsterei Braschen geliefert und den Holztransport mussten die Braschener Bauern mit ihren Pferdefuhrwerken durchführen.
Zweitens gab es in westlicher Richtung nach Guben hin ebenfalls an der F97 ein Ausflugslokal, was von den umliegenden
Dörflern sehr gern an den Wochenenden besucht wurde - der Heidekrug. Von Braschen lag er etwas weiter
wie Benschbude entfernt. Aber wer nicht laufen wollte, nahm das Fahrrad und die ganze Familie machte sich auf den Weg zu einer
Kaffeefahrt. Leider ist diese Gaststätte durch Kriegseinwirkungen zerstört und nicht mehr aufgebaut worden.
- I n f r a s t r u k t u r d e s O r t e s
Braschen lag im Mittelalter abseits der Hauptverkehrswege. Damals war nur ein Übergang über den Unterlauf des Bobers vorhanden,
das war die Furt bei Neubrück. So zielte auch die alte Poststraße Dresden – Warschau zu dieser Furt. Sie verließ von Guben her
beim Forsthaus Brankow-Teerofen die Linie der heutigen Gubener Chaussee, danach wurde sie durch einen elenden Sandweg nach Blochbude
fortgesetzt und von dort führte sie über Deichow zur Furt und von dort weiter nach Crossen.
Braschen war ein geteiltes Dorf. Die Alteingesessenen waren die Bauern (etwa 20 Familien). Diese Abgeschiedenheit von Braschen
änderte sich aber mit dem
Bau der Gubener Chaussee in den Jahren 1861 – 1866. Für die neue Trasse, die an Braschen vorbeiführte,
mussten Teile vom 80jährigen Kiefernbestand abgeholzt werden. Für den Bau der neuen Brücke über den Bober bei Benschbude und
einer Flutbrücke lieferte die Oberförsterei Braschen größere Mengen von Bauholz in diversen Abmessungen.
Bahnhof in Braschen
Nach dem Bau der Gubener Chaussee (Fernstraße F 97) siedelten sich in Braschen viele Handwerker an. Sie bauten sich ein eigenes
Häuschen, zu dem meistens eine kleine Landwirtschaft gehörte (etwa 50 bis 55 Familien).
Im Jahre 1914 wurde die Eisenbahnlinie Crossen – Sommerfeld (Balkanexpress) eröffnet. Braschen bekam nun einen Bahnhof
und war verkehrsmäßig auch mit dem Eisenbahnverkehr verbunden.
In den 1930er Jahren brachte der Bau des Boberkraftwerkes Deichow auch für die Bewohner von Braschen einen weiteren Aufschwung.
Bis Mitte der 1930er Jahre gab es nur 2 Telefonanschlüsse im Dorf. Eins gehörte zur Oberförsterei und das zweite zur Poststelle,
die in der Gaststätte von Ferdinand Schulz (Kahlers) und seiner Frau mit betrieben wurde. Dieses öffentliche Telefon bestand
aus Hörrohr und Sprachrohr. Um ein Gespräch führen zu können, musste das Amt angekurbelt werden.
Von Brandkatastrophen blieb auch Braschen nicht verschont. Erwähnenswert ist hier der
Brand von 1836, bei dem fast alle Gebäude
in Braschen abgebrannt waren. Nach diesem Brande wurden mehrere Notbauten errichtet.
Im Jahre 1932 brannte ein kleines, unbewohntes mit Stroh gedecktes Haus
»Die graue Ratte«.
Dies war das letzte noch erhalten gebliebenes Haus von diesen Notbauten. Die »graue Ratte« stand in der Nähe von der Schule, dort,
wo später nebenan das Wohnhaus der Familie Max Drendel stand.
neue Kirche in Braschen
Kolonialwaren und Bäckerei von Paul Kalläne
Braschen war kein Kirchendorf und hatte auch keine Polizei – es war nach Merzwiese eingepfarrt. Außer einer Familie Schaletzke waren alle Dorfbewohner evangelisch.
Nach der Vertreibung aller Dorfbewohner im Juni 1945 wurden allmählich polnische Familien in Braschen angesiedelt. In den 1980er
Jahren erhielt das Dorf eine polnische katholische Kirche.
Braschen hatte in der ersten Hälfte des 20. Jahrh. eine gute Infrastruktur. Man lebte in Braschen hauptsächlich von der Landwirtschaft und von der Waldarbeit.
Am 15. Februar 1945 gab es in Braschen 82 Wohnhäuser plus 1 Rohbau.
Dazu kamen:
Schule |
Oberförsterei |
Försterei Braschen |
Bahnhof |
Sägewerk |
Försterei Rehlaug |
In Braschen gab es damals: ♦ 10 größere Bauernwirtschaften, ca. je 20-30 ha
♦ 3 kleinere Bauernwirtschaften, ca. je 10-15 ha
♦ ca. 25-30 kleine Nebenwirtschaften, je 2-8 ha,
deren Eigentümer waren Maurer, Zimmerer, Tischler, Schlosser, Waldarbeiter usw.
Von den
Gewerken und Sonstigen waren in Braschen vorhanden:
1 Sägewerk mit 8-10 Arbeitern |
2 Bäcker |
1 Dachdecker |
2 Kolonialwarengeschäfte |
1 Schmiede |
1 Fleischer |
1 Fahrradhändler mit Werkstatt u Tankstelle |
1 Tischler |
1 Gastwirtschaft |
1 Landwirt, der für die Raiffeisengenossenschaft tätig war |
1 Stellmacher |
1 Schuster - nur bis 1940 tätig. |
Durch Kriegseinwirkungen wurden das Sägewerk und 39 Wohngebäude zerstört.
Weitere zwei Häuser mussten bei der Verbreiterung der Chaussee (früher F97) demontiert werden.
Inzwischen sind von den neu angesiedelten Polen etwa bis 2017 zehn neue Einfamilienhäuser und ein Wohnblock mit mehreren Wohnungen errichtet worden.
Im Jahre 2016 wurde die Oberförsterei Braschen geschlossen. Mehr als 300 Jahre war sie für die Gemeinde ein guter und zuverlässiger Partner gewesen.
- B r a s c h e n - Ortsplan und Häuserverzeichnis
Einwohnerbuch Braschen von 1926
Ortsplan von Braschen - Stand: 1945
Dank der Mitarbeit des Braschener Ortschronisten Fritz Lehmann konnten sowohl das "Einwohnerbuch des Kreises Crossen/Oder - Ausgabe 1926"
als auch der Ortsplan von Braschen mit Besitzerverzeichnis für diese Webseite bereitgestellt werden.
Die darin enthaltenen Angaben werden im folgenden vollständig wiedergegeben.
Dazu:
Bitte das rechts oder links stehende Verzeichnis anklicken.
Danach bei gedrückter Strg-Taste mit dem Mausrad Zoomen,
bis die aufgeführten Namen leserlich erscheinen!
- Das Jahr 1945 - die Vertreibung und der Ortsteil Braschen in Jamlitz
Bereits im Dezember 1944 fuhren endlose Kolonnen aus dem Warthegaukreisen Schroda, Schrimm und Kosten auf der Gubener Chaussee
in Richtung Westen. Dabei durchquerten oder übernachteten auch in Braschen. Das waren für uns die ersten Anzeichen, dass der
Krieg an seinen Ausgangspunkt zurückkehrt. Mitte Februar 1945 war es dann soweit. Auf der Flucht vor den Russen wurde ich - Helmut Pflaum -
am Nachmittag des 16. Februar 1945 im Saal des Braschener Gasthofs, der als Verbandsplatz für deutsche Soldaten und auch Flüchtlinge
benutzt wurde, wegen meiner Mittelohrentzündung neu verbunden. Dieses Gebäude fiel den später folgenden Kriegsereignissen zum Opfer.
Am 23. Juni 1945 wurden die Einwohner in Braschen durch sehr lautes Klopfen an Haustüren
und Fensterläden gegen 4 Uhr morgens aus dem Schlaf gerissen. Polnische und sowjetische Soldaten standen draußen und erteilten den Befehl:
Sofort alle Sachen packen. auf mögliche eigene Fahrzeuge verladen und in zwei Stunden abmarschbereit auf der Straße stehen!
Nach der Flucht im Februar 1945 war dies der zweite und endgültige Austrieb aus unser geliebten Heimat - wie wir etwas später
erfahren mussten. Mit vielen Demütigungen verbunden war dieser endgültige Verlust des Heimatdorfes, in dem seit mehreren Jahrhunderten
viele Generationen unserer Vorfahren ihre Existenz für sich und die nachfolgenden Generationen mühevoll geschaffen, erhalten und entwickelt hatten.
Jamlitz ist der Ort, wo der
Braschener Treck bei der Vertreibung aller Einwohner zuerst in die KZ-Baracken einquartiert wurde.
Kurze Zeit später wurden diese Braschener in andere, etwas annehmbarere Baracken - das Lager Jamlitz - verlegt.
Aus dem
„Lager Jamlitz“ wurde der „Ortsteil Braschen“ in dieser Gemeinde und damit der Wohnsitz vieler Familien aus dem
Heimatdorf für Monate und Jahre.
Zeitweise hatte das „Lager Braschen“ sogar eine eigene Braschener Schule, in der der Lehrer Lobermeier unterrichtete und einen
Braschener Bürgermeister. Noch heute wohnen in Jamlitz, Lieberose und näherer Umgebung ca. 15 bis 20 ehemalige Braschener.
Treffen 2009 der Braschener am Gedenkstein
Als Erinnerung an diese Jahre kurz nach der Vertreibung wurde am 6. Juni 1999 am Eingang des Friedhofs
in Jamlitz ein Gedenkstein enthüllt, der auch die nachkommenden Generationen an die ehemalige Heimat ihrer Vorfahren erinnern soll.
Die Braschener haben an diesem Ort die Möglichkeit zum Gedenken an ihre Vorfahren, die seit mehr als 600 Jahren in Braschen gelebt,
diesen Ort entwickelt und erhalten haben.
Bei der Einweihung dieses Gedenksteins erinnerte der Braschener Landsmann Fritz Lehmann in seiner Rede:
„Wir sind die letzte deutsche Generation, die in Braschen ihre Heimat hatte. Unsere Kinder und Enkel haben
in unserem jetzigen Zuhause ihre eigene Heimat gefunden. Trotzdem sollten wir ihnen „unser Braschen“ als Ort des Erinnerns und
Gedenkens ans Herz legen und ihnen erzählen und erläutern, wo ein Teil ihrer Vorfahren gelebt hat und wo sie herstammen, und
dass es auch eine gute Tradition sein kann, diesen von uns geschaffenen Gedenkstein nach unserer Zeit weiter zu erhalten und
zu pflegen. - Kein Mensch ist ohne Vergangenheit, und für viele Menschen wird irgendwann im Leben dieses Wissen um die Vergangenheit
notwendig und manchmal auch zum echten Bedürfnis.“
Der geschaffene Gedenkstein trägt der Aufschrift :
»Zum Gedenken an Braschen und seine deutschen Bewohner bis 1945«
Er wurde durch ehemalige Braschener finanziert - 55 Bürger der Heimatgemeinde Braschen spendeten die erforderliche Summe.
Der Bauunternehmer Deutschmann, dessen Ehefrau und deren Mutter Braschenerinnen sind, hat den Transport zur Steinmetzfirma und
die fachgerechte Aufstellung am Eingang zum Jamlitzer Friedhof kostenlos vorgenommen.
Die „Jamlitzer Braschener“ werden die Pflege dieser Gedenkstelle durchführen. Zweimal jährlich - zum Heimattreffen im Juni und
zum Volkstrauertag bzw. Totensonntag - wird ein Blumengebinde zum Gedenken an den Heimatort und die Generationen unserer Vorfahren
abgelegt werden.
- Der letzte deutsche Ortschronist von Braschen - Fritz Lehmann
Zuallererst ist unserem Braschner Landsmann - Fritz Lehmann - zu danken, der sein gesammeltes Material bereitwillig für die
Gestaltung dieser Webseite zur Verfügung stellte. Er half auch in mehreren Gesprächen bei der Klärung einiger Fakten.
Als Rentner hat er einen großen Teil seiner gewonnenen Freizeit seinem
Heimatdorf Braschen gewidmet. Seine Arbeit begann
mit der Sammlung nach schriftlichen Dokumenten. Dabei wurden Staatliche Archive angeschrieben und auch besucht. Als Ergebnis
seiner Tätigkeit hat er im Jahre 1998 ein Exemplar
"Chronik über mein Heimatdorf Braschen, Kreis Crossen/Oder" fertiggestellt.
Leider war der Druck dieser Chronik in Form einer Broschüre in einer Buchbinderei nicht möglich, da die darin enthaltenen
Größenformate von Zeitungen und Zeichnungen zu verarbeiten. Im Jahre 2017 erfolgte die Herausgabe eines Nachtrags zu seiner Chronik.
Interessierende Bürger können die gesammelten Unterlagen im Archiv im "Haus Brandenburg" in Fürstenwalde einsehen.
Die im Archiv des "Haus Brandenburg" befindliche
Chronik von Fritz Lehmann besteht aus folgenden Abschnitten:
- Teil 1: Das „Crossener Tageblatt” und die darin enthaltenen Beiträge, Inserate und allgemeinen Hinweise
zu Braschen im Zeitraum von 1925 - 1942
- Teil 2: Zum Andenken an die Braschener, die im 2. Weltkrieg durch Kriegsereignisse an den Fronten und in der Heimat ihr Leben verloren haben.
- Teil 3: Die Staatsforst Braschen von 1820 bis 1940 - Oberförsterei und Revierförsterei.
- Teil 4: Die Flurnamen von Braschen - erarbeitet von Lehrer Otto Blumenthal- 1936.
- Teil 5: Die Eisenbahnlinie „Crossen - Sommerfeld" von 1913 bis 2006 in Betrieb.